Cultura | Rezension

Mit einem Tontechniker im Wald

Der Kurzfilm „Treelude“ wird heuer beim Trento Film Festival gezeigt: eine autobiografische Dokumentation mit Naturfotograf Lukas Schäfer im Ahrntal und am Würzjoch.
Treelude
Foto: Soul Film Production
  • Costantino Mazzoccoli wohnt in Bologna, längere Fußmärsche unternimmt er dort selten. Im Kurzfilm „Treelude“ folgt der Tontechniker dem Naturfotografen Lukas Schäfer durch Wälder und Wiesen im Ahrntal und besteigt mit ihm das Würzjoch. Er spielt mit der Rolle des etwas tollpatschigen Städters und bringt zum Schmunzeln, vor allem aber will Mazzoccoli die Geräusche der Natur einfangen. 

    Blätterrascheln, das Fließen des Wassers, Vogelstimmen und Schritte im feuchten Waldboden werden auf einer Tonspur festgehalten und mit Musik unterlegt. Verbunden mit den großflächigen Naturaufnahmen thematisiert der Film die Suche der Menschen nach dem großen Abenteuer in der Wildnis. Das ungleiche Duo erinnert nicht nur an das Spannungsverhältnis zwischen Einheimischen und Urlaubsgästen, sondern vermittelt auch eine größere Botschaft. 

    Dabei kommt der Kurzfilm ohne Fakten zu Erderwärmung und Verlust der Artenvielfalt aus. Stattdessen werden die Südtiroler Berge portraitiert, Ortschaften oder Sehenswürdigkeiten werden keine genannt. Die Filmemacher wollen die Orte so vor übermäßigem Tourismus schützen. Vor der Kamera sprechen die Protagonisten von ihrer Beziehung zur Natur und ihren Erfahrungen draußen in den Bergen. Für Lukas Schäfer sind die Extremwetter, der Starkregen und die Trockenperioden die Antwort der Natur auf jahrzehntelange ungebrochene Ausbeutung.

  • Schnappschuss während der Filmarbeiten: Die Produktion beschäftigt sich mit dem Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Foto: Clemens Plaschke
  • Nachdem sich der ehemalige Profisportler beim Freestyle Ski verletzt hatte, blieb ihm viel Zeit, um über diese Fragen nachzudenken. Schäfer ist in St. Georgen im Pustertal aufgewachsen und weiß, dass das Wetter in kurzer Zeit umschlagen kann, Lawinen abgehen und nicht alle Pilze essbar sind. Heute stellt sich der Fotograf hinter Kamera und Tarnzelt. In der Natur sucht er vor allem Stille und bewegt sich im Film sicher über unwegsames Gelände. Seine Bergfotografien erschienen 2023 im Raetia Verlag. 

    Der Höhepunkt des Kurzfilms bildet ein nächtlicher Spaziergang, nachdem Fotograf und Tontechniker ihr Lager aufgeschlagen haben. Zu Mazzoccoli spricht eine Stimme, er soll seine Stirnlampe ausschalten und den Wald schlafen lassen. Die Stimme spricht weiter zu ihm, über Gewitter, Sonnenuntergänge und die Alpen. Sie mache sich nicht Sorgen um sich selbst, sondern um ihn und seine Artgenossen. Der Tontechniker stürmt daraufhin wie erleuchtet durch den Wald, um seinem Begleiter von dem Erlebnis zu berichten. 

    Die Produktion beschäftigt sich auf eine unschuldige Weise mit dem Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Der autobiografische Ansatz schafft Nähe zum Publikum und greift zu einer Sprache auf Augenhöhe. Die Stimme der Natur, die zu dem Tontechniker aus Bologna spricht, mutet metaphysisch an und könnte als esoterisch abgestempelt werden. Vor diesem Risiko ist Regisseur Marco Zingaretti nicht zurückgescheut. 

  • Treelude

    Der Film wird beim Trento Film Festival gezeigt und wurde von der Umweltschutzorganisation Protect Our Winters Italy initiiert. Eine Produktion von Soul Film Production unter der Regie von Marco Zingaretti.

    Vorführung in Supercinema Vittoria, Trient

    Mittwoch, 30. April 202514:30 Uhr

    Hier geht’s zum Trailer, hier zu den Tickets. 

    Anschließend diskutieren die Filmemacher mit dem Publikum, die Produktion soll auch in Bozen gezeigt werden. 

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