„Eine Scheibe abschneiden“
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SALTO: Frau Stocker, wie kam es zur Idee für das Projekt Brückenbau?
Martha Stocker: Wir versuchen schon länger, die Special Olympics [größte Sportbewegung für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung und Mehrfachbeeinträchtigung, vom Internationalen Olympischen Komitee offiziell anerkannt, Anm. d. Red.] wieder neu zu aktivieren. Wir haben in Südtirol schon eine Reihe von Vereinen, die mit Menschen mit mentaler Beeinträchtigung arbeiten. Wenn die antreten, national wie international, ist es so, dass sie entweder bei den verschiedenen Organisationen, die bei der CONI angesiedelt sind, antreten oder, wo es weniger um Leistung geht, sondern vor allem um das Mitmachen, um den pädagogischen und sozialen Aspekt, das ist bei den Special Olympics.
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Das ist eine weltweite Bewegung, die von Eunice Kennedy-Shriver, eine Schwester von J.F. Kennedy, gegründet worden ist, weil sie selber eine mental behinderte Schwester hatten. Das ist der Hintergrund dieser Bewegung. Da gibt es die Weltspiele und die nationalen Spiele. Wir haben versucht, dass sich die einzelnen Vereine, die es in Südtirol gibt, bei Special Olympics einschreiben, und dadurch die Möglichkeit haben, bei den nationalen und internationalen Spielen, je nach Leistungskategorie mitzumachen. Und so kam es für uns in letzter Zeit zu verschiedenen Sitzungen. Wir haben angeregt, weitere Fußballgruppen in Südtirol zu schaffen, weil vor allem im Fußball, wo ich bisher tätig war, bei etwa Sport and Friends, bei der Lebenshilfe und den Yankees, sonst nicht viel herum war. Jetzt haben wir es geschafft, dass es im Pustertal etwas gibt wie auch in Gröden, im Vinschgau, in Meran.
Fußballfest BrückenbauDas inklusive Fußballfest „Brückenbau“ wird am 31. August 2024 in Brixen vom SSV Brixen Fußball und Special Olympics Südtirol veranstaltet. Ziel sei es, Menschen mit besonderen Bedürfnissen durch den gemeinsamen Sport gesellschaftlich stärker einzubinden. Fußball, als Sportart des Miteinanders, steht dabei im Mittelpunkt. Alle Teilnehmer, ob mit oder ohne besondere Bedürfnisse, spielen gemeinsam in gemischten Teams. Der Tag beginnt mit dem Eintreffen der Mannschaften, gefolgt von einer Registrierung, gemeinsamen Aufwärmen und verschiedenen Fußballspielen. Abschließend werden Teilnehmermedaillen überreicht. Veranstaltungsort ist der Fußballplatz Jugendhort in der Maria Montessori Str. 8. Die Registrierung ist ab 9.00 Uhr möglich.
Und dadurch kam es zum Fußballfest?
Der Gedanke war: Es wäre schön, wenn wir einen Tag veranstalten, wo wir uns treffen, wo wir versuchen, diesen Sport Fußball, der immer auf Miteinander ausgerichtet ist, miteinander zu spielen, aber auch mit Menschen dabei, die meinen, nicht beeinträchtigt zu sein, mit diesem inklusiven Gedanken.
„Das zu erleben, die Freude der Leute, wenn sie auf dem Feld sind, kicken und danach eine Medaille kriegen, das entschädigt für alles, was quergehen kann.“
Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie mit diesem Projekt?
Die Zielsetzung ist die, dass man immer mehr Menschen mit Beeinträchtigung dazu bekommt, dass sie sich sportlich betätigen, weil es etwas ist, was dem Leben eine Freude vermitteln kann, die bei ihnen teilweise noch größer ist, in diesem Erleben des Miteinanders. Das ist einmal eine Zielsetzung, dass wir immer mehr Menschen für das Miteinander im Sport begeistern können, was weitere Freude auch bei ihnen und beim Umfeld auslöst. Und das Zweite ist, dass wir das inklusiv ausgerichtet haben, es spielen auch Menschen mit, die meinen, nicht beeinträchtigt zu sein, damit man das noch stärker in die Gesellschaft bringen kann, das Miteinander, das Integrative, dass dieser Gedanke ein selbstverständlicher Wert wird. Wir sind da in Südtirol gut unterwegs, aber es schadet nicht, das immer wieder zu bringen und noch stärker in die Gesellschaft zu bringen.
Hoffen Sie auch, dass „Brückenbau“ in Zukunft ein wiederkehrendes Event wird?
Wir werden es auf jeden Fall probieren. Es ist so, dass wir jetzt ein zeitliches Problem hatten, ursprünglich wollten wir das Event etwas später veranstalten. Jetzt haben wir das Problem, dass nicht alle mitgehen können, weil wir noch in der Urlaubszeit sind. Aber das war im Moment nicht anders möglich, weil in Brixen danach Jugendfußballspiele stattfinden und dann mussten wir schauen, auszuweichen. Ein anderes Jahr werden wir das besser planen, dass wirklich alle dabei sein können. Das Zweite ist, dass man die Intention hat, dass man das rotieren lässt. Dieses Mal haben wir vor allem einen Bezirk, Ausrichter ist der Bezirk Eisacktal-Wipptal. Daher haben wir auch die Bezirkspräsidenten dort eingeladen, damit sie zusammen mit dem Landeshauptmann ankicken. Danach soll es in einem anderen Bezirk weitergehen. Das nächste Jahr machen es vielleicht die Bozner und die Unterlandler oder die Pusterer. Aber auf jeden Fall soll das weitergehen.
„Zuerst wollen wir aber schauen, dass wir das gut auf die Füße kriegen, beweisen, dass das gut geht.“
Was waren die größten Herausforderungen bei der Organisation für das Fußballfest?
Die größte Herausforderung ist tatsächlich, es in der Zeit zu machen, in der noch die letzte Urlaubswoche ist. Von dem her wäre der ursprüngliche Termin, der 7. September, besser gewesen. Aber wir mussten wegen der Jugendmeisterschaften ausweichen. Das war die größte Herausforderung, das größte Problem, dass wir es so vorverlegen mussten.
Und bei der Umsetzung der Veranstaltung?
Die Brixner machen, Gott sei Dank, eifrig mit. Christian Schölzhorn sowieso, der technische Oberkoordinator des Ganzen, der mit der Sektion Fußball vom SSV Brixen und mit der Sektion Behindertensport vom SSV Brixen perfekt zusammenarbeitet. Von dem her sind die technischen Hürden bisher alle wunderbar genommen worden. Wir hatten Montag noch eine Schlussbesprechung und nun hoffen wir, dass alles klappt und passt. Aber auf jeden Fall ohne die Unterstützung vor Ort wäre es sicher nicht möglich. Sie sind großartig, die Sektion Fußball mit Florian Pichler, Sektion Behindertensport mit Elda Letrari und Michaela Kofler Pichler, sie sind Goldes Werk.
Gibt es besondere Programmpunkte, auf die man sich freuen kann?
Wir machen auch Funinospiele [spezieller Fußball-Modus im Kleinfeldbereich, Anm. d. Red.], es gibt einige, die überhaupt noch nie Fußball gespielt haben. Wir möchten wirklich, dass wir alle begeistern können, deswegen gibt es diese Spiele. Ich freue mich, wenn die Bezirkspräsidenten Walter Baumgartner, Monika Reintaler und der Landeshauptmann das Spiel ankicken. Und ich kenne meine Leute und weiß, welche Freude sie haben werden. Das zu erleben... Deswegen muss man dabei sein. Das zu erleben, die Freude der Leute, wenn sie auf dem Feld sind, kicken und danach eine Medaille kriegen, das entschädigt für alles, was quergehen kann.„Sie geben mir so viel an Freude, an innerer Beteiligung, an positiver Sicht, an Freude auf die Zukunft.“
Ist es geplant, das auf andere Sportarten auszulegen?
Fußball ist eine der Sportarten, wo das Miteinander gleichzeitig auch gefördert ist. Es gibt Sportarten, wo das Miteinander auch gefördert ist, aber teilweise ist es eine Einzelgeschichte. Und deswegen konzentrieren wir uns mal auf die Gemeinschaftsleistung. Was wir gleichzeitig auch angeredet haben, und wo es auch in die Richtung geht, ist, was wir jetzt vereinbart haben, ist, dass es auch beim SSV Bozen und Bruneck eine Sektion Behindertensport geben soll. Sie sind jetzt wirklich gut unterwegs und das wird nun auch entstehen. Wichtig ist, wenn wir es schaffen, das war immer mein Wunsch, dass die Idee bei allen Vereine ankommt. Und je mehr Sportvereine vor Ort eine Sektion Behindertensport haben, desto besser ist es. Deswegen sind wir in dieser Richtung unterwegs.Wir haben mit den Bruneckern und Boznern geredet und vorgeschlagen, mit wenig Sportarten zu beginnen und dann langsam auszuweiten. Die Meraner und Brixner zum Beispiel bieten auch Tanzen an. Das ist eine Geschichte, wo wir weiter dahinter bleiben.Wir versuchen anzuregen, auch solche Sportarten machen, wo möglichst viele ziemlich barrierefrei mitmachen können. Wir schauen, dass ein bisschen mehr in die Richtung passiert.
Welche Unterstützung kriegen Sie von Sponsoren oder Lokalunternehmern?
Wir haben diesbezüglich noch nicht viel angesucht, weil wir beweisen wollen, dass wir es gut machen. Danach werden wir mit Sicherheit kein großes Problem haben, Sponsoren zu finden. Zuerst wollen wir aber schauen, dass wir das gut auf die Füße kriegen, beweisen, dass das gut geht. Für den Anfang, dachten wir, wir versuchen es mal mit einfachsten Mitteln. Wenn es da schon halbwegs geht, dann wissen wir, dass wir kein Problem haben, das Ganze noch größer aufzumachen und die entsprechende Unterstützung zu haben.
Sie persönlich, was erhoffen Sie sich vom nächsten Samstag?Ich erhoffe mir, dass ich wieder mit dem Hochgefühl heimgehe, mit den ich immer heimgehe, wenn ich mit Menschen mit mentaler Beeinträchtigung unterwegs bin. Sie geben mir so viel an Freude, an innerer Beteiligung, an positiver Sicht, an Freude auf die Zukunft. Da könnten all jene, die nie zufrieden sind, auch mal schauen und sich eine Scheibe abschneiden. Dieses Gefühl geben sie mir immer und ich weiß, dass ich dieses Gefühl auch das nächste Mal wieder erlebe. Das ist das, warum ich das so gerne tue und warum ich so viel Freude habe mit den Leuten.
Grande donna Martha Stocker,…
Grande donna Martha Stocker, ho condiviso con lei l'emergenza immigrazione del 2015. Eccezionale, competente,umana,umile, forse troppo efficiente ed efficace per l'attuale livello politico che viviamo. Questo suo progetto sarà un successo,nessun dubbio.