Von Armut, Brot und einem Luxusproblem

Ein Thema, welches immer wieder aufgegriffen wird, je näher Weihnachten und das Fest der Liebe kommt: die Armut. Da gibt es jene, die mit erhobenem Zeigefinger mahnen, jene, die mit verschiedensten Aktionen versuchen, Geld für "die Armen" zu sammeln. Und dann sind da noch jene, die im Stillen das ganze Jahr über ihren Dienst für die weniger Privilegierten in unserer Gesellschaft versehen. Eine dieser leisen Ruhelosen sind die Sozialgenossenschaft Haus der Solidarität (HdS) in Brixen und deren MitarbeiterInnen. Neben den zahlreichen Tätigkeiten in Bereichen wie Integration, Hilfe bei Arbeits- und Wohnungssuche oder Bildung hat das Hds vor drei Jahren sein Brotprojekt ins Leben gerufen. Jeden Abend wird übrig gebliebenes Brot von zwei Brixner Bäckereien abgeholt und an soziale Einrichtungen wie das Frauenhaus, die Caritas-Mensa und die Notschlafstelle verteilt. Auch einige bedürftige Familien können sich über das kostenlos zur Verfügung gestellte Brot freuen. Was dann noch übrig bleibt, wird den BewohnerInnen des HdS – Menschen in schwierigen Lebenslagen – übergeben.
Eigentlich eine tolle Sache, möchte man meinen. Doch wie so oft, hat auch diese tolle Sache einen Haken. "Um den Abhol- und Lieferdienst garantieren zu können, braucht es jemanden, der jeden Tag pünktlich erscheint und verlässlich das Brot abholt", erzählt Alexander Nitz. Er ist Teil der Hausleitung und betreut auch die Facebook-Seite des Hds, auf der in den vergangenen Monaten des öfteren von Problemen bei der Zuverlässigkeit der jeweiligen Brot-Auslieferer berichtet wurde. So auch in der Vorweihnachtszeit:
"Wir haben die Sache mittlerweile im Griff, es hat sich jemand im Haus gefunden, der den Dienst übernimmt. Ein junger ausländischer Mitbürger, der Teilinvalide ist", berichtet Nitz. Und die erste Woche sei auch schon gut gelaufen. Doch will Nitz nicht die Augen vor dem eigentlichen Problem verschließen: "Die Menschen im Haus kriegen jeden Tag Brot und es ist oft sehr viel. Durch zum Teil wirklich großen Mengen wird das Ganze nicht mehr so wertgeschätzt." Die geringe Wertschätzung für geschenktes, frisches Brot – für Nitz "ein Luxusproblem". Symptomatisch für die Schwierigkeiten, die "zu viel Hilfe" mit sich bringen kann. "Beim Versuch, jemandem zu helfen, soll nicht die Selbstständigkeit der Person untergraben werden", ist sich Nitz deshalb sicher und spricht nicht nur die großen Herausforderungen im Haus der Solidarität an. Nein, auch für große Institutionen gelte dasselbe: "Hilfe ja, aber dabei die Eigeninitiative bewahren." Ganz offen spricht er über die alltäglichen Schwierigkeiten, die seine Arbeit und Konfrontation mit Armut mit sich bringen – und gibt auch über Facebook einen tiefen Einblick in das Leben im Haus.
"Gerade Facebook ist eine gute Möglichkeiten, den Menschen von den Schwierigkeiten zu berichten. Denn wer Armut thematisiert, muss auch die Schwierigkeiten, die es mit den Armen durchaus geben kann, ansprechen." Wichtig ist ihm, dass ohne Vorurteile an Probleme heran gegangen und sich nüchtern damit auseinander gesetzt wird - "beide Seiten müssen in eine Richtung wollen", dann seien Lösungen rasch gefunden. So wie im Fall des Brotlieferanten.
Dass auch den Helfenden selbst unter die Arme gegriffen wird, davon zeugt eine weitere frohe Botschaft, welche die Menschen im HdS aus Bozen gerade noch rechtzeitig zur Weihnachtsfeier erreicht: Die Landesregierung hat beschlossen, die noch fehlenden 400.000 Euro für den Umbau der neuen Bleibe des HdS zu übernehmen. "Wenn es so ist, dann sind wir gerettet", freut man sich in Brixen. "Ein tolles Weihnachtsgeschenk. Danke an alle, die an uns geglaubt haben, danke an jene, die uns jetzt helfen. Danke, die uns weiterhin begleiten."
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Tut mir leid aber das Problem
Tut mir leid aber das Problem mit zuviel Brot vom HdS ist hausgemacht. Die Leitung bräuchte nur mit den Bäckereien die Menge des Brotes vereinbaren das abgenommen wird. Diese kann man ja dann immer wieder nach Bedarf anpassen.
Es ist für mich auch verständlich, wenn jemand ein halbe Gipfele vom Vortag wegschmeisst. Vieleicht hat er schon eines gegessen und eines liegt im Brotkorb, das dann eh später weggeschmissen wird. Warum soll er den Rest des Gipfele noch runterwürgen wenn er eh schon genug hat?