Franz geht neue Wege
5 Jahre lang war man in der Rosengartenstraße in Bozen zuhause und hat das unspektakuläre Stadtviertel Zwölfmalgreien zu einem kreativen, hippen Lebens- und Arbeitsort für Kulturschaffende gemacht. Mit Initiativen wie der Rosengarten-Fest/A haben Anna Quinz, Kundigunde Weissenegger, Barbara Elias da Rocha und Marco Bassetti (sowie viele andere vom franz-Team) eine richtig gute Brise Urbanität, Metropolen-Atmosphäre und frischen Zeitgeist in den Bozner Stadtteil gebracht, der mit seiner Mischung aus Kleinbetrieben, Gastlokalen und Wohnraum pragmatisch und lebbar ist, ohne dem Schick der Bozner Innenstadt zu frönen.
"Die Rosengarten Festa werden wir weiterhin organisieren", versichert Kunigunde Weissenegger, "auch wenn wir uns von hier verabschieden. Doch unser Netzwerk, viele unserer Freunde sind hier und wir bleiben in Kontakt." Franz sei stets mehr gewesen als ein bestimmter Ort, sagt auch Anna Quinz: "Eine Art zu denken und das Leben zu nehmen, in seiner ganzen schillernden Wandelbarkeit, das ist Franz und damit auch nicht gebunden an physische Orte." Franz war und ist vieles: Geboren als editoriales Projekt, zuerst als Druckausgabe, später online, war Franz in erster Linie ein Journal über Kultur und Kulturschaffende in Bozen, in Südtirol. "Doch weil es sehr schwierig ist, als Online-Magazin zu überleben, haben wir unsere Tätigkeiten erweitert," erzählt Kunigunde Weissenegger den weiteren Verlauf.
Aus einem Journal wurde nach und nach ein kreatives Kommuniktionsunternehmen mit immer mehr Standbeinen. "FranzLab ist unsere Trägergenossenschaft, franzmagazine weiterhin unser Schreibcontainer, mit dem wir erzählen was wir machen und dazu haben wir ein Unternehmen für Dienstleistungen aufgebaut, über das wir uns finanzieren, quasi unsere Brötchen verdienen." Das Songwriterfestival BUSK, die Veranstaltung Christmas in November oder INTRUDERS, ein Treffen zwischen Südtirolern und Nicht-Südtirolern, sind auf diese Weise zustandegekommen.
Nun ist es Zeit für den nächsten Schritt, sagen die beiden franz-Frauen. Erstens sei man als Online-Projekt nicht wirklich auf einen konkreten Büroraum angewiesen, meint Weissenegger und zweitens habe das Reisen und die Projekte mit anderen Kulturschaffenden zugenommen, konstatiert Quinz. "Als wir noch kleiner und unerfahrener waren, war das Zusammenarbeiten in einem Büro wichtig, der Austausch, das Diskutieren, das physische Sich-Treffen." Nun jedoch wolle man verstärkt das Netzwek nutzen, das über die franz-Aktivitäten im Lauf der Jahre aufgebaut wurde. "Wir sind in Kontakt mit vielen Kulturschaffenden in Nordtirol, im Trentino sowieso, das Mart, das Muse, die Centrale Fies und wollen uns jetzt Richtung Veneto im Süden und auf deutschsprachiger Seite in die Schweizer Richtung ausdehnen," verrät Anna Quinz. "Der Euregio-Gedanke hat bei uns vor Jahren schon gegriffen und wir haben jetzt, da alle Welt über das verstärkte Zusammenarbeiten zwischen Tirol, Südtirol und dem Trentino redet, diesen Bezug bereits integriert und schauen uns nach neuen Netzwerken um," meint Kunigunde.
"Wir suchen das Neue, das Unverbrauchte und Frische in der Kulturarbeit, in den Menschen, an den Orten," so die beiden unsiono. Kreative Kommunikationsunternehmen wie franz dürften nicht stehenbleiben, es sich nicht zu bequem machen in einer einmal entdeckten Nische oder Aktivität. "Wir sind viel unterwegs, Kunigunde mehr nach nordwärts und ich im Süden," erklärt Anna Quinz noch einmal das Konzept, "auf Reisen finden wir die Neuigkeiten und Anregungen die wir suchen, aber wir sorgen auch dafür, dass franz selbst jung und frisch bleibt, indem wir mit immer neuen Personen zusammenarbeiten." Gerade ist man dabei, eine jüngere Generation in die franz-Arbeit zu integrieren, auch das hält die Motivation und Inspiration auf einem guten Level. Die Konstanz - bei franz - ist der Wandel.