Eine Bahnstrecke durch Europa

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Eines der wichtigsten Bahnprojekte Europas droht durch Untätigkeit in Bayern zu entgleisen. Dadurch würde auch auch die Wirksamkeit des Brenner Basistunnels geschwächt werden. Im Rahmen des Trans-European Transport Network (TEN-T) verfolgt die EU bereits seit den 90er Jahren das Ziel, ganz Europa durch ein einheitliches Verkehrsnetz miteinander zu verbinden. Das Projekt enthält konkrete Pläne zum Ausbau von Zugstrecken, Wasserwegen, Autobahnen und Flughäfen. Ziel des TEN-T ist es, effiziente Infrastrukturen für die Mobilität zu schaffen sowie den Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. So sollen sowohl Straßen entlastet als auch der Personenverkehr auf den Gleisen erleichtert werden. Auch internationale Standards, wie etwa eine Mindestgeschwindigkeit von 100 km/h auf der ganzen Strecke, sind Teil des Plans.
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TEN-T: Die rosafarbene Linie markiert den Skandinavien Mittelmeer Korridor. Foto: Europäische Kommission
Einer der neun zentralen Transportkorridore ist der Skandinavien-Mittelmeer-Korridor. Er wird Malta über Italien, Österreich und Deutschland mit den skandinavischen Ländern bis Nordfinnland verbinden und damit eine der wichtigsten Nord-Süd-Achsen Europas bilden. Geplant sind mehr als 11.000 Kilometer Zugstrecke, das meiste davon ist bereits vorhanden. Ein wichtiges Projekt ist die Fehmarnbelt-Querung zwischen Deutschland und Dänemark, welche 2029 in Betrieb gehen soll.
Koordiniert wird die Umsetzung des Skandinavien-Mittelmeerkorridors vom ehemaligen Präsidenten des europäischen Parlaments Pat Kox.
Welche Rolle spielt der BBT?Der Brennerbasistunnel ist eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte, um diesen Korridor zu ermöglichen. Tief in den Alpen wird am 18. September der erste grenzüberschreitenden Durchschlag im Brenner Basistunnel (BBT) stattfinden. Damit wird erstmals eine durchgehende unterirdische Verbindung zwischen Österreich und Italien geschaffen. Die Bauarbeiten für den Tunnel, welche bereits seit 2007 laufen, sind damit einen bedeutenden Schritt weiter. Im Jahr 2032 wird der BBT in Betrieb gehen.
Die Anbindung an den europäischen Korridor wird allerdings nur funktionieren, wenn die Zulaufstrecken dementsprechend ausgebaut sind, betont die Europäische Kommission. Die Zulaufstrecken im Süden, also das Baulos 1 von Waidbruck bis Franzensfeste, sowie die Unterinntaltrasse seien bereits ein wichtiger Schritt. In Bayern fehlt jedoch die politische Entscheidung zum Bau des Nordzulaufs.
Uneinigkeit in BayernSeit einigen Jahren wird der Ausbau der Bahnstrecke zwischen Rosenheim und München in Bayern heiß diskutiert. Dabei liege ein Trassenvorschlag bereits seit längerem im Deutschen Bundestag vor, meint Peter Endrizzi, Generalsekretär der Brenner Corridor Platform (BCP). Die Plattform koordiniert den Ausbau des Abschnittes München bis Verona, des sogenannten Brenner Korridors. „Damit der Brenner Korridor optimal funktioniert, muss die Zugstrecke in Bayern unbedingt viergleißig ausgebaut werden. Die aktuelle Strecke ist veraltet und ungeeignet für den Zuwachs im Güter- und Personenverkehr.“
In einer Studie des BCP wird prognostiziert, dass beim Personentransport die Nachfrage auf dem Brenner Korridor im Jahr 2030 um mindestens 56 Prozent und im Jahr 2040 um mindestens 61 Prozent steigen wird. Beim Schienengüterverkehr ist mit einem Zuwachs zwischen 53 und 95 Prozent zu rechnen.
Die Entscheidung über den Nordzulauf im Bund war ursprünglich für das Frühjahr 2025 geplant, wurde aber aufgrund der Neuwahlen in Berlin verschoben. Der bayerische Landtag stimmte im März diesen Jahres gegen die von der Deutschen Bahn vorgelegte Trasse. Auch die Bewohnerinnen und Bewohner der Gegend protestierten immer wieder gegen die Baupläne. Dennoch soll in den nächsten Monaten im Bundestag darüber diskutiert werden. Mit einer Fertigstellung des Nordzulaufs ist frühestens 2040 zu rechnen.
„Das Trassenauswahlverfahren in Bayern wurde transparent und in Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern durchgeführt. Nun ist es abgeschlossen und es liegt an der Politik, dieses gesamteuropäische Projekt weiterzubringen.“
Peter Endrizzi hofft, dass der Deutsche Bundestag möglichst bald eine Entscheidung trifft: „Es ist eine heiße Phase. Das Trassenauswahlverfahren in Bayern wurde transparent und in Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern durchgeführt. Nun ist es abgeschlossen und es liegt an der Politik, dieses gesamteuropäische Projekt weiterzubringen.“
Anfang September fand ein Austausch zum Thema Brenner-Basistunnel zwischen der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) und dem Unternehmerverband Südtirol statt. Sie waren sich einig darüber, wie wichtig der Tunnel für den internationalen Warenverkehr ist. vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt unterstreicht, dass sich die bayerische Zulaufstrecke nicht zum Nadelöhr für das Gesamtprojekt entwickeln solle. Auch er fordert: „Der Bundestag muss nun bei der Trassenentscheidung endlich handeln.“
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