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Mit Mentalität mithalten

Das zweite (Serie B-) Jahr ist das schwerste? FC Südtirol-Geschäftsführer Dietmar Pfeifer über die heurige Saison, Budgetunterschiede sowie die Zukunft des FCS.
FC Südtirol
Foto: Fc Südtirol
  • Der FC Südtirol hat letzte Saison überraschenderweise um den Aufstieg in die Serie A mitgekämpft. Nach einem hervorragenden Lauf in der Serie B ist er im Halbfinale der Playoffs knapp gegen Bari gescheitert. In der laufenden Saison steht der FC Südtirol mit 16 Punkten aus 12 Spielen auf Platz 11 und damit im stabilen Mittelfeld. Als einer der budgetschwächsten Clubs der zweiten italienischen Liga (im Budgetranking an 18. Stelle, vor den beiden Schlusslichtern Lecco und Cittadella) versucht der Verein nun sich in der Serie B zu konsolidieren. Wir haben mit dem Geschäftsführer des FC Südtirol, Dietmar Pfeifer, gesprochen und werfen einen Blick zurück, einen Blick in die (sportlich-finanzielle) Gegenwart und einen Blick nach vorne.

  • Dietmar Pfeifer, Geschäftsführer des FC Südtirol Foto: FC Südtirol
  • „Die Serie B ist eine der schwierigsten Ligen Europas. Hier kann jeder gegen jeden gewinnen."

    SALTO: Was würden Sie für eine Zwischenbilanz zum bisherigen Verlauf der Saison ziehen?

    Dietmar Pfeifer: Wir sind in Linie. Unser Ziel ist in erster Linie der Klassenerhalt und wir bewegen uns derzeit im Mittelfeld der Tabelle. Natürlich nicht zu vergleichen mit der letzten Saison, aber die letzte Saison war auch überdurchschnittlich gut. Man kann sich nicht erwarten, dass wir jedes Jahr um den Aufstieg mitspielen. Das Budget mit dem wir arbeiten, ist mit dem Budget unserer Gegner nicht vergleichbar. Wir liegen an 18. Stelle in der Serie B, was das Budget betrifft und sportlich sind wir im Tabellenmittelfeld, damit sind wir mit unseren Zielen in Linie. Natürlich heißt es jetzt, nicht abzurutschen. Die Serie B ist, hinsichtlich der Ausgeglichenheit, eine der schwierigsten Ligen Europas. Hier kann jeder gegen jeden gewinnen. 16 Punkte nach 12 Spielen liegt im Rahmen unserer Erwartungen, wir hoffen mindestens so weiterzumachen.

    Im Vergleich zur letzten Saison: was lief besser, was lief schlechter? 

    Die Mannschaft ist dieses Jahr ein wenig breiter aufgestellt. Wir haben mehr Möglichkeiten auf der Bank und können Spieler hineinbringen, die im Spiel einen Unterschied machen können. Wir haben zur Zeit aber noch nicht die Stabilität und die Konstanz des letzten Jahres. Letztes Jahr war die Mannschaft sehr stabil und eng aufgestellt, es war für Gegner schwierig unsere Verteidigung zu durchbrechen. Momentan sind wir offensiver ausgerichtet mit schnellen Spielern auf den Außenbahnen, das zieht die Mannschaft mehr auseinander, dadurch ergeben sich mehr Lücken. Da haben wir die richtigen Distanzen noch nicht gefunden, um, unabhängig von unserer Spielweise kompakt zu stehen.

     „Wir schauen durch Tugenden wie Mentalität, familiäre Atmosphäre und Opferbereitschaft mitzuhalten und mit diesen Tugenden sind wir weit gekommen."

    Wie schwierig ist es für den FC Südtirol mit den anderen Vereinen mitzuhalten, die teilweise ein deutlich höheres Budget zur Verfügung haben? 

    Das ist insgesamt sehr, sehr schwierig. Es geht ja nicht nur um die erste Mannschaft, es geht auch um die Jugend, um Damenfußball, um die ganze Organisation. Wir haben teilweise ein Viertel des Budgets der Topvereine und das macht sich bemerkbar. Topspieler kosten Geld. Es ist schwer mit geringem Budget mit Mannschaften mitzuhalten, für die Geld keine Rolle spielt. Daher muss man eine eigene Identität entwickeln. Wir werden, spielerisch gesehen, immer Schwierigkeiten haben, mit Mannschaften wie Parma mitzuhalten. Wir schauen durch Tugenden wie Mentalität, familiäre Atmosphäre und Opferbereitschaft mitzuhalten und mit diesen Tugenden sind wir weit gekommen. Diese Tugenden müssen wir jeden Tag zeigen. Das soll uns helfen, die Budgetunterschiede auszugleichen. Der FC Südtirol hat sich dank dieses geringen Budgets aber auch weiterentwickelt. Es gab viele Ideen, wie man den FC Südtirol weiterbringen kann, um ihn konkurrenzfähig zu halten.

    Ausländische Sponsoren sind für den FC Südtirol also ausgeschlossen? 

    Es geht nicht um das. Es geht darum, dass die Werte des FC Südtirol nicht verloren gehen. Wir vertreten das Land Südtirol. Wir sind im Lande der sportliche Werbeträger schlechthin. Daher bringen wir den Namen Südtirol in die Welt hinaus, unsere Spiele werden in 60 Nationen live übertragen. Das ist ein enormer Werbewert für das Land. Diese Identität, das Land zu vertreten, Sponsoren zu haben, die zum Großteil aus dem Land kommen, diese enge Verbundenheit zum Land möchten wir beibehalten. Das heißt aber nicht, dass wir nein zu einem internationalen Partner sagen, der unsere Werte lebt und ein strategischer Partner sein kann. Die Entscheidungskraft soll aber im Land bleiben. Wir sind offen für Gespräche mit internationalen Sponsoren, wollen aber kein Investmentfond von irgendwo, der die Mehrheit übernehmen will. Da bliebe der FC Südtirol nicht Südtirol.

    Was für weitere Strategien verfolgt der FC Südtirol, um finanziell mitzuhalten?

    Wir werden weiterhin in allen Bereichen arbeiten. Das heißt neue Sponsoren, Ausbau des Merchandising, weiteres Forcieren des Ticketings und Generierung finanzieller Mittel aus dem Spielermarkt heraus. Je besser unsere Jugend- und Scoutingarbeit ist, desto besser können wir Spieler aufbauen, die einen Wert haben. Wir haben die Investitionen in die Jugend stark erhöht, damit der FC Südtirol im Gesamten weiter wachsen kann.

    Wie steht es heuer um die Ticketverkäufe?

    Letztes Jahr waren wir ab Mitte Februar immer ausverkauft, wir hatten in den ersten 6 Spielen dieser Saison aber einen höheren Zuschauerschnitt, der derzeit bei 4.000 Personen liegt. Da sind wir auch heuer gut im Rennen, wir werden auch bis zum Ende der Saison Zuschauer ins Stadion locken. Der Serie B Fußball ist attraktiv, die Menschen kommen gern ins Stadion. Das ist alles natürlich auch noch ausbaubar und daran arbeiten wir.

    Im Januar öffnet der Transfermarkt wieder, plant der FC Südtirol sich zu verstärken? 

    Wir wollen die Mannschaft in ein paar Positionen verstärken, auf jeden Fall im Mittelfeld und in der Verteidigung. Verstärkungen müssen aber gezielt stattfinden, die Spieler müssen zur Mannschaft, zum System passen. Unsere Scoutingabteilung arbeitet intensiv daran, die einen oder anderen Spieler sind schon ins Auge gefasst worden. Ich bin zuversichtlich, dass wir unsere Mannschaft im Januar verstärken werden.

     „Einen Aufstieg kann man nicht planen."

    Ist Projekt Serie A ein konkretes Ziel für die Zukunft? 

    Momentan ist die Etablierung in der Serie B erstrangig sowie die Weiterentwicklung einzelner Bereiche wie Jugend- und Damenfußball. Dann, in der Zukunft, kann der FC Südtirol den Sprung in die Serie A schaffen. Sport ist aber nicht planbar, es gibt zu viele Variablen, die nicht in unserer Hand liegen und auch nicht beeinflussbar sind. Einen Aufstieg kann man nicht planen. Man kann nur schauen, dass der Verein einen Wachstum hinlegt, der uns der Serie A näherbringt. 2010, nach unserem Aufstieg in die Serie C1, war uns klar, das Ziel ist es, auch in die Serie B zu kommen. Aber der Verein musste jedes Jahr weiterwachsen und so sind wir dann nach 12 Jahren in die Serie B gekommen. Diesen Werdegang muss der FC Südtirol weiterverfolgen und dann kann er irgendwann die Serie A anpeilen. Momentan ist ein Aufstieg nicht wirklich realistisch. Im Sport kann aber, im Guten wie im Schlechten, alles passieren.

  • Nach der Länderspielpause greift der FC Südtirol am Wochenende wieder ins Serie B-Geschehen ein. Am Samstag, dem 25.11. um 14.00 Uhr ist der FC Südtirol beim Tabellenneunten Cittadella zu Gast.