Sport | Olympia

Generalprobe für Olympia

Von den Bauarbeiten des Sommers kriegt man im Biathlonzentrum Antholz nur wenig mit. Die übrigen Baustellen sind abgesperrt, die Zuschauer- und Medienbereiche fertig. Was Stammgäste und Organisatoren über die Olympia-Vorbereitungen in Antholz denken.
Biathlon Antholz
Foto: Luca Wasserer
  • Schon am Freitag ist viel los im Biathlonzentrum in Antholz. Die vielen Flaggen sind die klare Bestätigung, von wie weit her Biathlonbegeisterte anreisen, um den Weltcup hier am Talschluss verfolgen zu können. Die Begeisterung ist groß. Von den Bauarbeiten fällt schon einiges weniger auf als noch im Sommer. Bereits bei der Startliste wird sichtbar, dass das größte Kontingent die deutschen Fans stellen. „Wir kommen seit 25 Jahren nach Antholz“, sagt mir einer von ihnen mit schwäbischem Akzent. 

     

    „Schon von WM zu WM wurden die Tickets teurer, bei Olympia wird es nicht anders sein. Ob dann hier die üblichen Stammgäste noch vorbeikommen, weiß ich nicht.“ 

     

    Ich frage, ob sie denn etwas von den Olympiavorbereitungen bemerkt hätten. „Wir haben die Umbauarbeiten zur Weltmeisterschaft von 2007 und dann nochmal für 2020 mitgekriegt, der Zieleinlauf ist schön, am meisten fällt natürlich das neue Mediengebäude auf, früher waren das nur Container. Im Sommer sah es hier schon noch schlimm aus.“  Sein Freund schaltet sich ein, er wisse nicht, ob er zu Olympia kommen sollte. „Schon von WM zu WM wurden die Tickets teurer, bei Olympia wird es nicht anders sein. Ob dann hier die üblichen Stammgäste noch vorbeikommen, weiß ich nicht.“ 

  • Das neue Mediengebäude: Bietet Kommentatoren und TV-Teams Platz. Das IOC fordert solche Anlagen. Foto: Luca Wasserer
  • Die Sorge besteht, dass die Olympiagäste ihren Aufenthalt anders verbringen werden, als die Norweger und Deutschen, für die der Weltcup ein Fixtermin ist. „Wir kennen die Menschen hier in Antholz und sie uns. Wir schlafen in den lokalen Familienhotels und gehen beim Renzler (Despar in Niederrasen) einkaufen. Wer weiß, ob das zu Olympia nicht anders wird. Da kommen dann vielleicht reiche Russen oder Amerikaner, die in Cortina schlafen“, so die Stammgäste.

     

     „Wir und die Huber Alm (neben dem Stadion) sind die, die zu Olympia aufmachen könnten, aber wir wissen noch überhaupt nichts.“

     

    „Wir essen jedes Jahr in der Tirolerhütte“, erzählen mir andere Zuschauer, „zu Olympia dürfen die nicht aufmachen!“ Ich frage bei der kleinen Tirolerhütte direkt an der Loipe nach. Man wisse noch nichts, ist die Antwort. Die Konzessionen für Olympia sind noch nicht fix vergeben. „Wir und die Huber Alm (neben dem Stadion) sind die, die zu Olympia aufmachen könnten, aber wir wissen noch überhaupt nichts.“ Die Organisation der Spiele liegt in anderen Händen als jene des Weltcups. Das sorgt für einige Verwirrung.

  • Der Zieleinlauf: Ist der große Anziehungspunkt in Antholz. Foto: Luca Wasserer
  • Auch mit dem Bürgermeister der Gemeinde Rasen-Antholz, Thomas Schuster, haben wir über die Auswirkungen Olympias auf den Weltcupbetrieb gesprochen. 

    Rein baulich ist die Situation allgemein bekannt. Außen ist die Anlage so gut wie abgeschlossen, beim Weltcup an diesem Wochenende können die Strukturen größten Teils getestet werden, das war auch die Intention. Vor allem im sportlichen Bereich sind das wichtige Vorbereitungen, die Beleuchtung, die Munitionsausgabe, die neuen Waffenschränke. Das sind alles Dinge, die vorher im Weltcup nicht so abgelaufen sind. Bis 2026 werden sich sicherlich noch einige Dinge ändern.“ 

     

    „Natürlich hatten wir jetzt zwei Jahre, in denen wir den Betreibern sehr viel abverlangt haben.“

     

    Der Weltcup ist für Schuster also auch eine Art Testlauf für Olympia. Dieser wird 2026 ausfallen, um dem Großereignis nicht im Weg zu stehen. Schuster bestätigt, dass die Olympiavorbereitungen den Weltcup erschwert haben: 

    „Natürlich hatten wir jetzt zwei Jahre, in denen wir den Betreibern sehr viel abverlangt haben. Die Sondertrainings zum Beispiel, die viele Nationen in Antholz machen, wurden ausgesetzt, ebenso die Rollerbahn in der warmen Jahreszeit. Der Stadion-Betrieb war praktisch auf Eis gelegt. Das sind alles Ausfälle, die die Betreiber, das Biathlonkomitee akzeptieren, beziehungsweise mittragen mussten.“

    Und weiter: 

    „Auch finanziell, es standen natürlich ein paar Ersatzflächen zur Verfügung. Das Biathlonzentrum ist durch große Parkflächen auch ganzjährig für die Mobilität wichtig, diese Parkplätze mussten teilweise auch den Bauarbeiten weichen. Es ist also einiges zusammengekommen.“

  • Platzmangel: Auch aus Gründen des Landschaftsschutzes, zwingen die Veranstalter, in die Tiefe zu bauen. Foto: SALTO/Luca Wssserer
  • Laut Lorenz Leitgeb, dem Leiter der Sportanlage, sind die Athleten gespannt auf die neue Anlage. Auch für sie ist es eine Olympiageneralprobe. Der neue Zieleinlauf ist spektakulär und jeder Athlet versucht, sich so gut wie möglich einzuleben. Auf die Frage, ob denn die Gäste auch schon auf den Umbau reagiert haben, meint der Bürgermeister:

    „Die Gäste bemerken natürlich auch den neuen Zieleinlauf. Viele wissen aber nicht, dass die vielen strukturellen Veränderungen an der Anlage, die nicht sofort ersichtlich sind, diesen erst möglich gemacht haben. Wir sind hier vom Platz her sehr eingeschränkt. Jede Änderung am Biathlonzentrum bedeutet immer, viel neu zu denken.“

     

    „Wir haben auch selbst bemerkt, dass keine Rücksicht darauf genommen wurde, dass hier ein laufender Weltcup zu organisieren war.“ 

     

    Schuster betont vor allem die Wichtigkeit der kurzen Wege in Antholz, die er unbedingt gewährleisten wollte. Auf die Frage, ob denn Olympia den Weltcup dieses Jahr etwas überschatte, meint Schuster:

    „Olympia selbst überschattet den Weltcup nicht. Die Diskussion über die Umbauarbeiten eher. Wir haben auch selbst bemerkt, dass keine Rücksicht darauf genommen wurde, dass hier ein laufender Weltcup zu organisieren war. Speziell 2024 hatte es den Eindruck, dass der Weltcup wenig wahrgenommen wurde und der Jahresbetrieb der ganzen Anlage ist vom Erfolg des Weltcupwochenendes abhängig, der für die Finanzierung sorgt. Die Gemeinde ist daran nicht beteiligt, diese verdient sogar durch die Konzession.“ 

  • Die Bauarbeiten: Im Sommer – viel davon ist nicht mehr zu sehen. Foto: SALTO
  • In der Wahrnehmung der Menschen lag der Hauptfokus sicherlich auf der Situation bezüglich der Ausschreibungen und öffentlichen Vergabe, die internationalen Gäste, die dieses Wochenende im Tal sind, kriegen davon natürlich wenig mit.

     

    „Das wirft sehr viele Fragen und organisatorische Probleme auf. Die Rechte der bestehenden Betreiber müssen gestärkt werden. Nicht wie hier in Antholz.“ 

     

    Der Bürgermeister kritisiert die Olympia-Organisatoren: 

    „Die Agenda 2020 ist interessant. Da ging es um die Austragung von Olympia in schon bestehenden Anlagen. Vielleicht muss man sich etwas mehr damit befassen. Das heißt ja auch mit bestehenden Betreibern. Diese wechseln für Olympia aber ihre Rolle. Für Olympia übernimmt das Komitee die Organisation. Das wirft sehr viele Fragen und organisatorische Probleme auf. Die Rechte der bestehenden Betreiber müssen gestärkt werden. Nicht wie hier in Antholz.“ 

    Er zeigt sich jedoch zuversichtlich, dass Beschlüsse im Landtag das Ganze etwas klarer gestalten werden. Schuster betont, dass die Anlagen vor allem durch die derzeitigen Betreiber so gut funktionieren und das auch bei den olympischen Spielen berücksichtigt werden muss.