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Weniger Kaufkraft, Gender-Gap bei 50 %

Weniger Kaufkraft, Frauen erhalten nur halb soviel Rente wie Männer: ASTAT zeigt klare Ungleichheiten. Gewerkschafter Alfred Ebner sieht Zukunft nicht in der Zusatzrente.
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  • Laut ASTAT-Befund bezogen im Jahr 2023 über 133.000 Südtirolerinnen und Südtiroler Renten. Insgesamt wurden mehr als 3,1 Milliarden Euro an Leistungen ausgezahlt. Doch obwohl die Renten im Vergleich zu früher gestiegen sind, macht sich die Inflation bemerkbar: Die reale Kaufkraft vieler Rentnerinnen und Rentner hat im letzten Jahrzehnt abgenommen. Auch wenn sich der Gender Gap verringert, erhalten Frauen durchschnittlich immer noch ca. 50 % weniger Rente als Männer. Alfred Ebner, Generalsekretär der Rentnergewerkschaft im AGB/CGIL, kommentiert die Erhebung und betont die Relevanz der Rentenreform.

  • Weniger Geld im Portmonnaie

    Zahlenmäßig sieht es zunächst positiv aus: Der durchschnittliche Rentenbetrag pro Person lag 2023 bei 23.315 Euro. Das ist deutlich mehr als noch 2014. Doch rechnet man die Inflation heraus, bleibt real weniger übrig: Die Kaufkraft ist seit 2014 um rund 9 % gesunken. Ebner weißt auf einen blinden Fleck hin: „Für Rentner ist es unerheblich, ob im ‚carello della spesa‘ die Handypreise mitkalkuliert werden. Die Hauptausgaben von Rentnern beziehen sich auf Lebensmittel und diese sind, gesondert betrachtet, in den letzten Jahren unverhältnismäßig im Preis gestiegen.“

  • Geschlechter-Ungleichheit bleibt groß

    Trotz der Tatsache, dass im Jahr 2023 über die Hälfte der Rentenempfangenden in Südtirol Frauen sind (51,4 %), erhalten sie nur 42,6 % der gesamten Rentenausgaben. Diese Differenz verdeutlicht die anhaltende Ungleichheit zwischen den Geschlechtern im Rentensystem. Eine detaillierte Analyse zeigt: Bei den wichtigsten Rentenarten – insbesondere Alters- und Dienstaltersrenten – beträgt der Medianwert für Männer 23.569 Euro, während Frauen im Schnitt mit 11.807 Euro nur etwa die Hälfte erhalten – rund 50 % weniger also. Auch bei den Invalidenrenten zeigen sich klare Unterschiede zugunsten der Männer (14.832 Euro gegenüber 9.355 Euro für Frauen).

     

    Wir arbeiten auf Hochdruck an der Gender Gap Problematik, aber in Ansätzen wie einer Zusatzrente sehe ich keine langfristigen Lösungen der Problematik.

     

    Zwar liegen die Medianbeträge bei Frauen bei Vorruhestandsgeldern und Hinterbliebenenrenten höher, doch diese Rentenarten sind insgesamt selten und fallen vergleichsweise niedrig aus. Der „Gender Pension Gap“ bleibt somit ein zentrales Gerechtigkeitsproblem – auch wenn sich die Lücke in den letzten Jahren leicht verringert hat.

    Die Ursprünge seien, so Ebner, die üblichen Strukturproblematiken: Ungleichtheit am Arbeitsmarkt und im sozialen Rollengefüge: „Wir arbeiten auf Hochdruck an der Gender Gap Problematik, aber in Ansätzen wie einer Zusatzrente sehe ich keine langfristigen Lösungen der Problematik. Wir müssen es hinbekommen, dass Frauen schlicht bessere Bedingungen am Arbeitsmarkt vorfinden, mit Festanstellungen und guten Gehältern.

  • Wo gibt es wie viel Rente?

    Die Höhe der Rente hängt auch vom Wohnort ab:

    • In Bozen liegt das durchschnittliche Renteneinkommen bei 26.680 Euro, das höchste im Land.
    • Im Vinschgau hingegen erhalten Rentner im Schnitt nur 20.053 Euro, der niedrigste Wert.

    Veränderungen bei den Rentenarten

    Ein klarer Trend:

    • Dienstaltersrenten (Frühpensionierungen) steigen deutlich – ein Plus von über 27 % seit 2014.
    • Altersrenten hingegen sinken.
    • Invalidenrenten, vor allem bei Frauen, nehmen stark ab (minus 40 %).

    Auch fast 1.000 Menschen erhielten 2023 sogenannte Sozialgelder, eine Art staatliche Mindestrente.

  • Südtirol hat die niedrigste Rentenlast Italiens

    Im Vergleich zu ganz Italien wendet Südtirol am wenigsten vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) für Renten auf – nur rund 9,7 %, während der italienische Durchschnitt bei 16,2 % liegt. Auch der Anteil der Rentner an der Bevölkerung ist in Südtirol mit 24,9 % niedriger als der nationale Schnitt von 27,5 %. Dies sei, so Ebner, auf eine hohe Beteiligung am Arbeitsmarkt, weniger Schwarzarbeit und einem kontinuierlich ansteigenden BIP zurückzuführen.