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Das Klima-Bündnis

Warum verpflichten sich Südtiroler Betriebe freiwillig dazu, für ihre Co2-Emissionen zu zahlen? Startschuss für das Klimaneutralitätsbündnis 2025.
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Foto: Salto.bz

In ihrem Bedrohungspotential ist sie ähnlich abschreckend wie einst das Wettrüsten des Kalten Kriegs: Um nicht mehr als zwei Grad darf die durchschnittliche globale Temperatur gegenüber dem Wert des vorindustriellen Zeitalters steigen, besagt das 2-Grad-Ziel der Vereinten Nationen. Doch wie auch bei der UN-Klimakonferenz in Paris vor einem Jahr deutlich wurde, braucht es alle nur möglichen Anstrengungen, um die Auswirkungen des Klimawandels noch halbwegs in Schach zu halten. Einen konkreten Beitrag dazu liefern vorerst neun Südtiroler Unternehmen im Rahmen des Klimaneutralitätsbündnisses 2025.

Eine Initiative, die 2013 mit zehn Unternehmen in Vorarlberg startete und nun vom Brixner Terra Institut vorerst nach Südtirol und bald an weitere Standorte in Österreich und Deutschland weitergetragen wird. Das dahinter stehende Ziel: eine freiwillige Co2-Reduktion durch die Wirtschaft, die mit einer Förderung von Kompensationsprojekten in Entwicklungsländern verbunden ist.

Messen, Reduzieren, Kompensieren, Zertifizieren und Kommunizieren: Das sind die Schritte, die Unternehmen laut Koordinator Klaus Egger vom Terra Institut innerhalb des Bündnisses durchlaufen. Zentral ist dabei die anfängliche Messung des ökologischen Fußabdrucks, die gemeinsam mit der Stiftung MyClimate erfolgt. Weiß ein Unternehmen erst einmal, wie viele Co2-Emissionen es verursacht, geht es darum, selbst Projekte zur Reduktion dieses Wertes zu erarbeiten. Das kann durch eine Erhöhung der Energieeffizienz, den verstärkten Einsatz grüner Energie, aber auch durch viele kleine Verhaltensänderungen passieren. Beim Gastonomiezulieferer Foppa Food Service setzt man beispielsweise stark auf E-Mobility, beim Milchriesen Mila hat man sich in ersten Schritten den eigenen Papierverbrauch oder das Angebot in der betriebseigenen Mensa vorgenommen. „Wenn man erst einmal beginnt hinzuschauen, kommt man auf viele Dinge drauf, die man tun kann“, erklärte Peter Foppa.
 

Je mehr es dadurch gelingt, den Verbrauch fossiler Energie zurückzuschrauben, desto weniger müssen die Unternehmen am Ende auch kompensieren. Immerhin verpflichten sie sich ihre verbleibenden Emissionen mit Kompensationsprojekten auszugleichen. Als konkrete Beispiele für solche Klimaschutzprojekte nannte Egger ein Aufforstungsprojekt für Kleinbauern in Uganda, eine Biogasanlage in Nepal oder ein Wasserkraftwerk in West-Sumatra. Finanziert werden diese Projekte über CO2-Zertifikate, die Unternehmen je nach Höhe ihrer Emissionen kaufen müssen. Dass sich die Wirtschaft auf diese Art in einer Art Ablasshandel von ihren Umweltsünden freikauft, will Klaus Egger nicht gelten lassen. „Wenn auch jede Privatperson ihren ökologischen Fußabdruck kompensieren würde, bräuchten wir wahrscheinlich kein Klimaneutralitätsbündnis mehr“, erklärte er.

Für die beteiligten Unternehmen ist der Beitritt zum Bündnis einerseits eine ethische Entscheidung; andererseits kann er auch konkrete Einsparungen und einen Imagegewinn bringen, bestätigten auch die Unternehmer. „Gerade in einem Land, das von seiner Natur- und Kulturlandschaft lebt, ist es uns wichtig, zur Reduktion des Co2-Ausstoßes beizutragen und auch Menschen für dieses Thema zu sensibilisieren und zu vernetzen“, erklärte Christian Girardi von der Südtiroler Volksbank. „Wir selbst glauben zwar schon, dass wir in der Milchwirtschaft nachhaltig arbeiten“, meint der Vize-Geschäftsführer des Milchhofs Sterzing Alois Wild. „Doch wir wollen es auch belegen, und noch besser werden.“ Die Volksbank und der Milchhof Sterzing zählen neben Foppa, Mila, der Sennerei Drei Zinnen, Pellegrini Stahlbau, Hotel Drumlerhof, Camping Moosbauer und dem Terra Institut selbst  zu den Pionieren des Bündnisses. Nach seiner ersten Runde bei Südtiroler Betrieben rechnet Klaus Egger bereits für das kommende Jahr mit einem raschen Zuwachs der Teilnehmer. „Ich gehe davon aus, dass wir im kommenden Jahr bereits drei Mal so viele Unternehmen sein werden“, prognostiziert er.

Positive Entwicklungen versprach auch Ressortdirektor Florian Zerzer, der am bei der Präsentation Landeshauptmann Arno Kompatscher als Schirmherren des Bündnisses vertrat. Bereits in Kürze werde die Landesregierung neue Förderkriterien zur Erhöhung der Energieeffizienz für Private und Betriebe verabschieden, kündigte er an. Auch beim 2011 verabschiedeten Klimaplan haben man bislang alle Ziele erreicht. Während Südtirol bei der Energieproduktion und der energetischen Effizienz gut im Rennen sei, ist das Sorgenkind in Sachen Emissionen bislang der Verkehr. „Auch hier werden wir aber in Kürze mit einem  Maßnahmenpaket zur Förderung der E-Mobility tätig werden“, stellt der Ressortdirektor in Aussicht.