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Faites vos jeux?

Die Ausgaben für Glücksspiele in der Region sind „beeindruckend“ wie CGIL/Agb angibt. Glücksspiel sei vor allem für Pensionisten ein zunehmend gravierendes Problem.
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Foto: stokpic, Pixabay
  • Nach den neuesten Daten der Zoll- und Monopolverwaltung belaufen sich die Ausgaben für Glücksspiele in der Region auf mehr als 900 Millionen Euro. Für die Pensionistengewerkschaft CGIL/Agb ist dies eine beeindruckende Zahl, hinter der sich soziale Dramen verbergen.
     

    Sekretär Alfred Ebner warnt vor dem Problem, das leider immer mehr Südtiroler Pensionisten betrifft: „Verfall der wenigen Ersparnisse, Zerstörung der Familieneinheit, Einsamkeit und Scham gehören zu den am weitesten verbreiteten Situationen, die wir leider an unseren sozialen Schaltern antreffen“.

    Für den Pensionistenverband stellt sich das Problem oft auf hinterhältige und scheinbar harmlose Weise dar, zum Beispiel mit Spielautomaten oder „gratta e vinci“, aber es führt die schwächsten Individuen zu Formen einer echten Sucht. „Das Drama“, so Ebner weiter, "ist, dass allzu oft nicht nur eigenes Geld, sondern auch Sozialhilfe in die Illusion investiert wird, die Situation durch Glücksspiel bessern zu können, was zu einer echten versteckten Steuer für die Armen wird.

    Die Daten, die wohl unterschätzt werden, da Online-Glücksspiele schwer zu quantifizieren sind und es sich um illegale Glücksspiele handelt,  sollten die politischen Institutionen zum Handeln aufrütteln, auch durch Sensibilisierungskampagnen über die Risiken der Ludopathie.

    Die Rentnergewerkschaft, die seit langem Mitglied des Netzwerks "Mettiamoci in gioco" ist, wird auch weiterhin Initiativen zur Bekämpfung des Glücksspiels unterstützen, angefangen von der Reduzierung des Angebots bis hin zu Präventions- und Bildungsinitiativen.

  • Man müsste die Zugänglichkeit erschweren.

    Jeder von uns kennt jemanden, der problematische Verhältnisse zum Spielen hat.“ erklärt Alfred Ebner. „Früher waren es die einarmigen Banditen und heutzutage ist der Zugang noch viel leichter. Man müsste die Zugänglichkeit erschweren.“ Aber was wären weitere Handlungsmöglichkeiten neben einer erschwerten Zugänglichkeit? Ebner weißt auf Aufklärungskampagnen hin: „Man sollte den Leuten bewusst machen, dass man bei Glücksspielen statistisch gesehen immer nur verliert.“ Dass die Menschen mit dem Spielen generell aufhören würden, sei utopisch: „Das ist ein bisschen im Menschen drinnen, dieser Spieltrieb.“

  • Die Würfel sind gefallen: Die Wahrscheinlichkeit beim Lotto 6 Richtige + Superzahl zu haben, liegt bei 1 zu 139.838.160 Foto: erik_and_so_on, Pixabay

    Es kann sehr schleichend ablaufen. Aus in unregelmäßigen Abständen gekauften „gratta e vinci“ und der Euphorie einmal eine „große“ Summe gewonnen zu haben, kann es zu einem „Ritual“ werden. Es gehe um eine Verhältnismäßigkeit. „Es spricht ja nichts dagegen, wenn sich jemand dann und wann ein „gratta e vinci“ kauft. Wenn jemand aber dann den ganzen Tag lang rubbelt, dann summieren sich diese kleine Summen und während man vielleicht einmal 10 Euro gewinnt, hat man schon 30 verloren. So wie es die Leute gibt, die den ganzen Tag vor der Slotmachine sitzen.“ 

  • Es ist ein bisschen unmoralisch, allzu hohe Gewinne auszuschütten.

    Ebner erklärt weiter, welche Spiele Rentner präferieren: „Rentner sehe nicht so viel vor den elektronischen Maschinen, die spielen eher Lotto, Bingo und „gratta e vinci“ .Aber auch gerade bei „gratta e vinci“ kann man einiges verlieren. Wenn man eine kleine Rente hat, dann macht das einiges aus.“ Weiters klagt er hohe Jackpots/Gewinnausschüttungen an: „Es ist oft so, dass Spielen für bestimmte Leute mit der Idee verknüpft ist „So bin ich ein für alle mal in Ordnung, wenn ich mal eine SuperEnalotto gewinne“ So eine Euro-Lotterie mit beispielsweise 120 Millionen Euro, wenn man solche Beträge hört und auch hört, dass sie wieder und wieder nicht geknackt wird, schafft das auch einen Anreiz. Deswegen ist es ein bisschen unmoralisch, allzu hohe Gewinne auszuschütten.“ Wie es auch bei anderen Süchten der Fall ist, leiden Familienangehörige/Nahestehende darunter:„Leiden tun vor allem die Familien. Da ist auch ein bestimmtes Schamgefühl für Betroffene dahinter.“