Unsagbar viele waren dabei!
Einmal in Bruneck, einmal in Brixen. Abwechslungsweise wird das Altstadtfest alle zwei Jahre in einer der beiden Städte abgehalten. So wurde die Festfolge einst von den Schöpfern zeitlich aufeinander abgestimmt. Eine sinnvolle Abmachung, denn zwei derart große Veranstaltungen in beiden Städten alljährlich zu veranstalten, wäre dann doch zuviel des Guten. Und warum, so fragten sich die Organisatoren wohl, sollte man sich gegenseitig die Butter vom Brot nehmen und den Erfolg, den die Altstadtfeste seit Anbeginn verbuchen, durch unvorteilhafte Überlagerungen schmälern. Der Aufwand ist allemal enorm - hier wie dort. Dass dieser nur durch einen ebenso bedeutungsvollen und konsumfreudigen Besucherzustrom wettgemacht werden kann, steht außer Frage. Dabei bleibt zudem zu berücksichtigen, dass Feste unter freiem Himmel stets der Gnade des Wettergottes unterworfen sind, in Bruneck ob seiner höheren Lage (836 m) noch mehr als in Brixen. Bei abendlichen Temperaturen deutlich unter 20 Grad, wie das heuer in Bruneck selbst im Hochsommer eher die Regel als die Ausnahme war, lässt es sich nämlich schlecht feiern. Da reichen dann die besten musikalischen und kulinarischen Verlockungen oft nicht mehr aus, um den erforderlichen Frohsinn bei den Gästen zu schüren und für ein paar Stunden auf Betriebstemperatur zu halten. Die Bürgerkapelle Bruneck kann davon ein Lied singen. Der Dauerregen hat ihr das Fest jüngst - kurz und bündig gesagt - gründlich versaut. Die Feuerwehr hatte zwei Wochen drauf zwar etwas mehr Glück, doch auch sie kam nicht ohne Dach über dem Kopf aus.
Von dieser Warte aus betrachtet, kann das Brunecker Stadtmarketing von Glück reden, dass heuer die Brixner mit der Veranstaltung des Stadtfestes an der Reihe waren. In der Bischofsstadt war es denn doch um einige Grade wärmer als in Bruneck. Freilich ganz regenfrei war das Fest im Übrigen leider auch nicht. Zumindest litt es nicht unter Dauerregen. Und am Abschlusstag, dem Sonntag, war es dann echt sommerlich schön. Viele Frauen im Dirndl und verführerischen Früchten im Körbl; Männer, die ihre mehr oder minder drahtigen Wadl in Lederhosen ausführten, nebst vielen Vertretern und Vertreterinnen in der Tiroler Uniform - dem Steirer - prägten das Bild. Präsenz zeigten auch Brixner Bürgerinnen und Bürger in ihren historischen Trachten, darunter auch Bürgermeister Pürgstaller. Andere wiederum hingen mehr der Moderne nach und scheuten sich fallweise nicht, die tragende Struktur samt Verankerung herzuzeigen. All dieses bunte Treiben wurde vom sorglosen und begeisterten Spiel der Kinder beim Kletterturm, auf der Schaukel, bei Wurfspielen und anderen Spielmöglichkeiten lautstark ergänzt.
Der Ablauf des Brixner Altstadtfestes konzentrierte sich auf die großen und kleinen Lauben, auf den Platz vor der Hofburg, rund um den Weißen Turm, auf den Graben und selbstverständlich war das Herz des Ganzen der Domplatz. Abertausende von Besuchern besiedelten während der drei Tage den Stadtkern. Die vielen Vereine der Gemeinde, das muss man neidlos anerkennen, haben sich alle Mühe gegeben, den Besuchern eine liebenswerte Erinnerung an Brixen und an das Fest mit auf den Weg zu geben. Falls das ihr Ziel war, so haben sie es erreicht.
Ein weniger glückliches Händchen hatte diesbezüglich die Gemeinde selbst, die auf ihren Eintritt (Parkplatzgebühr) selbst am Sonntag nicht verzichtete. Und sie machte offensichtlich ein starkes Geschäft damit. Denn bei der Zufahrt zum Parkplatz beim Schwimmbad blieb dem Automaten die "Spucke" weg. Er funktionierte nicht. Der Polizist, der deswegen darauf angesprochen wurde, meinte nur: "Isch er schun wieder voll. Dann funktioniert er nämlich nit!" Das war um 11 Uhr des Sonntags. Da am anderen Ende des Parklatzes, bei der zweiten Zufahrt, auch ein Ticketautomat aufgebaut war, dessen Bauch offensichtlich noch nach Flüssigem lechzte, wurden die zahlungswilligen Gäste dorthin verwiesen. Nicht gerade die zuvorkommende Art. Wenn man schon abkassieren will, dann sollte man zumindest dafür Sorge tragen, dass dem Autofahrer nicht unnötig zusätzlicher Ärger verursacht wird. Und außerdem, so war in Brixen von Standbetreibern zu erfahren, hebt die Gemeinde von ihnen beträchtliche Summen an Standl-Platzgebühren ein. Deshalb könnte sie zumindest wochenends auf das zusätzliche Abkassieren von Parkgebühren im Interesse des Festes, deren Träger (die Vereine) und schließlich der Besucher selbst verzichten.
Wie dem auch sei. Es wurde trotzdem viel, schön und genüsslich gefeiert. Mit alldem was an Eigenbau, aus der Traditionsküche und aus dem breiten Musikrepertoire angeboten wurde, wurde einem fröhlich-heiteres Mitmachen auch leicht gemacht. Aber es wurde auch angeregt diskutiert. Zum Beispiel wurde der Diskurs immer und immer wieder auf den angepeilten Seilbahnbau vom Bahnhof nach St. Andrä gelenkt. Als glatten Unfug bezeichneten ihn die einen, als zukunftsweisenden Anschluss an die Plose und gleichsam als bedeutungsvollen Aufschluss an die renommierteren Skigebiete im Pustertal die anderen. Des Volkes Entscheid fällt im September. Dann wissen wir Genaueres, wohin der Weg bzw. die Bahn die Brixner und ihre Gäste führen wird.
Fotos von l.n.r.: 01) Helmuth Kehrer, der Vater des Altstadtfestes, hat die Obmannschaft an seinen Sohn Joachim weitergegeben; 02) die tradidionelle Küche hatte Hochkonjunktur; 03) Grillhähnchen sind auf jedem Fest ein Renner; 04) mit geschulterter Bank und vollen Körbchen fröhlich unterwegs; 05) mal eine Pause einlegen und ein Eis schlecken tut gut; 06) auf der Schaukel über die Köpfe hinweg; 07) tragende Struktur; 08) ein- oder untergetaucht?; 09) zu den am meisten besuchten Ständen gehörten jene von Niederstätter. 10) überfütterter Zahlautomat; 11) TV-Direktor (Bruneck) Alfred Unterkircher Gast beim Altstadtfest; 12) Klettern macht Spaß.