Politica | Bauvorhaben
Eine Bahn für die Gäste Schennas?
Foto: LPA / Mobilitätsressort
Kaum ein Vorhaben sorgt in Meran derzeit für so viel Unverständnis und Widerstand wie die geplante Standseilbahn vom Stadtzentrum nach Schenna. Was Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider und die Meraner Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Katharina Zeller als Verkehrsentlastung anpreisen, scheint selbst innerhalb der Meraner SVP ein umstrittenes Großprojekt mit Kosten von 107,6 Millionen Euro zu sein.
Dennoch schreiten die Planungen voran: Mitte Jänner gab es ein erstes Arbeitstreffen der beteiligten drei Gemeinden Schenna, Dorf Tirol und Meran mit dem Land. Dort wurde die weitere Vorgehensweise besprochen, nachdem im Dezember die Zusage zur teilweisen Finanzierung mit Mitteln aus dem Wiederaufbaufonds PNRR von 37,5 Millionen Euro bekannt geworden war. Wer die restliche Summe aufbringt, ist noch unklar.
Auch die Meraner*innen könnten so ohne Auto auf den Berg.
Das Projekt, eine Standseilbahn von Schenna nach Meran zu bauen, ist keineswegs neu. Bereits vor fünf Jahren hatte die Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt Ingenieur Willi Hüsler damit beauftragt, einen Entwurf dafür zu erarbeiten. Der Präsident der Bezirksgemeinschaft Luis Kröll war zu diesem Zeitpunkt noch Bürgermeister von Schenna. Die Tourismushochburg hat nach wie vor während der Hochsaison ein Verkehrsproblem und befürwortet die Standseilbahn.
Einer, der die Entwicklung dieses Projekts bereits seit 2017 verfolgt und die Meraner Machtverhältnisse kennt, ist Rudi Defranceschi vom Meraner Ortsausschuss des HGV. Der Hotelier der Villa Tivoli vertretet als Obmann der HGV Meran Tourismusgenossenschaft die Gastbetriebe der Stadt in der Öffentlichkeit.
Kritik des Meraner HGV
Er befürchtet, dass die Standseilbahn außerhalb der Tourismussaison wenig ausgelastet sein wird und die 18 Meter langen elektrischen Busse der geplanten Schnellbusverbindung, die zu dem Projekt gehört, teilweise nicht durch die engen Straßen passen, beispielsweise in der Franziskusstraße oder beim Vinschger Tor.
Auch die geplante Talstation beim Karl-Wolf-Parkplatz hält er für wenig sinnvoll: „Bei einem Mobilitätszentrum braucht es auch öffentliche Toiletten und Sitzgelegenheiten, noch dazu passt das damit einhergehende hohe Verkehrsaufkommen nicht in ein ruhiges Wohnviertel mit Kindergarten und Schulen.“ Nicht zuletzt könnten die Talstation der Standseilbahn und die Kavernengarage mit Hunderten Autoparkplätzen dazu führen, dass die Meraner Altstadt von Gästen aus Schenna und dem Passeiertal überfüllt wird. Bereits jetzt leide die Kurstadt darunter, dass touristisch hoch entwickelte Dörfer wie auch Hafling für einen großen Ansturm an Tagestourist*innen sorgen.
Wenn also eine Standseilbahn gebaut werde, dann wäre sie aus Sicht des Meraner HGV-Ortsausschuss nur dann vorteilhaft, wenn sie nicht nur Schenna mit dem Meraner Stadtzentrum, sondern auch die Talstation der Seilbahn von Meran 2000 mit dem Meraner Bahnhof verbindet. „Das würde dem Gast die Möglichkeit bieten, die Bahn zu nutzen und nicht mehrmals umsteigen zu müssen, um in sein Hotel oder die Natur zu gelangen. Auch die Meraner*innen könnten so ohne Auto auf den Berg.“
Hintergrund
Die Unterstützung für die Standseilbahn kommt in Meran nicht von ungefähr: Schließlich berät der Vater der Meraner Vizebürgermeisterin als Rechtsanwalt genau jene Unternehmen, die Interesse daran haben, dieses Projekt umzusetzen: die Doppelmayr Italia GmbH und die Leitner AG. Die beiden auf Seilbahnen spezialisierten Unternehmen sind weltweit tätig und hatten beim Land im Jahr 2020 jeweils ein PPP-Projekt zur Errichtung der Standseilbahn eingereicht.
Da die dafür zuständige Dienstellenkonferenz sich für keines der beiden Projekte entscheiden konnte, weil sie zu ähnlich waren, wurde das Vorhaben zeitweise auf Eis gestellt. Nun könnte sich der ehemalige SVP-Parlamentarier und Meraner Rechtsanwalt Karl Zeller schon bald darauf freuen, seinen Mandanten aus der Seilbahnbranche einen lukrativen Auftrag im Millionenbereich zu verschaffen. Die Ausschreibung zur finalen Ausarbeitung des Projekts ist vor Sommerbeginn geplant.
Indessen kritisieren immer mehr Bürger*innen das geplante Bauvorhaben, darunter auch Bauern, die durch die Trassenlegung der Standseilbahn einen Großteil ihrer Anbaufläche verlieren würden. Von den betroffenen Grundeigentümer*innen wurde bisher noch niemand eingebunden. Das Bürger*innen-Komitee „Standseilbahn Meran Schenna – so nicht!“ sammelte bereits über 3.000 Unterschriften dagegen.
„Es kann nicht sein, dass Landesrat Alfreider Techniker damit beauftragt, ein Projekt auszuarbeiten ohne die Interessensverbände und Bürger*innen der betroffenen Gemeinden miteinzubeziehen“, so Defranceschi. Schließlich könne eine Standseilbahn nicht ohne Weiteres nach 20 Jahren wieder abgebaut werden.
Auch das Komitee „Standseilbahn Meran Schenna – so nicht!“ fordert mehr Mitsprache ein und appelliert an die Meraner Bevölkerung, bei der Vorstellung des Plans für nachhaltige Mobilität der Stadt (PUMS) am 31. Jänner im Bügersaal in der Otto Huber Straße zahlreich zu erscheinen: „Wir sind nach wie vor besorgt und erwarten uns außer abstrakten Planzahlen endlich greifbare Aussagen zur Bahnverbindung nach Schenna.“
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Alfreider scheint wohl zu
Alfreider scheint wohl zu meinen,sich alles leisten zu können,ohne mit allen beteiligten Bürger.innen sprechen zu müssen.Typisch Svp Diktat und basta.Super Herr Alfreider,machen sie das so wie mit ihren Hütten??? Ach ja ,wichtig sind " Teure Staranwälte,oder????????
In risposta a Alfreider scheint wohl zu di Günther Alois …
Das tut die SVP wo und wie
Das tut die SVP wo und wie immer es geht: über die Köpfe der Bürger hinweg entscheiden. Egal, ob es um kostspielige Projekte in Dörfern geht (gegen den Einspruch von Heimatpflege- und Naturschutzvereienen/Bürgern) oder ob es um kostspielige Grossprojekte in Städten geht.
PS: Man kann nur hoffen, dass die Wähler auf die 'zeitnahen Zuckerln' als Wahl-Propaganda (Wahljahr = Zahljahr) nicht hereinfallen.
In risposta a Das tut die SVP wo und wie di Elisabeth Garber
Hoffentlich erkennt auch die
Hoffentlich erkennt auch die Gemeindeverwaltung von Schenna noch rechtzeitig, dass sie sich mit der von Alfreider angedrohten Verkehrs-Verbindung nach Meran, eine Alles eher als vernünftige Verkehrs-Lösung, jährlich auch sehr hohe Belastungen für den Betrieb und die Wartung in die Gemeinde-Bilanzen holt.
Grundsätzlich ist ein
Grundsätzlich ist ein schienengebundenes System vorteilhaft, weil es eigene Trassen benutzt und nicht vom Autostau gebremst wird, wie ein Autobus ohne Vorzugsspur.
Auch die Verlängerung der geplanten Trasse bis zum Meraner Bahnhof halte ich für notwendig, damit das System in vorhandene Verkehrsträger eingebunden werden kann. Dann könnte Schenna wirklich bequem per Bahn erreicht werden. Innerhalb Schennas könnten Dorfshuttles den Transport von Verdins bis zum Schwimmbad Schenna übernehmen.
Was aber m.E. illusorisch ist, ist eine Führung der Trasse auch zur Talstation der Seilbahn Meran 2000 und Trauttmansdorff, denn das wäre de facto eine Ringbahn um den Osten Merans! Sicher mit einem gewissen Reiz, aber dies würde die Kosten wohl verdoppeln bis verdreifachen.
Ich finde, die MeranerInnen und die Gemeinde Schenna sollten sich die Zeit nehmen, das Projekt besser durchzudenken, um einerseits die EU Millionen abzuschöpfen, andererseits aber nicht eine benutzerunfreundliche Struktur hinzuhudeln.