Zweierlei Lobby
“Mühsam”, “zäh”, “langwierig”, “nicht immer einfach”. So beschreiben die Beteiligten die Verhandlungen zwischen Hausärzte-Gewerkschaften und Land Südtirol, die diese Woche ein vorläufig gutes Ende genommen haben. Ein Jahr hat es gedauert, bis man sich einig geworden ist: Zusätzliche Leistungen der Allgemeinmediziner werden mit zusätzlichen Geldern aus dem Landeshaushalt vergütet. Damit sollen die Gehaltseinbußen, die viele Hausärzten seit vergangenem Jahr zu verzeichnen haben, zum allergrößten Teil ausgeglichen werden. Auf rund 2,4 Millionen Euro schätzt Martha Stockers Ressortleiter und Chef-Verhandler Michael Mayr die Mehrausgaben, die der öffentlichen Hand nun bevorstehen. Die gibt es allerdings nicht “einfach so”. Denn wie erwähnt, wurden zwischen Land und Gewerkschaften eine Reihe von Leistungen vereinbart, die die Hausärzte künftig erbringen werden. Ungeachtet dessen stößt die nun erzielte Vereinbarung auf Kritik.
Nicht nur die Hausärzte
Die Fachgewerkschaft Gesundheitsdienst im Autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbund ASGB spricht von einer “absurden Ungleichbehandlung”. Man habe zwar nichts gegen die finanzielle Aufstockung von 2,4 Millionen Euro, schreibt der im ASGB für die Gesundheitsdienste zuständige Landessekretär Andreas Dorigoni am Freitag Mittag in einer Aussendung. “Ungerecht und diskriminierend empfinden wir jedoch die finanzielle Ungleichbehandlung der Mitarbeiter des Südtiroler Sanitätsbetriebes gegenüber den Hausärzten.” Es ist Gesundheitslandesrätin Stocker höchstpersönlich, die Dorigonis Ärger abbekommt: Er wolle sie “zum wiederholten Mal daran erinnern, dass auch die Angestellten der sanitären Berufsbilder wie Krankenpfleger, Röntgentechniker, Labortechniker, Physiotherapeuten u.s.w., aber auch die Berufsbilder im technischen- und Verwaltungsbereich von finanziellen Lohneinbußen durch die Reduzierung der Mehrstunden” betroffen seien.
Wo ein Wille, da eine Lobby?
Daher solle sich die Landesregierung auch um diese Berufsgruppen kümmern und den erlittenen finanziellen Schaden wieder ausgleichen – “im Sinne der Fairness und der Konformität”, so der ASGB-Fachgewerkschafter. “Es wäre nur lauter, wenn – wie bereits des Öfteren vom ASGB gefordert – eine endgültige Lösung für die Mehrstunden verhandelt würde. Dafür müsste jedoch der politische Wille vorhanden sein, zusätzliche Gelder für das Personal zweckzubestimmen. Anstandshalber müsste die Landesregierung umgehend reagieren. Eine starke Lobby darf nicht ausschlaggebend für politische Entscheidungen sein”, meint Dorigoni in Bezug auf die Hausärzte-Gewerkschaften, die sich im Laufe der Verhandlungen mehrmals mit dem Land angelegt und auch Protestmaßnahmen durchgeführt hatten. “Wir werden jedenfalls mit Argusaugen die weitere Entwicklung verfolgen und uns bei Bedarf wieder zu Wort melden”, kündigt Dorigoni an.