"Wir können nicht mehr alles stemmen"
Herr Pichler, wie besorgt ist der Haupteigentümer der Südtiroler Sparkasse angesichts eines Verlusts von fast 60 Millionen Euro?
Karl Pichler: Besorgt sind wir nicht, weil wir wissen, dass die Bank sich spätestens in zwei Jahren wieder erholen wird. Wir haben derzeit einfach eine schwierige Situation, angesichts der schlechten Wirtschaftslage und vieler Forderungsausfälle. Doch nun wurde so viel rückstellt, dass die Sache erledigt ist.
Auch für die Stiftung Sparkasse?
Natürlich ist es für uns ein Problem, weil wir sicher zwei bis drei Jahre keine Dividenden bekommen. Zum Glück haben wir Rückstellung, so dass wir zwei Jahre überhaupt kein Problem haben. Und ich bin überzeugt, dass sich die Situation in der Bank in der Zwischenzeit wiederum bedeutend verbessert.
Laut der Homepage der Stiftung werden die Fördermittel im Bilanzentwurf für 2014 schon leicht gekürzt. Nach welchen Kriterien wird dabei vorgegangen?
Man muss auch bei Stiftung schauen, welche Projekte die Stiftung interessant sind. Also, wollen wir etwas unterstützen, das überhaupt keine Sinn hat, oder lassen wir das weg. Doch wenn auf der einen Seite gekürzt wird, heißt das ja nicht, dass wir das Geld zurückbehalten, wir geben es eben für andere Projekte aus. Schließlich sind wir als Stiftung verpflichtet, die Gelder die wir bekommen, zu investieren.
"Wir können nicht mehr das ganze Budget von Projekten stemmen, sondern werden eben fünf oder zehn Prozent weniger zur Verfügung stellen. Die Leute müssen deshalb vorher mehr nachdenken, wo sie zusätzliche Finanzierungen herbekommen."
Die Stiftung hat Projekte aber wohl auch in der Vergangenheit auf ihre Sinnhaftigkeit überprüft?
Sicher. Doch es gibt Projekte, die wir schon seit vielen Jahren unterstützt haben, und die nie abgeschlossen wurden. Und hier muss man irgendwann einen Schlussstrich ziehen.
Laut Homepage wird die gesamte Fördersumme im kommenden Jahr aber von heuer 9 auf 8,5 Millionen Euro zurückgeschraubt...
Wir haben bereits 2013 die ursprünglich vorgesehen 9 Millionen auf 8,5 Millionen Euro reduziert. Und dieses Budget werden wir auch im kommenden Jahr zu Verfügung haben und ausgeben. Doch dabei wird eben, wie auch bereits in den vergangenen Jahren, noch stärker darauf geachtet, das Geld so sinnvoll wie möglich zu investieren.
Noch einmal: Nach welchen Kriterien wird dies konkret bestimmt?
Die Kriterien bleiben im Grund die selben, nur werden die Projekte, die uns vorgestellt werden, genauer überprüft. Außerdem wird man bei vielen Projekten ein wenig runterfahren. Das heißt, wir können nicht mehr das ganze Budget stemmen, sondern werden eben fünf oder zehn Prozent weniger zur Verfügung stellen. Die Leute müssen deshalb vorher auch schon mehr nachdenken, wo sie zusätzliche Finanzierungen herbekommen. Denn das Land gibt nichts, die Gemeinden geben nichts, und sie können nicht verlangen, dass heute die Stiftung die ganzen Projekte finanziert.
Das heißt der Rückgang der Fördergelder in anderen Bereichen hat auch bei Ihnen mehr Nachfrage geschaffen?
Sicher. Die Gesuche kommen jetzt alle zu uns. Wir haben mehr Gesuche und eher weniger Geld.
Sie haben auch schon bei eigenen Produkten gespart, wie zuletzt mit der Einstellung des Veranstaltungskalenders WasWannWo.
Das war schon seit Jahren ein umstrittenes Projekt, auch weil heute ohnehin alles im Internet steht. Und deshalb haben wir beschlossen, dass man dieses Geld viel besser anderswo einsetzen kann.
"Man wir heute nicht mehr hergehen und den Schuldigen suchen. Man war der Meinung, das große Geschäft zu machen, und statt dessen wurden Fehler gemacht."
Zurück zu Bank. Sparkassen-Präsident Gerhard Brandstätter hat am Mittwoch eine nötige Kapitalspritze von 150 Millionen Euro angekündigt? Wie viel davon wird der Haupteigentümer stellen?
Das ist derzeit noch zu klären. Wir müssen überlegen, wie viel Kapital wir der Bank geben können. 150 Millionen Euro sind natürlich eine sehr hohe Summe, und es ist klar, dass wir nicht gemäß unserem Anteil aufstocken können. Das große Problem wird also sein, neue Aktionäre und andere Kapitalgeber zu finden. Doch ich hoffe, dass es Herr Brandstätter gelingt.
Ihre Vorgänger wurden gerne als Nikolaus bezeichnet. Sie sind nun der erste Präsident, der nicht mehr ganz so großzügig verteilen kann. Bedauern Sie das?
Die Leute müssen verstehen, dass sich die Zeiten gerändert haben. Nun können wir eben nicht mehr 10.000 geben, sondern nur mehr 8000. Aber auch das ist in der heutigen Zeit noch viel Geld.
Das heißt, Sie bleiben zumindest ein kleiner Nikolaus?
Sicher. Wenn wir acht Millionen verteilen, ist das sogar ein großer Nikolaus.
In Zusammenhang mit der aktuellen Schieflage wird allgemein von Altlasten gesprochen. Wird es hier noch eine Suche nach dem Schuldigen geben bzw. ist er schon gefunden?
Die Suche nach dem Schuldigen ist sehr schwierig. Der Schuldige ist vor allem die Wirtschaftskrise, denn wer hätte gedacht, dass so viele gute Firmen, die vor zehn Jahren noch sehr gut aufgestellt waren, heute solche Probleme haben. Die Sparkasse hat ja die heimische Wirtschaft immer sehr großzügig unterstützt, während andere Banken wie Raiffeisen immer ein Limit gehabt haben. Doch die heimische Wirtschaft hat heute eben genauso große Probleme wie alle anderen.
"Das große Problem wird sein, neue Aktionäre und andere Kapitalgeber zu finden. Doch ich hoffe, dass es Herr Brandstätter gelingt."
Dennoch ist der Forderungsausfall zu zwei Drittel auf neue Kunden im oberitalienischem Raum zurückzuführen. Wo die Volksbank beispielsweise bei weitem nicht so große Probleme zu haben scheint.
Die Volksbank hat viel, viel früher expandiert, in einer Zeit, als die Wirtschaftskrise noch fern war und die Zinspolitik noch eine ganz andere war. Die Sparkasse hat ihre Expansion dagegen genau in der Zeit der Wirtschaftskrise Expansion begonnen.
Und das war kein Fehler?
Man hat natürlich damals noch nicht wissen können, wie schwerwiegend die Wirtschaftskrise wird. Aber klar, man hätte früher bremsen können, und man war bei der Expansion sicher auch zu locker. Doch wenn man als Unternehmen auf einen neuen Markt kommt, passiert es eben in so einer Zeit eher, dass man nur Kunden bekommt, die vielleicht schon große Probleme haben.
Zur Verantwortung wird dafür niemand gezogen werden?
Nein, man wir heute nicht mehr hergehen und den Schuldigen suchen. Sicher kann man sagen, dass Fehler gemacht wurden. Doch das passiert in Unternehmen eben, und in der Bank ist es auch passiert. Man war der Meinung, das große Geschäft zu machen, und statt dessen wurden Fehler gemacht.