Keine Gefahr für Südtirol
Der schlimmste Ebola-Ausbruch aller Zeiten hält die Welt in Atem. Die Zahl der Erkrankten und Todesopfer steigt in afrikanischen Ländern wie Guinea, Liberia, Nigeria und Sierra Leone kontinuierlich. In den vergangenen Tagen mehrten sich die Verdachtsfälle in Europa. Zunächst in Spanien, dann im Tiroler Vomp, schließlich in Belgien und Berlin wurden Sanitäter, Ärzte und Krankenhäuser auf die Probe gestellt. Überall konnte jedoch bislang Entwarnung gegeben werden. Wenig besorgt für Südtirol zeigt sich auch der Primar für Hygiene und öffentliche Gesundheit des Südtiroler Sanitätsbetriebes Josef Simeoni.
Herr Simeoni, sollte es ein Reiseverbot für Verdachtspatienten geben?
Die Gesundheitsbehörden der mit dem Ebola-Virus betroffenen Länder versuchen dieser Infektion mit der Einrichtung von Quarantänegebieten in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entgegenzuwirken. Insgesamt besteht aber ein geringes Risiko, dass sich das Virus durch Lebensmittelverkehr oder auch durch Erkrankte in den umschriebenen Gebieten ausdehnen kann. Ein mit dem Ebola-Virus Erkrankter wird kaum in der Lage sein, eine Reise anzutreten und den Erreger über weite Entfernungen zu verschleppen. Im Anfangsstadium, während der Inkubationszeit, kann man die Ebola-Erkrankung kaum von einer Grippe oder Malaria-Erkrankung unterscheiden. Während der eigentlichen Erkrankung, dem Ebola-Fieber, bei dem Blut und andere Körperflüssigkeiten oder Exkremente austreten, ist der Patient nicht mehr in der Lage eine Reise anzutreten.
Was passiert im Ernstfall in Südtirol? Gibt es eine Rettungs- bzw. Alarmkette?
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass in Südtirol oder im Rest Italiens Ebola-Fälle auftreten, aber nicht unmöglich: Das liegt am zunehmenden Tourismus und der hohen Anzahl von Migranten aus Afrika. Die Erfahrung hat gezeigt, dass eine Verschleppung des Ebola-Virus aus einem endemischen Land in ein Ebola freies Land ein äußerst seltenes Ereignis ist. Im Falle einer Einschleppung verfügen der Südtiroler Sanitätsbetrieb über ein effizientes Überwachungs- und Meldesystem von Infektionskrankheiten und bietet die Möglichkeit einer Isolierung. Somit können wir adäquat handeln, so dass eine Ausbreitung einer Ebola-Infektion auszuschließen ist.
Wie hoch ist das Risiko für Touristen?
Wenn Touristen, die sich in ein Ebola–Endemiegebiet begeben, wie z.B. Westafrika (Somalia, Guinea, Sierra Leone oder Nigerien), heißt das noch lange nicht, dass sie mit Erkrankten in Kontakt kommen, insbesondere nicht, wenn es sich um eine organisierte Reise handelt. Das Ebola-Virus wird nicht über den Luftweg übertragen, mit entsprechend hohem Infektionsrisiko, sondern durch Verzehr von infiziertem Fleisch von Tieren wie Antilopen, aber auch Affen oder Fledermäusen oder durch direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Schleimhäuten von Erkrankten.
Welche Reisewarnungen werden an Südtiroler ausgesprochen?
Afrikareisen sollten gut geplant und organisiert sein. Safaris und Exkursionen sollten nur in Begleitung von autorisierten und ortskundigen Personen vorgenommen werden. Ebola-Gebiete sind zu meiden.