Ambiente | Gröden-Seiser Alm

“Unmissverständliches Nein”

Die Bahnverbindung St. Christina-Seiser Alm liegt erneut beim Land. Die Grünen warnen vor dem Vorhaben – und wollen, dass der Landtag interveniert.
Trasse Monte Pana-Saltria
Foto: ARGENATURA/Kathrin Kofler

Das Projekt wurde bisher vor allem auf lokaler Ebene heiß diskutiert. Nun bringen die Grünen die angedachte Bahnverbindung zwischen St. Christina und der Seiser Alm in den Landtag. Nicht zuletzt, weil Ende Juni das Verwaltungsverfahren eingeleitet wurde, mit dem die seit 2017 vorliegende Machbarkeitsstudie von den Landesämtern begutachtet und der Landesregierung behandelt wird.

 

Bahn statt Bus...

 

Die Idee, das kleine Skigebiet Monte Pana am Rande von Gröden an die große Seiser Alm anzubinden gibt es schon seit über zwanzig Jahren. Derzeit verkehrt im Winter ein Ski-Bus zwischen Monte Pana und den Liftanlagen in Saltria am Fuße des Plattkofels. Doch der Bus verkehrt auf einem Forstweg, belastet wegen seines Dieselantriebs die Umwelt. Nicht zuletzt aus diesem Grund wird immer wieder auf eine fixe Verbindungsanlage gepocht. In der Gemeinde Kastelruth würde man eine Umlaufbahn mit Kabinen bevorzugen. In St. Christina spricht man sich für eine schienengebundene Lösung aus. Doch dagegen gab es immer Widerstand.
“In der Vergangenheit wurden entsprechende einer skitechnischen Verbindung zwischen Monte Pana und Saltria immer schon in der Entstehungsphase verhindert. Die Bedenken gegenüber den Auswirkungen eines solchen Projektes auf Natur und Umwelt hatten stets die Überhand”, erinnern die Grünen nun.

 

...aber zu welchem Preis?

 

Umweltschützer gehen davon aus, dass das Naturschutzgebiet “Cunfin” nachhaltig geschädigt würde. “Die einzigartigen Feuchtwiesen am Fuße von Lang- und Plattkofel würden von der Trasse zerschnitten. Eine ganzjährig funktionierende Verbindung würde zu einer ungebremsten Erschließung des Gebietes führen”, fürchten auch Brigitte Foppa, Riccardo Dello Sbarba und Hanspeter Staffler. Die drei Grünen Landtagsabgeordneten haben eine Tagesordnung zum Gesetzentwurf zum Nachtragshaushalt eingereicht, der diese Woche im Landtag behandelt wird. Darin wird die Landesregierung aufgefordert, sich gegen die Verbindung Monte Pana-Seiser Alm auszusprechen.

In einer Aussendung listen die Grünen eine kurze Chronologie der aktuellen Situation auf:

2017

Die Mont-Alp GmbH legt der Gemeinde Kastelruth eine Machbarkeitsstudie für die Verbindung Monte Pana-Seiser Alm vor. Die Landesregierung lehnt diesen Antrag mit der Begründung, er sei “offensichtlich unzulässig” ab. Die Landesregierung bezieht sich im Wesentlichen auf den 2014 genehmigten Masterplan “Vision Gherdëina”, er sieht vor, dass für die Prüfung einer Vernetzung der Skigebiete in Gröden mit der Seiser Alm “eine übergemeindliche Arbeitsgruppe eingerichtet wird, die die wichtigsten Stakeholder involviert” und dass die “Bevölkerung des gesamten Tales in die Entscheidung” einbezogen wird. Diese Einbeziehung war nicht erfolgt. In der Folge teilen die Coldereiser GmbH und die Mont-Alp GmbH mit, dass sie die Verbindung gemeinsam weiterbringen. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer Zugverbindung. Im selben Jahr sucht die Coldereiser GmbH bei den Gemeinden St. Christina und Kastelruth um Überprüfung der Machbarkeitsstudie der Verbindung der Skizonen Seiser Alm und Monte Pana durch Zahnradbahn oder Umlaufbahn an. Im Landtag wird ein Beschlussantrag der grünen Fraktion abgelehnt, der die Aufnahme der Sella- und Langkofelgruppe einschließlich Plan des Cunfin in das UNESCO-Welterbe vorsieht.

2018

Der Gemeinderat von St. Christina spricht sich mit Beschluss Nr. 26 für eine Verbindung auf Schienen und für das Eintragen der diesbezüglichen Trassierung im Skipistenplan und im Bauleitplan aus.
Der Gemeinderat von Kastelruth genehmigt das Vorhaben der Zahnradbahn mit Beschluss Nr. 53 grundsätzlich. Der Beschluss führt aber nicht zur Einleitung des Verfahrens.

2019

In der Sitzung des Gemeinderates von St. Ulrich am 27.02.2019 wird der Beschlussantrag genehmigt. Dieser spricht sich gegen jede neue Art von Verbindung zwischen Saltria und Monte Pana und für die Erhaltung dieser sensiblen Zone, die sich vom Jendertal bis zur Langkofelgruppe ausdehnt, aus.
Im Begleitgesetz zum Stabilitätsgesetz wird mit Art. 4 in das LG vom 23. November 2010, Nr. 14 (Ordnung der Skigebiete) ein Passus eingefügt, der die Zahnradbahnen den Seilbahnen gleichstellt.

2020

In der Sitzung des Gemeinderates von Kastelruth am 5.03.2020 wird beschlossen, das Verfahren betreffend die Machbarkeitsstudie der Verbindung durch eine Zahnradbahn oder eine Umlaufbahn einzuleiten, wobei man sich grundsätzlich für eine Zahnradbahn ausspricht.
In der Sitzung des Gemeinderates von St. Christina am 29.06.2020 wird mit 8 Ja, 3 Nein und 1 Enthaltung beschlossen, das Verfahren betreffend die Machbarkeitsstudie der Verbindung durch eine Zahnradbahn oder eine Umlaufbahn einzuleiten, wobei man sich ausschließlich für eine Zahnradbahn ausspricht.

 

Appell an die Landesregierung

 

Der Kommentar der Grünen: “Derzeit wird in Gröden intensiv über die Verbindung diskutiert. Die Gemeinden von St. Ulrich und St. Christina haben inzwischen den Beschluss gefasst, dass bei allen Entscheidungen die Prinzipien der intergenerationellen Gerechtigkeit, des Umwelt- und Klimaschutzes und der nachhaltigen Entwicklung berücksichtigt wird, mit dem Ziel die Lebensgrundlage und Lebensqualität nicht nur für diese, sondern auch für die zukünftigen Generationen zu erhalten. Vor allem in St. Ulrich sorgt man sich um die hochsensiblen Quellgebiete am Cunfin. Die Bahn würde zum Teil parallel zur derzeitigen Straße verlaufen, vermutlich wird es auch eine Straße für die Wartung (und natürlich den Bau) benötigen. Auf keinen Fall darf in der Nähe der Quellen geteert werden. Letztlich geht es um ein einzigartiges Landschaftsgefüge, am Fuße des Welterbes, das es zu erhalten gilt. Und schwer wiegt der demokratiepolitische Aspekt und das Verfahren: Die im Masterplan vorgesehene Einbeziehung der Bevölkerung des gesamten Tales in die Entscheidung über die Verbindung zur Seiser Alm hat bis heute nicht stattgefunden, ebensowenig wurde übergemeindliche AG der Stakeholder eingerichtet.”

Aus all diesen Gründen fordern Foppa, Dello Sbarba und Staffler die Landesregierung mit ihrer Tagesorndung nun auf:

  1. sich im Sinne des Schutzes der Landschaft und Umwelt und zur Erhaltung des Naturerbes klar und unmissverständlich gegen die Verbindung Monte Pana – Saltria mittels Zahnradbahn oder Umlaufbahn auszusprechen;
  2. die Aufnahme der Sella- und Langkofelgruppe einschließlich Plan des Cunfin in das UNESCO-Welterbe anzustreben.