Ambiente | Feuerwerke

"Das ist derzeit absolut gefährlich"

Nicht nur die Grünen sind in diesem Jahr Feuerwerken gegenüber besonders kritisch. Warum nun doch einige Südtiroler Gemeinden beim Ballern die Handbremse ziehen.

Markus Dejori nimmt sich kein Blatt vor den Mund: „Auf den Wiesen liegt das halbgewachsene Gras vom Herbst, das brennt wie Stroh, und auch im Wald ist alles staubtrocken“, sagt der Welchschnofner Bürgermeister. „Die Brandgefahr ist derzeit einfach riesengroß.“ In seiner Gemeinde ist das Abbrennen von Feuerwerken deshalb seit dem 24. Dezember bis einschließlich 6. Jänner per Verordnung verboten. Eine Entscheidung, die mittlerweile auch von einigen anderen Gemeinden getroffen wurde: So haben auch Aldein, Montan, Truden, Altrei oder die kommissarisch verwaltete Gemeinde Niederdorf keine Genehmigung zum Zünden von Feuerwehrkskörpern gegeben. In Welschnofen wird dies weder von der Bevölkerung noch von der Hotellerie in Frage gestellt wird, wie Dejori versichert. „Denn jeder hier bei uns versteht, dass die Gefahr einfach übergroß ist.“ Erleichtert wird dieses Verständnis in der direkten Nahbargemeinde des Trentino durch das generelle Feuerwerkverbot jenseits der Provinzgrenze. Da viele Veranstaltungen auf dem Karerpass stattfinden, wäre es ohnehin seltsam, wenn nur auf der Südtiroler Seite geschossen würde, meint der Bürgermeister.

Doch betrifft die Trockenheit tatsächlich nur die wenigen Gemeinden, in denen es nun ein Feuerwerkverbot gibt? Beziehungsweise wie verantwortungsvoll ist es, das Abschießen von Raketen im restlichen Land zu genehmigen? „Ich hab meine Maßnahmen getroffen, ob es andere verantworten können, müssen sie selber schauen“, lautet die Antwort des Welschnofer Bürgermeisters. Da er selbst als Feuerwehrmann aktiv sei, wisse er Bescheid, was alles passieren kann. „Wenn nur Profis Feuerwerke abbrennen würden, wäre alles nicht so schlimm“, sagt er. Doch da meist Halb-Profis oder Amatateure am Werk seien, sieht er der Silvesternacht mit gemischten Gefühlen entgegen. Trotz Verbot sind in Welschnofen zwei Feuerwehren im Bereitschaftsdienst. „Denn wir können nicht davon ausgehen, dass sich jeder an das Verbot hält.“

Tipps für Vier- und Zweibeiner

Feinstaubbelastung, höchste Brandgefahr – noch selten gab es so viele Gründe, die gegen Feuerwerke sprachen wie in diesem Jahr. Dass auch alle Hunde im Land davon profitieren würden, zeigt eine aktuelle Aussendung des Sanitätsbetriebes. Darin wird Hundebesitzern geraten, die Knallgeräusche durch ruhige Musik und geschlossene Fenster abzuschwächen, die Vierbeiner durch Spielen abzulenken oder auch den Einsatz von Beruhigungsmitteln zu überlegen. Abgesehen von solch viehischen Gegenmaßnahmen rüstet man sich aber auch im restlichen Land weit stärker gegen das traditionelle Knallen und Schießen als sonst. Landesrat Arnold Schuler hat sich am Montag zwar gegen ein generelles Verbot als Zivilschutzmaßnahme entschieden. Dennoch wird der Landesforstdienst nicht nur einen verstärkten Bereitschaftsdienst durchführen, sondern mahnt auch alle BürgerInnen zu besonderen Vorsichtsmaßnahmen. „Es ist ausnahmslos verboten, im Wald und in einem Sicherheitsabstand von 20 Metern Feuer anzuzünden oder brennende Zigaretten oder Zündhölzer wegzuwerfen“, sagt Florian Blaas, Direktor des Landesamt für Forstverwaltung. Bei Schadensfällen in Folge von Bränden seien neben empfindlichen Verwaltungsstrafen von bis zu 3000 Euro auch drastische strafrechtliche Konsequenzen entstehen. Darüber hinaus würde jeder einzelne Verursacher eines Brandes zivilrechtlich für den entstandenen Vermögensschaden haften.

Plädoyer aus Meran

Besonders ernst genommen wird der Appell Schulers an alle Bürgermeister, bei der Ermächtigung von Feuerwerken sehr sorgfältig vorzugehen, in Meran. Nach seinem vergeblichen Versuch, das Silvesterfeuerwerk der Gemeinde abzuschaffen, traf sich Bürgermeister Paul Rösch dort am Dienstag Vormittag mit Stadtpolizeikommandant Fabrizio Piras und Feuerwehrkommandant Karl Gamper. Aufgrund der extremen Trockenheit in den vergangenen Wochen herrscht auch in den zahlreichen Park- und Grünanlagen der Stadt höchste Brandgefahr, warnte der Feuerwehrkommandant. Deshalb sei mit Feuer und Feuerwerken sehr vorsichtig umgehen. „Der Bereich am Zenoberg, von dem aus dem die Raketen gezündet werden, wird von Feuerwehrleuten überwacht. Weiters wird das umliegende Gelände präventiv mit Wasser genässt, sodass kein Bodenfeuer entstehen kann", erklärte Gamper. Fabrizio Piras erinnerte noch einmal daran, dass es laut der Stadtpolizeiordnung prinzipiell auf dem gesamten Gemeindegebiet strikt untersagt sei, Feuerwerkskörper zu zünden und zu werfen bzw. jede Art von Knallkörpern und Raketen abzuschießen. „Nur der Bürgermeister kann auf einen schriftlichen und begründeten Antrag hin Ausnahmen genehmigen. Die Verwaltungsstrafe beträgt 160 Euro", so Kommandant Piras. Paul Rösch selbst nahm das Treffen zum Anlass für ein letztes eindringliches Plädoyer gegen das traditionelle Silvesterschießen.

„Feuerwerke gelten als eine der größten Feinstaubquellen überhaupt. In der Silvesternacht werden die Grenzwerte regelmäßig um ein Vielfaches überschritten. Vor allem Säuglinge, Kleinkinder und Menschen mit Atemwegserkrankungen leiden unter den Auswirkungen. Außerdem werden in großem Umfang Schwefelverbindungen, Stickoxide, Kohlenmonoxid und Kohlendioxid freigesetzt. Verschiedene hochgiftige Bleiverbindungen und andere Schwermetalle gelangen ebenso in die Umwelt wie der krebserregende Stoff Hexachlorbenzol. Der nächtliche Lärm der Silvesterböller versetzt überdies alle Tiere in höchsten Alarmzustand. Die minutenlang andauernden Explosionen erzeugen einen Stress, dessen Auswirkungen noch mehrere Tage danach messbar sind.“

Ob die Lust am Ballern und Knallen deshalb tatsächlich kleiner wird? Die Silvesternacht wird es uns zeigen.