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Südtirol weiter sieglos - 0:1 gegen Como

Der FC Südtirol verliert gegen die Mannschaft von Cesc Fabregas. Defensiv war die Partie gegen Como fast makellos - offensiv fehlt weiter jede Durchschlagskraft.
Emanuele Pecorino gegen zwei Spieler von Como
Foto: Ufficio Stampa FCS - Foto Bordoni
  • Wieder ein Weltmeister zu Gast im Bozner Drususstadion. Am Sonntag gastierte die Mannschaft aus Como, deren Geschicke der Spanier erst im letzten Monat übernommen hatte. Fabregas möchte einen ballbesitzorientierten Fußball spielen lassen, mit flachen Pässen durch die MItte, welche die Spieler im Zwischenlinienraum ablegen sollen. So sollen die gegnerischen Verteidigungslinien überspielt werden. Ansätze von dieser Herangehensweise sind bereits erkennbar. Perfekt war das noch nicht. Und der FC Südtirol war darauf eingestellt.

  • Der FCS defensiv: Bisoli feilt am Pressing

    Bisoli schickte seine Mannschaft in ähnlicher Aufstellung (Simone Davi kam als linker Außenverteidiger ins Spiel, Rauti gab den zweiten Angreifer neben Pecorino) und der gleichen Grundordnung ins Spiel. Lunetta kam auf der rechten Außenbahn wieder die "Jolly"-Rolle zu: Er musste je nach Spielsituation entweder den fünften Mann in der Abwehrreihe sein oder aber hochschieben und den rechten Flügel beackern. Südtirol verteidigte also wieder in einer Mischform aus 4er- und 5er-Kette. 

  • Der FCS im Pressing: Casiraghi, Pecorino und Rauti lassen die gegnerischen Verteidiger frei. Dahinter lauern Peeters und Tait, um Vertikalpässe abzufangen. Foto: SALTO
  • Como formierte sich im 4-2-3-1, formte diese Grundordnung aber im Spielaufbau um, so dass hinten eine 3er-Kette (immer wieder diese 3er-Kette) enstand, weiter vorne zwei Spieler sich im Zwischenlinienraum positionierten. Südtirol reagierte darauf, indem die 3er-Reihe zuerst nicht unter Druck gesetzt wurden, sondern lediglich die Passwege in den Zwischenlinienraum versperrt wurden. Sobald ein äußerer Spieler der Aufbaukette von Como angespielt wurde, wurde das Südtiroler Pressing ausgelöst: Rauti oder Casiraghi schoben auf den Spieler in Ballbesitz, Tait bzw. Peeters rückten auf den gegnerischen Mittelfeldspieler nach.

  • Pressingauslöser: Hier wurde der linke Aufbauspieler angespielt, Rauti rückt auf ihn heraus, Tait schiebt dahinter auf den gegnerischen MIttelfeldspieler nach. Foto: SALTO
  • Como hatte massive Probleme mit diesem Pressingansatz von Bisoli. Fabregas' Spieler versuchten zwar immerzu, die Mitspieler im Zwischenlinienraum ins Spiel zu bringen; das gelang aber nur selten und lag neben den (technisch) schlechten Pässen vor allem auch am mutigen "Nach-Vorne-Verteidigen" des FC Südtirol: Um diese Anspiele in den Zwischenlinienraum nämlich zusätzlich zu erschweren (im Idealfall: abzufangen), rückten die Verteidiger Südtirols sehr aggressiv und mitunter sehr weit auf die Gegner im Zehnerraum heraus - das hatte schon etwas von Manndeckung!

  • De facto Manndeckung: Masiello (hier eingekreist) und Giorgini verfolgten die gegnerischen Angreifer bis tief in die gegnerische Hälfte. Foto: SALTO
  • Dieses Herausrücken war - wie erwähnt - sehr mutig, weil sehr riskant. Um die dadurch entstehenden Lücken zu schließen, müssen die Außenverteidiger einrücken und absichern. Das klappte auf links mit Simone Davi sehr gut, auf rechts hatte Lunetta damit aber öfters Probleme. Das lag gewiss auch an seiner Hybridrolle als Außenverteidiger/Flügelspieler.

  • Gruppentaktisches Lehrstück: Durch das Herausrücken des Innenverteidigers (hier ist es Giorgini), öffnet sich dahinter der Raum. Da Lunetta nicht rechtzeitig einrückt, wird das eingezeichnete (gelb strichliert) Zuspiel möglich. Foto: SALTO
  • Licht und Schatten beim FCS - defensiv stabil, offensiv harmlos

    Como konnte solche Anspiele in die Spitze aber nur selten an den Mann bringen. Denn  Lunetta machte das meistens dann doch recht ordentlich mit dem Einrücken. Andererseits verlagerte Como das Spiel viel zu langsam von der einen auf die anderen Seite. Die Räume, die Südtirol anbot, konnten die Gäste nicht ausnutzen. Bisoli passte dieses Mal sein Pressing sehr gut an den Gegner an, und die Hausherren konnte zu Beginn auch einige Ballgewinne in der gegnerischen Hälfte vorweisen. Der Plan war insofern schon erkennbar: Como ruhig aufbauen lassen, um sie in die Pressingfallen zu locken; dann den Ball erobern und in Gleichzahl kontern. Es fehlte lediglich wieder die offensive Durchschlagskraft und später - als Como dann nicht mehr so viel Risiko im Spielaufbau einging (und die Pressingfallen vermied) - auch die Ideen. Warum nicht auf die Erfolgsformel von der Vorsaison zurückgreifen? Zur Grundlinie durchbrechen und flanken, flanken, flanken!

    Am Ende gewann Como übrigens mit 1:0 nach einem Eckball. Fabregas' Team festigt somit Platz 3 - und Südtirol? Die Bisoli-Truppe braucht dringend wieder ein Erfolgserlebnis - die Defensivansätze haben sich merklich weiterentwickelt. Es fehlt allerdings in der Offensive - oh Mann! Wie sehr fehlts in der Offensive.