Was tun mit den Lkws auf der A22?
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Der Ehrenobmann der Freiheitlichen, Pius Leitner, ist verärgert: „Es hält sich hartnäckig, das Märchen vom Umwegverkehr. Der Landtagsabgeordnete Sven Knoll bedient dieses Märchen besonders gern und erntet kaum Widerspruch. Er spricht von 40 Prozent Umwegverkehr, ohne eine entsprechende Quelle zu zitieren. In den 90er-Jahren gab es entsprechende Schätzungen (!), mehr nicht“, erklärt der ehemalige Landtagsabgeordnete in einer Mitteilung an die Medien.
„Die Forderung nach Aufhebung oder Einschränkung des Nachtfahrverbots während der Bauphase empfinde ich nicht als Schwachsinn.“
Auch der Dachverband für Natur- und Umweltschutz äußert sich zum Transitverkehr: Die Klage Italiens vor dem Europäischen Gerichtshof gegen das Lkw-Nachtfahrverbot Österreichs lehnt der Verband ab. „Die italienische Frächterlobby dürfte einen direkten Draht in die Politik haben, denn Verkehrsminister Salvini wirft sich für deren Anliegen mächtig in die Bresche“, so der Präsident des Dachverbandes, Josef Oberhofer.
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Steigendes Verkehrsaufkommen
Obwohl in lärm- und abgasarme Lkws und in den Lärmschutz investiert worden sei, sei laut Pius Leitner der Gütertransport über den Brenner das Hauptproblem und die Sanierung der Luegbrücke verschärfe die Situation. „Die Forderung nach Aufhebung oder zumindest nach einer Einschränkung beziehungsweise Verkürzung des Nachtfahrverbots während der Bauphase empfinde ich nicht als Schwachsinn, wie von Sven Knoll kritisiert, sondern als sachlichen und diskussionswürdigen Vorschlag. Diesen habe ich zusammen mit Erich Burger, ehemaliger Frächter, bereits im April schriftlich der Landesregierung unterbreitet.“
Forderung der UmweltverbändeDer Dachverband für Natur- und Umweltschutz verteidigt hingegen das Österreichische Nachtfahrverbot für Lkws: „Um den ständig steigenden Güterverkehr über den Brenner einigermaßen verträglich zu gestalten, hat Österreich vor Jahren Antitransitmaßnahmen zum Schutz der Bevölkerung eingeführt.“ Das sektorale Fahrverbot zwinge Güter wie Rundholz, Steine und Stahl auf die Schiene und die Blockabfertigung bewahre Süd- und Nordtirols Straßen vor Verkehrsinfarkten. „All diese Maßnahmen will die italienische Regierung nun zu Fall bringen“, warnt der Dachverband.
„Sollten die Antitransitmaßnahmen fallen, wird der Güterverkehr in den nächsten Jahren um 30 Prozent zunehmen.“
Die Brennerautobahn stoße mittlerweile an ihre Belastungsgrenzen, die Verkehrsintensität könne tagsüber nur mehr geringfügig zulegen. Daher rüttle die Frächterlobby kräftig an den Antitransitmaßnahmen. „Sollten diese fallen, wird der Güterverkehr in den nächsten Jahren um 30 Prozent zunehmen“, schätzt der Geschäftsführer des Dachverbands, Hanspeter Staffler die Entwicklung ein. Für Mensch und Umwelt entlang der Brennerachse sei das unzumutbar.
Bleiben die Antitransitmaßnahmen jedoch aufrecht, müsse sich der Güterverkehr neue Wege suchen. Als Alternative schlägt der Dachverband die alpenquerenden Bahnlinien der Schweiz vor, etwa die Gotthard-Bahn. „Es bleibt zu hoffen, dass der Europäische Gerichtshof in der Lage sein wird, Gesundheit und Umweltschutz über die wirtschaftlichen Interessen der italienischen Frächterorganisationen zu stellen.“ Auch Pius Leitner spricht sich dafür aus, mehr Güter auf die Schiene zu bringen, etwa mit der Reaktivierung des ehemaligen Güterbahnhofs in Grasstein, der nördlichsten Fraktion von Franzensfeste.
Billigster Transitkorridor der Alpen?Mit der EU-Osterweiterung seien laut Leitner rund 200 Millionen Menschen dazugekommen, inzwischen entfallen zudem 41,7 Prozent der Transitfahrten über den Brenner auf Transportunternehmen aus Polen (30,3 %) und Litauen (11,4 %) und diese werden auch weiterhin den kürzesten Weg wählen, so Leitner.
Ebenso falsch sei die Behauptung, der Brenner sei der billigste Alpenübergang und der Dieselpreis im Bundesland Tirol sei verlockend. „Entscheidend sind immer Lade- und Zielort. Kein Frächter wird eine Ladung in Mailand mit Zielort Frankfurt übernehmen, um dann über den Brenner zu fahren, weil diese Route die billigste ist.“ Die Strecke Mailand-Frankfurt über den Brenner sei mit 472,32 Euro sogar um 64,82 Euro teurer als jene über die Schweiz, die 407,50 Euro koste. Hinzu komme die um vier Stunden längere Fahrzeit über den Brenner.
Fakt sei auch, dass der Dieselpreis für Lkws in Italien und im Bundesland Tirol seit Jahren etwa gleich hoch ist. „Die Südtiroler Transportfirmen tanken deshalb und wegen der Vorteile bei der Mehrwertsteuer-Rückvergütung schon seit Jahren in Südtirol und nicht im Bundesland Tirol. Bei Transportfirmen mit eigener Zapfsäule ist der Diesel noch etwas billiger“, teilt Leitner mit.
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