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Sauber gefeiert

Viel weniger Restmüll, viel mehr Recycling: Erstmals hat Milland sein Dorffest plastikfrei gefeiert. Der Anstoß kam von Benjamin Profanter. Er will noch weiter gehen.
Glasflaschen
Foto: Pixabay

“Wir sind mit Zuckerbrot und Peitsche vorgegangen.” Und mit diesem Rezept war Benjamin Profanter erfolgreich. Normalerweise macht sich der Brixner Bäckermeister Gedanken über die besten Teigmischungen für seine Natur-Bäckerei. Als frisch gebackener neuer Präsident von Milland.Aktiv, dem Organisator des dortigen Dorffestes aber hat ihn dieses Jahr dieselbe Frage umgetrieben, die auch in seinem Betrieb eine große Rolle spielt: Wie kann der ökologische Fußabdruck möglichst klein gehalten werden?

Profanter und das Organisationskomitee der alle zwei Jahre stattfindenden Veranstaltung sind nicht die ersten im Lande, die diese Entscheidung getroffen haben. Für Milland aber war es eine Premiere: ein plastikfreies Dorffest. “Außerdem wollten wir den Restmüll maximal reduzieren, das Ziel war um die Hälfte”, erklärt Profanter. Gut drei Wochen sind seit dem Dorffest vergangen. Nun ist die Bilanz gezogen.

802 Kilogramm Restmüll sind vom Festwochenende vom 2. bis 4. August übrig geblieben. 2017 waren noch 1.780 Kilogramm angefallen. “Das sind 55 und nicht nur 50 Prozent weniger als vor zwei Jahren”, freut sich Benjamin Profanter. Dazu kommt eine hohe Recyclingquote. Mehr als drei Viertel der gesamten Müllmenge, 75,6 Prozent, kann wieder verwertet werden. “Aus den 580 Kilogramm Biomüll entsteht wertvoller Kompost für die Landwirtschaft. Außerdem haben wir 800 Kilogramm Glasabfall, 500 kg Papier, 150 kg Karton und 460 kg Altöl gezählt”, listet Michele Bellucco, Leiter der Umweltdienste der Stadtwerke Brixen AG, auf.

 

Halb so tragisch

 

Eine deutliche Reduzierung der Restmüllmenge und eine hohe Wiederverwertungsquote – wie ist das in Milland gelungen? Mit Zuckerbrot und Peitsche, wie Benjamin Profanter schmunzelnd sagt. Die Vorgabe des OK-Teams, auf Plastikbecher und -besteck zu verzichten, habe bei den Vorständen der mitwirkenden Vereine nicht nur Jubel ausgelöst. “Die größten Bedenken gab es, weil organisatorische Probleme befürchtet wurden – und, dass Utensilien aus alternativem Material mehr als die aus Plastik kosten würden”, erinnert sich Profanter. “Wir haben den Vereinen proaktiv geholfen, Materialien und Lieferanten zu finden. Und es hat sich herausgestellt, dass etwa Pappbecher im Einkauf sehr wohl zum selben Preis wie Plastikbecher zu erhalten sind.” Einen Kompromiss hat es nur im Partybereich gegeben, wo das Bier auch aus Plastikbechern getrunken werden durfte – aus Sicherheitsgründen.

 

Auch mit dem Müllsammel- und trennungssystem, das heuer erstmals am Millander Dorffest eingeführt wurde, haben sich die Vereine am Ende anfreunden können. “Anders als in den Jahren zuvor ist der Restmüll nicht in einer gemeinsamen großen Tonne gelandet, sondern jeder hat einen eigenen Container mit Chipkarte zugewiesen bekommen und der Müll, den die einzelnen Vereine produziert haben, penibelst erfasst und kontrolliert worden”, erläutert Profanter. “Entsprechend hat auch jeder mehr oder weniger Abfallgebühren bezahlt.” Je mehr Müll, desto teurer wird es für mich – diese Tatsache habe dazu geführt, dass sich die Vereine die Frage stellen mussten, wie sie Müll am besten vermeiden – etwa mithilfe von recyclebaren Materialien oder den Einsatz von wiederverwendbarem Besteck, auf das zum Beispiel ein Pfand erhoben wurde – und trennen. “Die Freiwillige Feuerwehr, die einen der größten Feststände betrieben hat, hat etwa vier Leute zusätzlich beauftragt, die den Müll getrennt haben”, berichtet Profanter.

 

Weniger ist mehr

 

Rückblickend kann der OK-Präsident bestätigen: Der Feierlaune haben die neuen, strengen Vorgaben keinen Abbruch getan. Als Verbotskultur will er die in Milland gesetzten Maßnahmen auch keinesfalls verstanden wissen. Im Gegenteil: Das Umweltbewusstein hat auch in den Festzelten und auf den Festplätzen Einzug gehalten. “Von den Gästen kamen keinerlei Klagen, viele haben sich erfreut gezeigt. Und das Fest war viel sauberer.”

Nach dem unerwartet erfolgreichen Ergebnis 2019 will man 2021 noch weiter gehen. Ein komplettes Plastikverbot samt Kaution auf Gläser und Krüge soll kommen. “Und wir überlegen, Einwegflaschen zu verbieten und Bier und Getränke nur mehr aus Mehrwegflaschen zuzulassen”, kündigt Benjamin Profanter an. “Einerseits würden wir damit den Glasmüll nahezu auf Null reduzieren. Und andererseits ist es für die Festkultur doch auch schöner und besser, Getränke aus Krügen und Gläsern zu konsumieren. Ich denke etwa an frühere Zeiten, wo es die Mode, Bier aus Flaschen zu trinken, die dann weggeworfen werden noch nicht gab und stattdessen Fassbier angeboten wurde.”