Sport | Analyse

FC Südtirol nur 1:1 gegen Brescia

Der FC Südtirol kommt im Heimspiel gegen Brescia nicht über ein Unentschieden hinaus. Dabei spielten die Südtiroler über 45 Minuten in Überzahl.
Schuss von Casiraghi geblockt
Foto: Ufficio Stampa FCS - Foto Bordoni
  • Es ist Dienstag Abend, 28. November. Es wird Fußball gespielt. Nicht nur in der Champions League. Auch in der Serie B. Der FC Südtirol empfängt Brescia Calcio zu einem Nachholspiel. Der Platz ist in schlechtem Zustand, es ist kalt. Es ist einer dieser Tage. 

    Südtirol kämpft mit einer Minikrise. 3 Spiele hintereinander verloren. Der FCS ist auf Platz 12. Brescia hat eine ausgeglichene Bilanz in den letzten 3 Partien: ein Unentschieden, ein Sieg, eine Niederlage. Das ist die unterer Durchschnitt oder anders ausgedrückt: Platz 15. Die beiden Mannschaften trennen 2 Punkte. Brescia spielt mit 3er-Kette, auch im Spielaufbau. Immer wieder diese 3er-Ketten, die bekommen die Südtiroler einfach nie in Griff. Südtirol-Trainer Bisoli hat sich aber etwas ausgedacht. Wieder etwas Neues. 

  • Die defensive Grundausrichtung Südtirols: eine Evolution

    Vor einigen Wochen haben wir bereits festgestellt, dass Bisoli seine Innenverteidiger aggressiver nach vorne verteidigen lässt, das heißt, die Innenverteidiger folgen den zurückfallenden gegnerischen Stürmer ganz eng bei deren Bewegung Richtung Zwischenlinienraum. Durch die 4-4-2-Staffelung Südtirols in den defensiven Phasen wird dieser Zwischenlinienraum nämlich immerzu geöffnet. Das ist eine dieser strukturellen Schwächen des 4-4-2. 

    Rückt einer der beiden Innenverteidiger nun auf einen der zurückfallenden Angreifer nach, öffnet er aber eine Lücke in der 4er-Kette, die der Gegner bespielen kann. Und Brescia positionierte stets 2 Spieler in diesem Raum zwischen den Linien. 2 Spieler zwischen den Linien und ein Stürmer auf Höhe der Südtiroler Innenverteidiger. Was sollen die Innenverteidiger also tun? Rausrücken? Auf beide Spieler im 10er-Raum? Nun, Bisoli hatte eine Idee: Er musste ja ohnehin durchwechseln. Nach 3 Niederlagen. Schon deshalb. Ein Zeichen zu setzen. Aber warum nicht auch gleichzeitig feinjustieren?

  • Brescia mit Ball: Die Gäste hatten durch ihre Grundformation ständig zwei Spieler (hier eingekreist) im Zwischenlinienraum positioniert. Foto: SALTO
  • 4-4-2 oder 5-4-1?

    Bisoli brachte Lunetta auf der rechten Außenbahn in die Startelf. Offensiv hatte Lunetta viele Freiheiten, beackerte die rechte Seite, rückte bis auf Höhe der eigenen Stürmer nach, wechselte sogar die Seite und half dort, den Flügel zu überladen. Defensiv hatte er dann so eine Art Hybridrolle: Er startete zwar auf Höhe des Südtiroler Mittelfelds, ließ sich dann aber - sobald Brescia die erste Pressinglinie Südtirols überspielen konnte - in die 4er-Kette zurückfallen und bildete quasi den 5. Verteidiger. Warum? So konnten die anderen Verteidiger der Kette eben doch aggressiv rausrücken auf die Gegner im 10er-Raum. Zur Not sicherte Lunetta durch.

  • Südtirol in der 1. Halbzeit: Lunetta (rot eingekreist) ließ sich oft in die Abwehrkette zurückfallen. So sicherte er das Herausrücken seiner Verteidigerkollegen (hier Giorgini) ab. Foto: SALTO
  • Brescia schwächt sich selbst, Südtirol auch.

    Kurz vor der Halbzeitpause leistete sich Brescias Olzer ein zweites gelbwürdiges Foul. Zweimal Gelb = Rot. Brescia musste länger als 45 Minuten zu Zehnt spielen, dazu auch noch mit einem Rückstand; denn nach einem Eckball hatte Tait die Hausherren in Führung gebracht. Zur zweiten Halbzeit stellte Brescia also ein bisschen um, 4-3-2, 3-4-1 - die Übergänge waren fließend, so ganz genau definieren konnte man die Grundformation nicht mehr. 

    Aber was noch entscheidender war: Auch Südtirol stellte um

    Bisoli ließ jetzt noch konsequenter mit 5er-Abwehrkette verteidigen. Dadurch wurde Südtirol sehr passiv, wurde im Mittelfeld über die Flügel ständig überspielt und hatte dann mitunter große Probleme in der Endverteidigung (rund um den Strafraum). Brescia gelang dementsprechend auch der Ausgleichstreffer. Genau so: Durchbruch über den rechten Flügel, Anspiel auf einen der Stürmer, der auf Höhe des Strafraums weiterleitet auf den in die Spitze startenden Borrelli. 1:1. 79 Minuten gespielt. Und jetzt?

  • Der FCS in der 2. Halbzeit: Bisoli ließ jetzt in einer 5er-Abwehr-Kette verteidigen. Dadurch öffneten sich die Flügel. Foto: SALTO
  • Südtirol in den Schlussminuten im 4-4-2 - ohne Erfolg.

    Jetzt besann man sich wieder auf die alten Stärken (oder Schwächen?). Das bedeutete: 4-4-2. Irgendwie noch das entscheidende Tor erzielen. Immerhin gegen 10 Gegenspieler. Und das über 45 Minuten. Aber Bisoli hatte sich verrechnet. Den Gegner zu stark gemacht, indem er seine Mannschaft unnötigerweise hat passiv werden lassen. 

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Georg Markart Mi., 29.11.2023 - 18:22

Mehr oder weniger stimmt die Analyse,daß der Platz in schlechtem Zustand war habe ich eigentlich nicht gesehen,nur man sah immer wieder irgendwie kurz Staub aufwirbeln wie wenn auf den Rasen Sand gestreut wurde. Sollte der FCS bei den restlichen 5 Spielen nicht 7 bis 8 Punkte erzielen,kann ich mir vorstellen,daß Bisoli in der Rückrunde nicht mehr Trainer des FCS ist.Es liegt (leider) auch in den" Füßen" der Spieler ob sie für oder gegen den Trainer spielen,denn es ist ja bekannt,daß Bisoli ein "harter Hund"ist.
Beim heutigen Interview auf Rai Südtirol mit Geschäftsführer Herrn Pfeifer,konnte man jedenfalls heraushören,daß die Verantwortlichen des FCS nichts Ausschließen.

Mi., 29.11.2023 - 18:22 Permalink