Società | salto Gespräch

“Die Vision Südtirols muss sich ändern”

Was haben die Brände im Amazonas mit unserem Konsumverhalten zu tun? Über die Frage nach einem Weg zurück und warum Fleischverzicht nicht genügt, spricht Verena Gschnell.
Verena Gschnell
Foto: Privat

Seit Mitte August steht der Amazonas-Regenwald in Flammen. Tausende Quadratkilometer fallen großflächigen Bränden zum Opfer – die gibt es, ebenso wie Rodungen, seit langem in diesem Gebiet. Doch so massiv wie heuer sind sie noch nie ausgefallen.
Die Bilder schockieren – und scheinen wachgerüttelt zu haben. Am Freitag wurde bekannt, dass der Macher der bekannten Textilmarken Timberland und North Face kein Leder mehr aus Brasilien kaufen will. Die Geschäfte würden erst dann wieder aufgenommen, “wenn wir das Vertrauen und die Zusicherung haben, dass die in unseren Produkten verwendeten Materialien keine Umweltschäden in dem Land anrichten”, teilte der Konzern mit.

Die Episode macht deutlich, was angesichts der verheerenden Brände unvermeidlich ins öffentliche Bewusstsein gerückt ist: Die Frage nach der (Mit-)Schuld. Die wahren Verursacher der “internationalen Tragödie”, von der Umweltschutzorganisationen inzwischen sprechen, sind Marktinteressen und einfacher, schneller Profit  – in Brasilien befeuert von einer laxen Umweltpolitik des neuen Präsidenten Jair Bolsonaro.

 

So kann es nicht weitergehen, meint nicht nur Verena Gschnell. Sie ist in der Organisation für Eine solidarische Welt (oew) verantwortlich für den Bereich “Bewussten Konsum” – und ruft einmal mehr dazu auf, das eigene Konsumverhalten radikal zu ändern. “Doch für ein neues Wirtschaftsmodell braucht es mehr”, sagt die 30-jährige Meranerin.

 

salto.bz: Frau Gschnell, die Bilder der verheerenden Waldbrände im Amazonasgebiet sorgen weltweit für einen Aufschrei – und Kritik an der Umweltpolitik des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass es vielfach Bauern sind, die willentlich Feuer legen, um neues Weide- und Ackerland zu gewinnen. Wer also ist Schuld an den Bränden?

Verena Gschnell: Mitschuldig sind sehr, sehr viele, sicherlich nicht nur Präsident Bolsonaro. Er versucht gerade, die Wirtschaft seines Landes anzukurbeln – und für Brasilien machen die Rodungen natürlich Sinn. Denn was ist kurzfristig gedacht für einen Staat besser, als riesengroße Flächen verkaufen oder verpachten zu können? Brasilien hat einen riesengroßen Regenwald, den es nutzen kann. Die Strategie ist relativ klar und ersichtlich: Es winken Steuereinnahmen über Jahrzehnte, die Exporte können gesteigert und das Land somit wirtschaftlich attraktiver gemacht werden. Insofern herrscht unter Präsident Bolsonaro eine befürwortende Politik für die Brandrodungen und Schlägerungen. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch jene, die diese Politik ablehnen.

Es geht gar nicht anders, wir müssen weniger Fleisch konsumieren.

Nicht nur in Brasilien gibt es Widerstand. Aus Sicht von Umweltorganisationen und vielen Regierungen und Menschen in den westlichen Industriestaaten ist das Vorgehen im Amazonasgebiet unverständlich. Dabei gehören sie bzw. wir doch auch zu jenen, die davon profitieren?

Wir zeigen mit dem Finger auf die Verursacher und finden es schockierend, dass Landwirte in Brasilien ihren Regenwald niederbrennen, weil wir natürlich von den Auswirkungen betroffen sind. Denn wir werden den enormen CO2-Ausstoß mitfühlen, den der Regenwaldschwund verursacht und der zum Teil nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Auf der anderen Seite aber holen wir uns Produkte aus aller Welt. In Brasilien sprechen wir hauptsächlich von der Soja- und Fleischproduktion, das Land ist einer der Hauptexporteure von Rindfleisch und Soja. Italien ist einer der weltweit größten Abnehmer des brasilianischen Fleischs und importiert jährlich 30.000 Tonnen Rindfleisch aus Brasilien. Auch das brasilianische Soja brauchen wir für Viehfutter. 80 Prozent der globalen Sojaproduktion landet in Futterträgern, wird also nicht direkt gegessen. Wir aber können die Ressourcen, die wir aus dieser Region beziehen, nicht bei uns anbauen. Dafür haben wir die Fläche nicht – wir haben die Fläche nicht für unseren Konsum.

Zur Veranschaulichung: Jede*r Südtiroler*in konsumiert im Durchschnitt rund 90 Kilogramm Fleisch im Jahr. Hochgerechnet wären das an die 50 Millionen Kilogramm Fleisch, die wir in Südtirol jährlich verzehren. Wir produzieren aber nicht einmal ein Viertel von dem, was wir hier konsumieren. Allein für die Futtermittelproduktion dafür bräuchten wir eine Anbaufläche, die so groß wäre wie halb Südtirol. Diesen Platz haben wir nicht. Das heißt aber nicht, dass wir weniger Fleisch essen – sondern wir suchen uns den Platz einfach auf dem Rest der Welt.

Nicht nur wir “besetzen” mit unserem Konsumverhalten Anbauflächen anderswo. Vor allem in den asiatischen Ländern steigt der Fleischverzehr rasant. Fast die Hälfte des in Brasilien produzierten Rindfleischs wird nach China exportiert. Es wird also nicht reichen, dass wir in Europa unser Konsumverhalten ändern, um ein Umdenken in der Wirtschafts- und Umweltpolitik zu bewirken?

Sicher, das westliche Konsummodell, der westliche Lebensstil wird vielerorts nachgeahmt. Wenn alle Chines*innen gleich viel Fleisch essen würden wie wir Südtiroler*innen, dann bräuchten wir die gesamte Welt für die Produktion von Futtermitteln. Das Ganze aber ist sehr schwierig: Dürfen die Chines*innen jetzt nicht so viel Fleisch essen wie wir, weil das die Welt nicht mehr packen würde, wir aber dürfen unseren Fleischkonsum beibehalten? Dürfen wir dort bleiben, wo wir sind, die anderen aber nicht unseren Standard erreichen, weil es die weltweiten Ressourcen nicht zulassen? Oder müssen wir auch zurückschrauben und uns fragen, wie wir den ökologischen Fußabdruck auf die Ressourcen einer Welt zu begrenzen? Die Frage ist immer: Wer macht den ersten Schritt, wer startet? Ich glaube, dass alle von uns nur maximal das an Ressourcen brauchen sollten, was uns zur Verfügung steht. Und nicht sagen, wir dürfen so weitermachen, denn wir sind schon länger dabei, aber ihr nicht, weil ihr gerade erst angefangen habt.

Wir zeigen mit dem Finger und finden es schockierend, dass Landwirte in Brasilien ihren Regenwald niederbrennen. Auf der anderen Seite aber holen wir uns Produkte aus dieser Region.

Die Wege, die auf internationaler Ebene eingeschlagen werden, gehen aber nach wie vor in die entgegengesetzte Richtung. Jüngstes Beispiel: das Freihandelsabkommen, auf das sich EU und MERCOSUR-Staaten – Brasilien, Argentinien, Paraguay, Uruguay –Ende Juni geeinigt haben, soll das größte der Welt werden und den Handel zwischen den beiden Wirtschaftsräumen erleichtern und verstärken.

Es geht in die entgegengesetzte Richtung, ja – weil die europäischen Staaten ebenso versuchen, Profite herauszuschlagen. Sie müssen eben auch schauen, wie sie günstig Produkte beziehen können, um ihre Bevölkerung günstig mit Produkten zu versorgen. Darum geht es ja bei der ganzen Kette: Ich möchte am Ende ein günstiges Produkt, und da muss meine Regierung eben schauen, wie sie diese Produkte günstig herbeischafft. Bei solchen Freihandelsabkommen werden zwar immer Nebenverträge abgeschlossen, wo zum Beispiel festgeschrieben wird, ich beziehe dein Soja nur, wenn du dafür keine Regenwälder rodest. Aber wie will sich Italien oder Deutschland versichern, dass das Soja, dass sie importieren, von einem Feld stammt, das nicht gerade durch die Brände zerstört worden ist? Eine solche Rückverfolgung ist sehr schwierig, wenn nicht unmöglich. Deshalb nutzen diese Nebenverträge kaum etwas.

Ich erinnere mich an die Palmöl-Debatte: Palmöl wird zwar inzwischen als nachhaltig zertifiziert, aber stammt zum allergrößten Teil aus Indonesien. Ich weiß nicht, ob in Indonesien jemals auf einem Stück Land, wo jetzt eine zertifizierte Palmölplantage steht, zuvor nicht Regenwald war. Schließlich war Indonesien einmal vollständig von Regenwald bedeckt. Somit stellt sich die Frage, wie kann plötzlich das Öl aus dieser Plantage als nachhaltig zertifiziert werden? Das geht eigentlich gar nicht.

Nach den Bränden im Amazonasgebiet haben einige EU-Staaten wie Frankreich, Irland und Luxemburg die Ratifizierung des Freihandelsabkommen auf Eis gelegt – weil Brasilien dem Umweltschutz nicht genügend Aufmerksamkeit schenke. Auf der anderen Seite lechzen Konsumenten nach billiger Importware. Es zeigt sich, dass die Auseinandersetzung auf mehreren Ebenen stattfinden muss.   

Das Ganze ist ein hochkomplexes Thema. Was ich aber durchaus spannend finde, ist, wie wichtig mediale Aufmerksamkeit ist und was sie bewirken kann. Nehmen wir an, weltweit hätte sich niemand für diese Brände interessiert und darüber berichtet. Dann wäre mit den Brandrodungen und Schlägerungen einfach weitergemacht worden. Jetzt haben sogar einflussreiche brasilianische Wirtschaftsvertreter*innen bemerkt, dass es ihre Wirtschaft schädigen könnte, wenn plötzlich die ganze Welt aufschreit. Deswegen macht man sich in Brasilien Sorgen um den eigenen Ruf und darum, dass das brasilianische Rindfleisch nicht mehr so gerne konsumiert werden könnte – weil sich die Menschen denken, dafür wurde Regenwald abgebrannt. Und genau deshalb hat Präsident Bolsonaro angefangen zu handeln und überhaupt erst begonnen, die Feuer zu löschen. Ohne mediale Aufmerksamkeit wäre es einfach so weitergegangen. Deshalb ist es überaus wichtig, dass solche Sachen publik gemacht werden, dass darüber informiert und diskutiert wird. Denn erst daraufhin haben auch Frankreich und andere Länder begonnen, zurückzurudern. Wenn das Thema medial nicht aufgegriffen worden wäre, wäre es nicht so weit gekommen.

Wie lösen wir Schwierigkeiten und Herausforderungen, vor die uns die aktuelle Import- und Export-Gesellschaft stellt, gemeinsam?

Zigtausende Quadratkilometer Regenwald sind zerstört. Ist es nicht doch zu spät, etwas zu ändern?

Nein, von mir aus gesehen nicht. Denn man kann immer noch ganz stark Druck ausüben. Man merkt ja, welche Konsequenzen öffentlicher Druck bewirken kann. Genau deshalb reden wir jetzt darüber und es wird zurückgerudert – weil ein bestimmter Druck gekommen ist.
Es ist fundamental, Informationen weiterzutragen und zu teilen, öffentlich aufzutreten, damit das gesamte Thema eine relevante Diskussion bleibt. Nur so können wir weltweit auch etwas bewirken. Wenn die Diskussion verebbt, können alle tun, was sie wollen.

 

Wofür plädieren Sie? Den Fleischkonsum zu reduzieren? Nur mehr lokal produziertes Fleisch zu konsumieren? Oder gar völlig auf Fleisch zu verzichten?

Eine Reduzierung des Fleischkonsums ist absolut notwendig. Etwas anders ist global gesehen nicht vertretbar. Auf lokales Fleisch zurückzugreifen ist sicherlich eine Option. Dabei stellt sich auch immer die ganz große Frage, wo nimmt der Bauer, die Bäuerin das Futtermittel für die eigenen Tiere her? Wie gesagt sind wir in Südtirol momentan nicht in der Lage, unseren Fleischkonsum durch Eigenproduktion zu decken, wenn das nicht mit einer Reduktion des Fleischkonsums einher geht bzw. wir nicht auch unser eigenes Futtermittel produzieren. Deshalb ist es auf alle Fälle notwendig, den Fleischkonsum zu reduzieren – damit es irgendwie funktioniert. Wir müssen verstärkt auf Gemüse zurückgreifen und insgesamt zu pflanzlicher Ernährung zurückkehren. Ansonsten werden wir es global gesehen nicht hinbekommen.

Die Debatte wird unweigerlich über das Fleisch hinaus geführt werden müssen. Zumal Futtermittel aus brasilianischem Soja auch in den Mägen der Südtiroler Milchkühe landet.

Stimmt, die gesamte Produktion von tierischen Lebensmitteln ist betroffen.

Insofern ist auch der Milchkonsum zu hinterfragen?

Wir werden eine Reduzierung des Konsums von tierischen Nahrungsmitteln insgesamt anstreben müssen.

Das bedeutet, dass auch Südtirol sein Wirtschaftsmodell neu denken muss – von einer Spezialisierung auf Exportprodukte wie Äpfel, Wein und Milch hin zu einer größeren Diversifizierung?

Ich glaube prinzipiell, dass die Vision Südtirols verändert werden muss und zwar daraufhin hinauslaufend, dass wir sagen, wir werden biodiverser und schauen, dass wir uns wieder – zumindest zu einem gewissen Teil – selbst ernähren können. Landwirte und Landwirtinnen, die wieder die Aufgabe übernehmen, uns als Bevölkerung mit Lebensmitteln zu versorgen. Vielleicht ist das eine utopische Vision, aber es gibt Schritte in diese Richtung und Möglichkeiten dorthin zu gelangen, zu sagen “wir ernähren Südtirol”. Als Bauern und Bäuerinnen ist das ja etwas Wunderschönes.  
Meiner Meinung nach wird die Entwicklung kommen müssen, dass wir weniger vom Import abhängig werden. Wir importieren ja fast alles – und exportieren Äpfel, Milch und Wein. Den ganzen Rest müssen wir importieren. Die Frage ist: Schaffen wir es wieder zurückzukommen zu einem System, in dem wir weniger importieren müssen und uns selbst ernähren können? Schön wäre das allemal.

Die Jugend kann heute sagen kann, wir lernen aus den Fehlern.

Häufig wird die Verantwortung dem Konsumenten zugeschoben, nach dem Motto die Nachfrage bestimmt das Angebot. Liegt es tatsächlich an den Konsumenten, ein globales Wirtschaftssystem zu verändern?

So einfach ist es nicht. Aber dennoch sind wir als Konsumentinnen und Konsumenten gefragt – einfach, um ein alternatives System zu stärken und auch, um Druck zu machen. Wir können sagen, wir hätten gern nachhaltig und umweltverträglich hergestellte Produkte. Das ist das, was ich im Alltag leisten kann. Aber natürlich braucht es auch den politischen Willen, etwas zu verändern, lokale Kreisläufe zu stärken, ein Ernährungssystem zu transformieren. Es braucht Einsatz von beiden Seiten.

Sie sehen die Arbeit für ein neues Wirtschafts- und Konsummodell als gesamtgesellschaftliche Aufgabe von Politik, Wirtschaft und Konsumenten?

Es braucht Offenheit von allen Seiten. Wir wissen, dass keine Umstellung von heute auf morgen stattfinden wird. Genauso wichtig ist es, gegenseitige Schuldzuweisungen zu vermeiden, nicht zu sagen “die Bauern sind Schuld”, “die Konsumenten sind Schuld” oder “die Politik ist Schuld”. Aus einem solchen Anschuldigungsprozess kommen wir nicht mehr heraus. Die Frage wäre vielmehr: Wie lösen wir Schwierigkeiten und Herausforderungen, vor die uns die aktuelle Import- und Export-Gesellschaft stellt, gemeinsam? Ich glaube, es wäre im Interesse aller – also für die lokale Wirtschaft, die Bauern und Bäuerinnen, die Konsument*innen –, sich an einen Tisch zu setzen und zu sagen, denken wir gemeinsam nach, wie wir unser Ernährungssystem zukunftsfähig verändern und gestalten könnten. Es wäre an der Zeit, das zu tun.

Mediale Aufmerksamkeit und öffentlicher Druck können etwas bewirken.

Nicht nur die aktuelle Regenwald-Debatte, sondern auch die Plastik-Diskussion und die gesamte Fridays-for-Future-Bewegung führt uns momentan eindrücklich vor Augen, dass wir uns wohl eingestehen müssen, jahrzehntelang einen Lebensstil gepflegt zu haben, der die Welt kaputt macht. Wenn man aber sagt “so geht es nicht weiter” heißt das ja auch, dass vorige Generationen etwas falsch gemacht haben?

Es ist eine riesengroße Herausforderung, zu vermeiden, dass man jetzt eine gesamte Generation anklagt und sagt, ihr habt alles falsch gemacht. Wir sind mittlerweile effektiv eine privilegiertere Gesellschaft und haben inzwischen ein anderes Wissen. Ich denke vor allem an die Jugend, die sagen kann, wir lernen aus den Fehlern, denn wir wissen, was der Kohleabbau oder das Fliegen bewirkt. Bis vor ein paar Jahren hat man gewisse Umstände zum Teil gar nicht gewusst oder sich gar nicht darüber informieren können. Die Frage ist nun, wie wir gemeinsam die Schwierigkeiten lösen können, vor denen wir stehen, ohne jemandem vorzuwerfen, die “schuldige Generation” zu sein. Sie haben bestimmte Erfahrungen gemacht, die wichtig sind und uns jetzt weiterhelfen können, um einen Wandel zu gestalten.

Viele werden sich jetzt fragen: Was macht es im Großen schon aus, wenn ich im Kleinen etwas an meinem Lebensstil ändere?

Jede*r von uns hat die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen. Es gibt ganz viele Beispiele, wo irgendjemand angefangen hat, zu zweifeln, zu kritisieren und begonnen, etwas zu ändern. Auch deshalb sind wir heute bei dieser kritischen Gesellschaft gelandet. Und die brauchen wir, wir müssen in Diskussion bleiben und versuchen, zu einem besseren Modell zu kommen. Niemand weiß, wie dieses Modell ausschauen wird, aber wir können gemeinsam ein besseres finden als das jetzige. Dafür müssen wir aber alle unseren Teil besteuern.

"Jede*r von uns hat die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen." Wesentliche Voraussetzung dafür ist m.E. eine Änderung der strukturellen Vorgaben von Seiten der Politik. Verbraucher und Unternehmen kommen unter gegebenen materiellen, rechtlichen und psychologischen Rahmenbedingungen zu ihren täglichen wirtschaftlichen Entscheidungen, die für sie als einzelnes Wirtschaftssubjekt gut (oder gar: optimal) sind, für das große Ganze jedoch kontraproduktiv, ja schädlich sein können. So lange in Europa fossile Brennstoffe jährlich mit Milliardenbeträgen bezuschusst werden, das Gros der EU-Gelder in die konventionelle Agroindustrie fließt, die öffentliche Hand defizitäre Flughäfen bezuschusst und Fliegen durch steuerliche Begünstigungen ungleich billiger ist als Bahnfahren, so lange wird nur ein kleiner Teil der Bevölkerung mit beherzten, lobenswerten Appellen erreicht werden können. Wenn, wie gestern im Tagblatt groß verkündet, eine Mrd. Euro in den Flughafen der Kleinstadt Klagenfurt investiert wird, um ein Superprojekt aufzuziehen, die Flüge professional vermarktet und zu einen Spottpreis zu haben sein werden, wie viele Konsumenten werden solche Appelle moralischer wie rationaler Art erreichen können? Zumal Fliegen und Fernreisen von allen Medien als anzustrebendes Accessoires angepriesen werden. Wie schlimm kann Fliegen sein, wenn sich im selben Spiegel-Portal neben einem Bericht über die Klimaproblematik des Fliegens ein weiterer Artikel Tipps gibt, wann und wie die besten Schnäppchenflüge zu kriegen sind? Wie schlimm kann Fliegen sein, wenn der Bozner Flughafen endlich ausgebaut und professional aufgezogen wird? Wenn die geschaffene Realität laufend Theorie (und Wissenschaft!) widerspricht, an was wird sich der einzelne Bürger wohl orientieren?
Wir Konsumenten sind wichtig, aber die Politik muss die Leitplanken neu stellen, damit die Masse von Unternehmern und Verbrauchern in freier Entscheidung mitzieht. Und dafür müssen wir Bürger Druck auf die Politik ausüben, massiven Druck und entsprechend wählen.

Dom, 09/01/2019 - 09:39 Collegamento permanente

Das muss ich spezifizieren.
Natürlich MUSS der Politiker handeln, dazu ist er gewählt.
Tut es es aber nicht, kann ihn der Konsument JEDERZEIT abwählen, schon morgen.
Daher hat es der Konsument = Bürger in der Hand.

Szenario: es hat 30 Jahre gedauert, die elementaren Kosten für Wärme und Nahrung des Konsumenten auf 10% ihres Gehaltes zu drücken, damit er viel Geld übrig hat für Urlaub, Event und industriellen Konsum.
Steigt nun der Anteil für Wärme und Nahrung wieder auf 30-40% seines Gehaltes und gibt es keine Billigprodukte mehr, ist Schluss mit der Spassgesellschaft.
Und das wollen Politiker nicht umsetzen und Bürger nicht wahrhaben, und darum ist Stillstand.
Das ist brutal, aber so ist es.

Dom, 09/01/2019 - 10:36 Collegamento permanente

In meinem Keller läuft eine Wärmepumpe, und die Gastherme daneben steht still, Han zu.
Aber trotz Überschussstrom in Südtirol und landeseigener Energiegesellschaft kostet mich das mehr, als würde ich die Wärmepumpe anschalten und das russische Gas verbrennen.
Das zu den politisch-gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.
Eine Taxifahrt von Eppan nach Bozen und zurück (50 Euro) ist teurer, als ein Flug von Bergamo nach Paris (30 Euro).
Ganz normaler Südtiroler Irrsinn.

Dom, 09/01/2019 - 10:31 Collegamento permanente

Danke für diesen wichtigen Beitrag. Ich möchte zur Diskussion beim ersten Durchlesen kurze Anmerkungen einbringen:

„Die wahren Verursacher der “internationalen Tragödie”, von der Umweltschutzorganisationen inzwischen sprechen, sind Marktinteressen und einfacher, schneller Profit – in Brasilien befeuert von einer laxen Umweltpolitik des neuen Präsidenten Jair Bolsonaro“:
Die wahren Verursacher sind die Konsumenten und die von diesen gewählten Politiker: billige Nahrungsmittel dienen dazu, dass der Mensch nach der Ernährung noch viel Geld übrig hat für die Schönheits-, Urlaubs-, Spass- und Event-Industrie.
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„Zur Veranschaulichung: Jede*r Südtiroler*in konsumiert im Durchschnitt rund 90 Kilogramm Fleisch im Jahr“:
das darf bezweifelt werden: das sind 2 kg Fleisch pro Woche pro Südtiroler: ich hoffe, da wurde korrekterweise der Fleischkonsum der Hotels und Restaurants durch die Touristen herausgerechnet, zw. wurden die Touristen als Südtiroler in die Rechnung einbezogen...
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„Sicher, das westliche Konsummodell, der westliche Lebensstil“:
da wir in Freiheit leben, entwickelt sich wohl der „menschliche Lebensstil“.
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„Dürfen wir dort bleiben, wo wir sind, die anderen aber nicht unseren Standard erreichen, weil es die weltweiten Ressourcen nicht zulassen? Oder müssen wir auch zurückschrauben...“:
DAS ist wohl der Knackpunkt, warum die Politiker untätig sind. Wir *müssen* natürlich zurückschrauben, und zwar spürbar, sehr spürbar. Genau DAS ist das Gebot der Stunde. Das 1,5- und 2-Grad-Ziel ist schon nicht mehr erreichbar, noch wäre (wäre!) ein 3-Grad-Ziel erreichbar, wenn es denn endlich spürbare Maßnahmen gäbe.
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„Deshalb ist es auf alle Fälle notwendig, den Fleischkonsum zu reduzieren...“: was wir reduzieren müssen:
Flugzeuge (nicht 1 neuer Airbus pro Tag), Autos (nicht 100 Millionen neue pro Jahr), Frachtschiffsmotoren mit Schweröl (40.000 große); und dann: Billigkeidung, Billinahrung, Billig-Gebrauchartikel: dieses „billig“ zerstört Umwelt und Klima allerorten. Auch Stoffe aus Indien, Gebrauchsartikel aus China sind nichts anderes wie Fleisch und Soja aus Brasilien. DAS müssen WIR tun. Aber kein Politiker traut sich da ran...
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„Landwirte und Landwirtinnen, die wieder die Aufgabe übernehmen, uns als Bevölkerung mit Lebensmitteln zu versorgen. Vielleicht ist das eine utopische Vision, aber es gibt Schritte in diese Richtung und Möglichkeiten dorthin zu gelangen, zu sagen “wir ernähren Südtirol”. Als Bauern und Bäuerinnen ist das ja etwas Wunderschönes“:
ganz Ihrer Meinung. Das wäre das Schönste. Aber mit „billig“ geht es nicht in unserer geschützten Welt... und genau daran liegt es, nicht am Bauern. Der macht, wozu ihn das Gesetz der Politiker und das Gesetz des Marktes, beides verkörpert im Konsumenten, leitet...
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„So einfach ist es nicht. Aber dennoch sind wir als Konsumentinnen und Konsumenten gefragt – einfach, um ein alternatives System zu stärken und auch, um Druck zu machen. Wir können sagen, wir hätten gern nachhaltig und umweltverträglich hergestellte Produkte. Das ist das, was ich im Alltag leisten kann“:
Doch so einfach ist es: der Konsument ist der Wähler, und bestimmt damit jene Politik, die dann gemacht wird. Aber der Konsument will „billig“... nein, der Konsument, 95% der Bürger Europas, stehlen sich nicht aus der Verantwortung und zeigen mit dem Finger auf die 5% Bauern.
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„Genauso wichtig ist es, gegenseitige Schuldzuweisungen zu vermeiden, nicht zu sagen “die Bauern sind Schuld”, “die Konsumenten sind Schuld” oder “die Politik ist Schuld”:
Wir alle tragen dafür die Verantwortung. Jeder.
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„denken wir gemeinsam nach, wie wir unser Ernährungssystem zukunftsfähig verändern und gestalten könnten“:
das ist richtig und gut. Aber woher kommen 2/3 der klimaschädlichen Gase? Von der Energieproduktion, aus der Industrie, der Heizung: wir dürfen nicht beim Schmiedel hängenbleiben, und den Schmied, die Kohle-,Gas-, Erdöl-, Rüstungs- und Konsum-Industrie verschont lassen. Konsum besteht nicht nur aus Nahrung....
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„Jede*r von uns hat die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen“:
ein schöner Schlusssatz, darf ich diesen konkretisieren?
Jeder von uns hat die Möglichkeit *und die Pflicht*, Verantwortung zu übernehmen. Anders geht es nicht (mehr).

Dom, 09/01/2019 - 10:26 Collegamento permanente

da muss ich gleich noch etwas loswerden, weil es mich zutiefst ärgert, da symptomatisch für das, was heute geschieht.
Fahrverbot in Bozen:
wir haben einen 20 Jahre alten Euro-3 Diesel, ein leichter Kleinwagen, wenig Verbrauch und mit knapp 100.000 Kilometern gefahrener Strecke grad mal in der Mitte seines Lebens, technisch in perfektem Zustand.
Nun darf ich mit diesem Auto nicht mehr nach Bozen fahren.
Daneben ein nagelneuer, über 2 Tonnen schwerer SUV, der im Stadtverkehr mehr als das Dreifache an Treibstoff verbraucht, als unser alter Kleinwagen.
Der Ressourcen Verzehrende und mehr Abgase Erzeugende unsinnig schwere (da ja vor allem sein eigenes Gewicht transportierende) und damit die Stadt mehr verschmutzende SUV darf hineinfahren - Politik sei Dank.

Wer Ressourcen und Umwelt schont, wird bestraft, wer Ressourcen verschleudert und unsinnig Abgase produziert, wird belohnt: nochmal: Politik sei Dank.

Dom, 09/01/2019 - 11:02 Collegamento permanente

Nachtrag zum Thema des Beitrages:
Eine sinnvolle Maßnahme:
ab 2022 wird in Europa kein Personenkraftwagen mehr zugelassen, der mehr als 800 kg wiegt und schneller als 100 km/h fährt.
Mit dieser Maßnahme wäre der Treibstoffverbrauch in Europa mehr als halbiert - und damit auch die Abgase: ich unterschreibe sofort.
Wenn wir dann noch statt jeden Tag, nur jede Woche einen Airbus fertigstellen... können wir auch alle Kohlekraftwerke abschalten.
Man sieht: alles hängt am Konsum!

Dom, 09/01/2019 - 11:12 Collegamento permanente

Ich hatte genau dieses Thema zu den Fahrverboten der Länge wegen aus meinem Kommentar wieder herausgenommen. Stimmt absolut, PG, die Fahrverbote ziehen 5 l-auf-100km-Autos aus dem Verkehr, um sie durch protzige Euro-5 (mehr Stickoxide als die E-3!) und -6-SUVs zu ersetzen, die mind. das Doppelte an Treibstoff verbrauchen und dementsprechend CO2 ausstoßen. Neuester Trend scheint zu sein, allein im nagelneuen cremeweißen VW-Bus durch die Stadt zu kurven. Hält halt die Autoindustrie am Laufen.

Dom, 09/01/2019 - 15:24 Collegamento permanente

Ich will nicht vom Thema ablenken, aber die 90 kg Fleisch pro Südtiroler und Jahr können nicht stimmen. Laut ASTAT-Erhebung (leider stehen dort keine Mengenangaben) essen die Südtiroler weniger Fleisch als im gesamtstaatlichen Durchschnitt . Und ich glaube kaum, dass die Italiener mehr Fleisch essen als die Deutschen (59 kg pro Person und Jahr, Fleischatlas 2018).

Dom, 09/01/2019 - 11:38 Collegamento permanente

ich kann das auch nicht nachvollziehen, siehe oben:
„„Zur Veranschaulichung: Jede*r Südtiroler*in konsumiert im Durchschnitt rund 90 Kilogramm Fleisch im Jahr“:
das darf bezweifelt werden: das sind 2 kg Fleisch pro Woche pro Südtiroler: ich hoffe, da wurde korrekterweise der Fleischkonsum der Hotels und Restaurants durch die Touristen herausgerechnet, zw. wurden die Touristen als Südtiroler in die Rechnung einbezogen...“
.
Wenn man Kranke, Vegetarier, Babies, Kinder und Senioren berücksichtigt, bedeute dies fast ein halbes Kilo Fleisch jeden Tag für einen gesunden erwachsenen Südtiroler..

Dom, 09/01/2019 - 11:42 Collegamento permanente

"Wir können sagen, wir hätten gern nachhaltig und umweltverträglich hergestellte Produkte. (.....) Es braucht Einsatz von beiden Seiten." In dieser Ausssage ist die Skepsis von Frau Gschnell gegenüber Zertifikaten schon wieder verloren, die sie bei der zertifiziertem Palmöl geäußert hat. "Schließlich war Indonesien einmal vollständig von Regenwald bedeckt. Somit stellt sich die Frage, wie kann plötzlich das Öl aus dieser Plantage als nachhaltig zertifiziert werden? Das geht eigentlich gar nicht."
Ich habe vor einigen Tagen eine Reportage zu diesem Thema in Tv gesehen. Da ging es um zertifiziertes "nachhaltig gewachsenes Holz". Sogar in Europa, und nicht nur in Schwellenländern, wird diesbezüglich geschwindelt und der gutgläubige Konsument betrogen. Im norden Russlands gibt es noch Urwälder, also nicht bewirtschaftete Forste. Nun wurde aufgedeckt, dass diese großflächig gerodet werden, und das Holz zum größeren Teil, der Zellstoff- und Papierindustrie zugeführt. Die Konsumenten in der reichen EU verbrauchen viele Taschentücher, Papierhandtücher, Küchenrollen, Klopapier, alternative Verpackungen und Pappteller, usw. also auch für alternativ geglaubte Tätigkeiten. Möbel und genannte Produkte werden mit dem oben genannten Zertifikat auf dem Markt gebracht. Der gutgläubige Konsument konsumiert beruhigt weiter und der gerodete nördliche Urwälder braucht dreimal länger zu wachsen als die tropischen und lange Zeit können sie nur wenig CO2 speichern. Die Konzerne machen aus allem das Beste, die Zertifikate dienen der besseren Vermarktung und die zuständigen Kontroll-Organe spielen - zwischen zwei Stühlen "pendelnd"- mit!?

Dom, 09/01/2019 - 14:49 Collegamento permanente

Der Konsument nimmt dies Belügen dankend an.
Wissen wir nicht, dass die meisten Nachhaltigkeitszertifikate wertlos sind?
Wissen wir nicht, dass immer mehr und nicht weniger Kohlekraftwerke betrieben werden?
Wissen wir nicht um das Elend der Sklavenarbeiter dort, wo unsere Billigprodukte herkommen?
Wissen wir nicht um die katastrophale Umweltverschmutzung von dort, woher unsere Billigprodukte kommen?
Wissen wir nicht um den Export unseres Mülls einfach anderswohin?
Wissen wir nicht um das Elend beim Gewinn von Kobalt und Iridium?
Wissen wir nicht um die tausendfache Vergiftung von Mensch, Boden und Natur zur Erzeugung unserer Billignahrungsmittel außerhalb Europas?
Wissen wir nicht um die katastrophalen Gasverluste in die Atmosphäre bei Produktion und Transport von Heizgas?
Natürlich wissen wir das alles.
Natürlich wissen wir das alles!
Und gern lassen wir uns mit Zertifikaten zur Beruhigung das Gegenteil vormachen.
.
Und natürlich wissen wir das Alles.

Dom, 09/01/2019 - 16:46 Collegamento permanente

"Was bedeutet „FSC®“?
Das FSC®-Zertifikat, ursprünglich gegen die Zerstörung der Tropenwälder initiiert, ist international und hat eine Trägerschaft mit Vertretern aus Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft. FSC® ist die Abkürzung für Forest Stewardship Council®. Es ist heute das bedeutendste Label für Rundholz und ist wirtschaftlich nachgefragt.
Die „Internationalen Standards für Waldzertifizierung“ wurden mit Vertretern der verschiedensten am Wald interessierten Organisationen und Verbänden erarbeitet. Sie decken alle Anforderungen der in der Waldbewirtschaftung eingeführten Labels ab."

Dom, 09/01/2019 - 17:22 Collegamento permanente

Junge Menschen, mit GeistesHaltungen einer Frau Verena Gschnell oder u. a. der jungen SüdtirolerInnen, die uns mit ihren Eindrücken einen Einblick in die Möglichkeiten des Weit(er)denkens, im Europäischen Forums in Alpachs erlauben, sind für mich Hoffnungsträger. Für die Zukünftige Generation.
Könnten wir „Alten“ uns entschließen, unser Ego soweit zurückzunehmen, dass wir den Jungen und ihrer Zukunft nicht mehr im Weg stehen wollten, – mit unseren unreflektierten persönlichen Befindlichkeiten, Elternkomplexen und Verdrängungen – wär dies das Beste was wir „Alten“ für eine gelingende Zukunftsgestaltung beitragen könnten.

Dom, 09/01/2019 - 16:49 Collegamento permanente

Die Generationen sind ineinander verschränkt und leben gleichzeitig in selber Zeit und selbem Raum;
Ich denke, dass die „Alten“ sich nicht davonmachen dürfen, sondern das Schiff für sich selbst und die Jungen wieder flottmachen müssen...
... übrigens sehe ich auch bei den Jungen zunehmend, wie nennen Sie es richtig, „unreflektierte persönliche Befindlichkeiten, Elternkomplexe und Verdrängungen“, letztlich wollen sie weder auf Handy noch Urlaub noch die Spaßgesellschaft („Verdrängen“) verzichten.
Fa ist enorm viel Aufklärungsarbeit zu leisten.

Dom, 09/01/2019 - 16:57 Collegamento permanente

Sie schreiben: „Ich denke, dass die „Alten“ sich nicht davonmachen dürfen,..“

Nein, „davonmachen" dürfen wir Alten uns natürlich nicht. Im Sinne einer guten Zukunftsvision müssen wir Alten natürlich Verantwortung übernehmen. Was ich sagen will ist: Durch reflektierte- Innenschau Verantwortlichkeit zeigen. Damit es in Folge möglich ist sich von festgefügten, alten, einengenden, unnötigen Denk – und Verhaltensmustern abzulösen. Um sie nicht (unbewusst) an die nächste Generation weitergeben zu müssen.

Lun, 09/02/2019 - 09:17 Collegamento permanente

"Zur Veranschaulichung: Jeder Südtirolerin konsumiert im Durchschnitt rund 90 Kilogramm Fleisch im Jahr. Hochgerechnet wären das an die 50 Millionen Kilogramm Fleisch, die wir in Südtirol jährlich verzehren."
Auch, wenn das "verzehren" etwas missverständlich ist, denn es werden nicht die Fleischportionen auf den Tellern gewogen, sondern die Zahlen kommen sicher von den Schlachthöfen bzw. Fleischtransporten/importen. Wenn von den Tieren nicht alles auf den Teller kommt, weil wir nicht alles essen wollen, es zählen die Tiere, die gefüttert und geschlachtet werden müssen.
Wenn ich die Aussage: "Wir produzieren aber nicht einmal ein Viertel von dem, was wir hier konsumieren."
mit der Aussage einer Eurac Studie „Südtirol ist in diesem Punkt etwas nachhaltiger, weil hier etwas mehr als die Hälfte des Futtermittelbedarfs auf dem eigenen Grünland produziert wird." verknüpfe, dann heißt dies, dass wir 7/8 des Futters für die Tiere, deren Fleisch bei uns konsumiert werden, von außen kommen.
Ich finde, das sind Zusammenhänge, die wir uns bewusst machen müssen, die uns nicht legitimieren mit den Fingern auf andere zu zeigen und oder einfach auf unsere Privilegien gegenüber der ärmeren Weltbevölkerung zu bestehen.

Dom, 09/01/2019 - 23:26 Collegamento permanente