Società | Selbsthilfe

Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt

Entweder sie sind extrem gut drauf oder die Welt droht unterzugehen: Menschen mit bipolarer Störung leben in Extremen. Heute ist Welttag dieser Krankheit.
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Robert war 30 Jahre alt, als sein Leben eine seltsame Wendung nahm. Entweder der Bozner war extrem gut drauf, oder die Welt drohte unterzugehen. Er durchlebte eine Achterbahn der Gefühle. Phasenweise fühlte er sich so, als könne er Bäume ausreißen, zum Mond fliegen und ohne Fallschirm zurückkommen. Dann wiederum verfiel er in übertriebene Angstzustände, glaubte er würde vergiftet oder abgehört. Daraufhin strotzte er wieder vor Energie, war enorm selbstbewusst, unternehmungslustig, plante großspurige, völlig unrealistische Projekte. Er fühlte sich unbesiegbar.


„In solchen Phasen habe ich manchen Blödsinn aufgeführt“, erzählt er schmunzelnd. Ihm war aber rasch klar, dass etwas nicht stimmte, dass diese enormen Stimmungsschwankungen nicht normal waren. Der Arzt stellte schließlich eine bipolare Störung fest.
Die bipolare Erkrankung ist kein Phänomen unserer Zeit, sondern wurde bereits in der Antike von Hippokrates, Aristoteles und Platon beschrieben. Fachleute sprechen aktuell von 4000 Betroffenen in Südtirol. Ihr Gemütszustand schwankt zwischen Euphorie und Schwermut. Sie sind jedoch nicht etwa launisch, sondern ernsthaft krank.
 

Auch Berühmtheiten wie der Maler Vincent van Gogh, Marilyn Monroe, Hollywood-Schauspielerin Catherine Zeta-Jones und der britische Pop-Star Robbie Williams leiden oder litten darunter. Ihnen, sowie vielen weiteren hochbegabten und kreativen Persönlichkeiten war, bzw. ist die „Berg-und-Tal-Fahrt“ der bipolaren Erkrankung vertraut: Phasen extremer Hochstimmungen mit großem Leistungsvermögen und Phasen extremer Traurigkeit und Verzweiflung wechseln einander ab.


„Eine Bipolare Störung hat meistens massive Auswirkungen auf die Lebensqualität der Menschen. Die Stimmungsschwankungen werden oft von der Umwelt nicht verstanden und führen zu Problemen in Partnerschaften, in den Familien, am Arbeitsplatz und im sonstigen sozialen Umfeld,“ weiß Robert aus eigener Erfahrung.

Inzwischen ist der Bozner über 40 und hat gelernt mit der Krankheit umzugehen. Seine Freunde und Familie sind sein soziales Netz, das ihn auffängt und ihm hilft. In einer Selbsthilfegruppe möchte er sich nun mit anderen Betroffenen zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch zusammenfinden. Das Gründungstreffen der Selbsthilfegruppe „Achterbahn der Gefühle“ wird am 6. Mai um 18 Uhr im Zentrum von Bozen stattfinden. Informationen gibt es unter der E-Mail [email protected] oder bei der Dienststelle für Selbsthilfegruppen, Dr.-Streiter-Gasse 4, Bozen, Tel. 0471 312424, www.selbsthilfe.bz.it.