Società | Schulbeginn

Geplatzte Sommerträume

Italienische Badeorte wünschen verlängerte Sommerferien. Die Rechnung: Längere Ferien der Familien korrigieren die Einnahmen der Touristiker.

So etwas hat es wohl noch nicht oft gegeben. Da dauern die Sommerferien noch gute drei Wochen, doch sehnen sich einige bereits jetzt ihr Ende herbei. Eltern, die in diesem Sommer sich sowieso schwer darin tun, ihren Nachwuchs zu beschäftigen und zu betreuen – und das auch noch bei diesem Wetter. Aber auch Kinder und Jugendliche selbst klagen, dass sie ihre Saisonkarten im Schwimmbad zu wenig nutzen können. Und in Folge gar über Langeweile. Es reicht.
Zeit, dass die Schule wieder beginnt!

Etwas anders sehen dies einige Bürgermeister so mancher italienischer Badeorte. Geht es etwa nach Umberto Buratti, dem Bürgermeister von Forte dei Marmi, könnten die Schulferien in diesem Jahr ruhig länger dauern. Genauer gesagt, einen Monat länger. Buratti hat einen Brief an Bildungsministerin Stefania Giannini verfasst. Darin fordert er die oberste Wächterin der Schulferien auf, den Ferienkalender noch für diesen Sommer abzuändern: Der Beginn des Schuljahres solle demnach erst für den Oktober festgelegt werden.

Bürgermeister Buratti begründet seine Forderung mit den Bedürfnissen der Tourismustreibenen, denen dieser Sommer zumindest das Geschäft ordentlich verregnet hat.

"Per rilanciare il turismo danneggiato da un'estate in cui gli operatori turistici, a causa del maltempo, hanno subito danni ingenti."

Fazit des Forderung an das Bildungsministerium: Längere Schulferien würden der Tourismusbranche zugute kommen.

In Pesaro hat man in diese Richtung sogar schon einen Schritt gesetzt. Die Badesaison ist obligatorisch bis 30. September verlängert worden, die Möglichkeit, bis 15. Oktober weiter zu machen, besteht für alle Betreiber. Die Italiener sollen mit diesen nach hinten verschobenen Saisonsenden ermutigt werden, weiter zu urlauben – und damit dem heimischen Tourismus unter die Arme zu greifen.

Die Antwort auf den Brief aus Fonte dei Marmi kam prompt. "Unmöglich", nannte Ministerin Giannini eine Verzögerung des Schulstarts. Einerseits seien die Schulkalender schon beschlossene Sache und zudem bestehe für die Schulen lediglich die Möglichkeit "geringfügiger Abänderungen der regionalen Ferienkalender" zu beantragen. Andererseits könnte eine Verlängerung der Ferien auch den Familien schaden, dann, wenn beide Elternteile berufstätig seien und sich daher nicht einfach auf einen weiteren Monat Schulferien einstellen könnten.

In Südtirol sckließen sich die Bürgermeister der Ministerin an. Zumindest ist Andreas Schatzer, Vahrner Bürgermeister und Präsident des Gemeindenverbandes, überzeugt: "Ein Großteil der Eltern ist sowieso froh, wenn die Sommerferien zu Ende sind, die dauern eh relativ lang bei uns. Und was würde man mit den Kindern einen weiteren Monat lang zu Hause tun?" Für viele Familien sei es schwer, sich kurzfristig umzuorganisieren, um für die Kinder Beaufsichtigung zu finden. Natürlich wünsche er, Präsident Schatzer, sich, dass es dem Tourismus gut ginge, aber nur weil in einem Jahr das Wetter nicht wirklich mitspiele, gleich über eine Verlängerung der Schulferien zu diskutieren, sei schon "a bissl weit hergeholt", so Schatzer: "Die Schule soll termingerecht los gehen, wie geplant." Und er zeigt sich Petrus gegenüber verständnisvoll. "Das Wetter müssen wir so annehmen, wie es ist. Es ist gut, nicht darüber bestimmen zu können." Immerhin hofft Schatzer "auf einen guten Herbst".

Forte dei Marmi hingegen bekommt nun – unerwartet – doch Unterstützung, von einer anderen Seite der italienischen Regierung. Auch wenn nicht in der Art und Weise wie vom Bügermeister erhofft. Ministerpräsident Matteo Renzi ist vor Kurzem ausgerechnet in diesem toskanischen Badeort eingetroffen, um mit seiner Frau Agnese und den drei Kindern einige Tage Urlaub zu machen. Auch Reformenministerin Maria Elena Boschi war letzthin am Strand von Fonte dei Marmi gesichtet worden. Buratti kann sich immerhin über diese prominenten Späturlauber freuen.

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