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Monica Devilli zieht Bilanz: so war 2022

Ein positives Jahr, trotz Krisen. Die Vorsitzende von Coopbund blickt im Interview zurück und voraus.
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale del partner e non necessariamente quella della redazione di SALTO.
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Foto: Andy Odierno
 
Der Genossenschaftsverband Coopbund Alto Adige Südtirol ist seit vielen Jahrzehnten in Südtirol tätig. Seit Oktober 2021 ist Monica Devilli Vorsitzende und ist damit die erste Frau an der Spitze eines Genossenschaftsverbandes. Salto.bz erzählt sie, wie Coopbund mit den Herausforderungen des Jahres umging, was gut lief und was man noch verbessern möchte.
 
Salto.bz: Das Jahr 2022 barg viele Herausforderungen. Wie ist Coopbund damit umgegangen?
 
Monica Devilli: Ich bin seit genau einem Jahr Vorsitzende von Coopbund. Ich wurde im Oktober 2021 ernannt und das war sozusagen mein erstes vollständiges Jahr als Vorsitzende. Drei Elemente waren für 2022 ausschlaggebend. Einmal war es die Pandemie, die wir auch noch in diesem Jahr verspürt haben. Aber in diesem Jahr ging es wieder richtig los. Das Problem war nur, dass wir mit einer neuen Krise konfrontiert wurden, und zwar mit den Kostensteigerungen. Die für die Wirtschaft und die Unternehmen schwierig waren und sind. Genossenschaften müssen und können sich an die Veränderungen anpassen, dass liegt in ihrer DNA. Man findet neue Geschäftszweige und Lösungen. Das dritte Element ist die Umweltkrise. Der Verband kann natürlich keine Lösungen für diese Probleme finden. Aber man versucht als Verband gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern zu verstehen, was man besser machen kann. Die Genossenschaften und die Unternehmer*innen sind mittlerweile trainiert. Und wir haben versucht sie zu unterstützen und neue Mittel zu finden, die man vor ein paar Jahren noch nicht in Erwägung gezogen hätte. Das Genossenschaftsmodell ist sehr flexibel und man passt sich gerne an. Das liegt in den Eigenschaften der Bewegung. Es ist ein Miteinander und es wird demokratisch abgestimmt. Dennoch sind es Unternehmen, deren Zahlen am Ende stimmen müssen. Wir haben versucht zu verstehen, welche Bedürfnisse die Menschen haben. Die Leute möchten involviert werden, von der Politik und der Gemeinschaft. Dabei müssen sich auch die Bürgermeister*innen die Ärmel hochkrempeln und verstehen, wie sie den Bürger*innen etwas Gutes tun können. Wir haben viel mit den Stakeholdern gesprochen und waren in der Peripherie unterwegs. Im Mai konnten wir endlich wieder eine Veranstaltung in Präsenz organisieren, wo es um Bürgergenossenschaften und Energiegemeinschaften ging. Dabei sind wir auf viel positive Resonanz gestoßen.
 
 
 
Sie sagen also, dass sie durch die Krisen das letzte Jahr auf mehr Interesse von Seiten der Bürger*innen gestoßen sind?
 
Das auf jeden Fall. Wir merken, dass auch sehr viele jungen Leute auf uns zukommen. Wir haben heute ungefähr 250 Mitgliedsgenossenschaften, das sind Unternehmen, die aus mindestens drei Mitgliedern bestehen, in den unterschiedlichsten Bereichen. Es hilft vor Ort mit den Menschen sprechen, auch um bestimmte Vorurteile über unser Modell auszuräumen.
Es tut sich viel im Frauenunternehmertum, Freiberuflerinnen, die sich zusammentun. Wir merken auch, dass die Jugend interessiert ist, am Genossenschaftsmodell. Wir arbeiten auch mit dem Jugenddienst zusammen und haben eine App erstellt, die in den nächsten Monaten gelauncht wird.
 
 
Was ist besonders gut gelungen und was ist noch verbesserungsfähig?
 
Positiv war, dass wir die Möglichkeit hatten, uns mit vielen Bürgerinnen und Bürgern, mit den Bürgermeister*innen zu konfrontieren. Wir sind auf viel Interesse gestoßen und konnten auch mit jungen Leuten Kontakt aufnehmen. Wir haben eine Organisation, die für die neuen Herausforderungen gerüstet ist und wir begleiten die Genossenschaften bei der Entwicklung vom Unternehmen und beim Netzwerken.
Verbesserungsfähig ist sicher, mehr Informationsarbeit zu leisten, auf unterschiedlichste Weise. Es ist wichtig in die Peripherie zu gehen. Auf dem ländlichen Bereich entstehen sehr viele interessante Projekte, weil die Menschen einen anderen Mentalität- und Lebensrhythmus haben. Dort tun sich neue Möglichkeiten auf, die im städtischen Kontext schwer umsetzbar sind. 
 
Also bekommen Sie positives Feedback von ihren Mitgliedern?
 
Ja. Wir bekommen viele Komplimente. Klar gibt es auch Dinge, die nicht funktionieren, aber wir lernen aus unseren Fehlern. Im letzten Jahr hat sich viel getan. Das merken wir auch daran, dass wir über 20% neue Mitgliedsgenossenschaften gründen durften. Die Menschen kommen zu uns. Wir bieten die Möglichkeit an, eine vollständige, kostenlose Beratung bei uns zu machen. Wir erklären das Genossenschaftsmodell und versuchen herauszufinden, ob es funktionieren kann.  Dieses Modell ist nicht für jeden etwas. Wir versuchen die Leute so gut wie möglich zu betreuen. Es bringt uns nichts Genossenschaften zu gründen, die dann nicht überleben. 
 
Wenn Sie ein Fazit ziehen müssten, wie würde es aussehen?
 
Es war auf jeden Fall ein positives Jahr, indem wir sehr viel gearbeitet und trainiert haben. Wir sind ständig in Bewegung. Es geht alles ziemlich schnell, man muss schnell reagieren, man muss etwas wagen. Ein Unternehmen ist auch immer ein Risiko. Unser Motto in diesem Jahr war, immer einen Schritt voraus, und das haben wir auch beibehalten.
 
Welche Ziele haben Sie sich für das neue Jahr gesetzt?
 
Ein großes, aktuelles Thema und zugleich eine große Herausforderung sind die Energiegemeinschaften. Diese haben das Ziel soziale Projekte zu fördern, während man gleichzeitig ein bisschen einsparen kann. Das muss auch von öffentlichen Stakeholdern gefördert und getragen werden.  Aber wir wollen auch intensiver mit den Bürgergemeinschaften arbeiten. Wir unterstützen Bürgerinitiativen und begleiten sie, wenn sie in diese Richtung gehen möchten. Um zu wissen, was man machen möchte, muss man darüber informiert werden und das wird ein großes Thema sein.

 

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Karl Trojer Gio, 12/29/2022 - 10:58

Für mich ist das genossenschaftliche System das Unternehmenssystem der Zukunft. Es ist demokratisch, solidarisch, effizient, gibt den Qalitäten des Einzelnen Handlungschancen und verhindert Machtkonzentration in der Hand Einzelner.

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