Cultura | Gedenktag(e)

Blumiger Antifaschismus

Ob Portugal, Italien, die Vereinten Nationen oder Venedig – am 25. April werden Freiheit und die Liebe gefeiert. Im Zentrum stehen Nelken. Am Rande Rosenknospen.
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Foto: Henrique Matos (Wikipedia)
  • Portugal begeht seinen besonderen 25. April in diesem Jahr zum 51. Mal – und ist stolz darauf! Der Tag erinnert an die friedliche Revolution von 1974, mit der das portugiesische Volk den Faschismus abschaffte und ihn buchstäblich zum Teufel jagte. Es ist der wichtigste Gedenktag des Landes: Menschen beschenken sich mit roten Nelken, es finden zahlreiche Konzerte, Diskussionen und Paraden statt. Politikerinnen und Politiker betonen die Bedeutung dieses Tages, um jüngeren und älteren Generationen gleichermaßen zu vermitteln, wie essenziell Freiheit für das Land ist. Vor dem portugiesischen Befreiungstag 1974 herrschte in Portugal der Faschismus unter der Führung des ehemaligen Finanzministers und späteren Staatschefs António de Oliveira Salazar (1889-1970). Ab 1933 etablierte er – inspiriert von anderen faschistischen Systemen Europas – sein autoritäres Regime. Auch wenn sein „Estado Novo“ keineswegs auf einer breiten politischen Bewegung beruhte, agierte das menschenverachtende System mit brutaler Polizei und schränkte Meinungsfreiheit und demokratische Prozesse radikal ein. 
     

    War Portugal antifaschistischer Vorreiter der faschistischen Spätsünder gewesen? 

  • Lissabon im April 1974: Menschen klettern auf einen Panzer und feiern die Nelkenrevolution. Foto: Wikipedia

    Den Anfang vom Ende des Regimes markierten Jahrzehnte später insbesondere die Unabhängigkeitskriege in den portugiesischen Kolonien Afrikas (in Angola zwischen 1959 und 1964 sowie von 1972 bis 1973). Diese Entwicklungen erschütterten das faschistische System Portugals und führten vier Jahre nach Salazars Tod zur sogenannten Nelkenrevolution am 25. April 1974 – und zum endgültigen Sturz des faschistischen Regimes durch das linke Militärbündnis Movimento das Forças Armadas (MFA). Der Name der Revolution geht auf die roten Nelken zurück, die den aufständischen Soldaten in die Gewehrläufe gesteckt wurden. Mit großer Freude erinnern sich Zeitzeug*innen an den Befreiungstag, an dem das Militär die Kontrolle über die staatlich gelenkten Radiosender übernahm. Um 22:55 Uhr wurde das Lied Depois do Adeus von Paulo Carvalho gespielt – der das Land einst beim Eurovision Song Contest vertreten hatte. Als dann schließlich das portugiesische Kampflied Grândola, Vila Morena des antifaschistischen Liedermachers José Afonso ertönte, wurde unüberhörbar klar: Das Salazar-Regime war Geschichte. 
     

    Auch die Vereinten Nationen begehen den 25. April...

  • 25. April immer!: Wandgemälde mit Nelke und Regenbogen aus dem Jahr 1978. Foto: Henrique Matos (Wikipedia)

    War Portugal antifaschistischer Vorreiter der faschistischen Spätsünder gewesen? Nur wenige Monate nach dem friedlichen Nelkenaufstand endete am 23. Juli 1974 die Militärdiktatur in Griechenland, im Herbst 1975 fiel schließlich auch der spanische Faschismus/Franquismus. 
    Für Portugal folgten tiefgreifende politische und soziale Veränderungen. Die ehemaligen afrikanischen Kolonien wurden unabhängig, und nach einer Phase politischer Instabilität wurde 1976 mit der Verabschiedung einer neuen Verfassung endlich die Freiheit in Portugal verankert. Während der 25. April in Portugal als Dia da Liberdade gefeiert wird fällt das portugiesische Befreiungsdatum vom Faschismus interessanterweise auf denselben Tag wie der italienische Befreiungstag. Am 25. April 1945 hatte nämlich das Nationale Befreiungskomitee Oberitaliens (CLN) zum Aufstand aufgerufen, der zur Befreiung mehrerer norditalienischer Städte führte und den bereits entmachteten Duce zur Flucht aus Mailand zwang. Am 28. April – zufällig Salazars Geburtstag – wurde Mussolini gefasst und hingerichtet.
    Auch die Vereinten Nationen begehen den 25. April – seit 80 Jahren – als Internationalen Tag der Delegierten, um die wichtige Rolle der Delegierten bei der Gründung der UN im Jahr 1945 zu würdigen. Neben den internationalen Gedenk- und nationalen Feiertagen in Italien und Portugal, feiert auch die Lagunenstadt Venedig den 25. April – als Tag ihres Schutzpatrons, des Heiligen Markus. Im Rahmen der Festa del Bocolo verschenken Verliebte an diesem Tag rote Rosenknospen an ihre Liebsten. 
    Die Losung sollte also lauten: Mehr Blumen, Friede und Liebe  – weniger Faschismus! Nicht nur am 25. April. Nur das ist die Lösung.

  • Foto: UN

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