Best of 2023: Reggae / Folk / Blues
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Disclaimer: Für diese Übersicht haben wir die Objektivität zugunsten der Subjektivität etwas in den Hintergrund gerückt. Wir werden uns textlich zurückhalten, aber die Releases und Videos verlinken, damit ihr euch selbst auf Entdeckungsreise machen könnt. Die Redaktion von salto.music erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und die Übersicht kann gerne in den Kommentaren ergänzt werden. Die Reihung im Text ist – bis auf die ersten zwei Erwähnungen – keine Wertung, sondern ist dem „flow“ beim Schreiben geschuldet.
Die gesamte Mini-Serie:
#1 Best of 2023: Metal & Metalcore
#2 Best of 2023: HipHop/Rap & Trap
#3 Best of 2023: Rock/Pop/Songwriter
#4 Best of 2023: Reggae/Folk/Blues
#5 Best of 2023: Electronics/Disco -
Reggae #1: Jetflag
Es war ihre erste Single, „A Liod“, die am 03. März 2023, die Band aus Olang nach einigen kleineren Konzerten auf die Reggae-Landkarte des Landes setzte. Die EP „Grion“ folgte am 31. desselben Monats und bestätigte, dass Jetflag eine einnehmende Formel für ihren Reggae gefunden haben: Eher ruhig, mit Texten im Pustertaler Dialekt, die von ihrem Blick auf die Welt erzählen. „A Liod“ hat sich in unser Gedächtnis eingeprägt. (rhd)
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(c) Jetflag
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Reggae #2: Skankin' Drops
Die Bozner Reggae-Band Skankin' Drops hat Ende letzten Jahres das zehnte Jahr ihres Bestehens gefeiert–Gratulation dazu, nachträglich. 2023 hat die Band um Angelo Ippati zwei Singles veröffentlicht, wobei „Aizzate“ Reggae mit neapolitanischem Dialekt verbindet. Dieses Detail, der am klassischen Reggae ausgerichtete Song und der griffige Refrain – der übersetzt so viel wie „Steht auf!“ heißt –, machen „Aizzate“ zu einem ausgezeichneten Track, der für uns ex aequo mit Jetflags „A Liod“ für den Reggae-Track des Jahres 2023 steht. (rhd)
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(c) Skankin' Drops
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Reggae #3: „Owl Riddim“
Apropos Angelo Ippati... Angelo Ippati hat 2023 gemeinsam mit Thomas Ober Magniacco (Shanti Powa & Athomos) den Release „Owl Riddim“ über Shanti Powa Records veröffentlicht. Die EP, die auch als Vinyl erhältlich ist, enthält den von Ippati produzierten „Owl Riddim“, also den Basis-Track für einen Song mit Lyrics. Athomos-Track „Lion's Pow“ ist einer dieser Songs, die den Riddim als Basis nutzen. „Lion's Pow“ und zwei weitere „Bearbeitungen“, plus – auf der Rückseite der Vinyl-Version –, vier Remixe, bzw. Dub-Versionen sind auf dieser EP zu hören. Die EP ist sehr gut gelungen und es ist vor allem die von der aus Kenya stammenden und in Rotterdam lebenden Künstlerin Empress Black Omolo beigesteuerte Version mit dem Titel „Freedom Is A State Of Mind” die hervorsticht. Ein schönes Projekt. (rhd)
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Folk #1: Alex Trebo & Manuel Randi: „Talèa“
Folk? Weltmusik? Es ist oft schwierig, Musik einigermaßen treffend zu umschreiben, das Album „Talèa“ von Alex Trebo und Manuel Randi, das im April 2023 erschienen ist, ist da keine Ausnahme. Die beiden Musiker lassen zwar viele unterschiedliche Stilelemente in ihre Musik einfließen, aber als eines der Stücke, das den Geist des Albums gut widerspiegelt, sei „Altamura“ hervorgehoben.
Enthalten sind zehn Songs, teilweise aus der Feder beider, teilweise auch aus der Feder von Manuel Randi („Passacaglia“ oder „Brezza di mare“), aber stets gemeinsam mit Klavier und allergrößtenteils mit akustischer Gitarre gespielt. Die beiden Musiker, die in Vergangenheit wiederholt intensiv zusammengearbeitet haben, verstehen sich hörbar gut, denn die Dynamik und das Zusammenspiel sind zwei der Stärken dieses sehr melodischen und abwechslungsreichen Albums. (rhd)
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Folk #2: Di Vògaiga: „Von heiter bis Mondschein“
Dass die Welt der traditionellen alpenländischen Volksmusik ein ähnlich eigener Planet ist, wie die Welt der Klassik und die Welt jener Musik, um die sich salto.music kümmert, also alles zwischen Singer/Songwriter-Pop bis hin zum extremen Metal, ist ein Tatbestand, den wir aus eigener Erfahrung auch nicht bestreiten können, auch wenn in den letzten Jahren die allgemeine Öffnung in alle Richtungen vermehrt wahrzunehmen ist.
Es gab und gibt immer wieder Schnittmengen, es gab und gibt immer wieder Musiker, Musikerinnen und Bands, die auf zwei und mehr Planeten leben und sich dort gleichermaßen wohl fühlen. Ihnen gelingt es denn auch, die Aufmerksamkeit auf diese „fremden“ Planeten zu lenken; was die Volksmusik betrifft, seien Herbert Pixner und Opas Diandl genannt. 2023 kommt mit der Brunecker „Band“ Di Vogàiga ein neuer Namen hinzu.
Di Vogàiga haben im Oktober letzten Jahres, nach Jahren, endlich ihr Debütalbum „Von heiter bis Mondschein“ veröffentlicht. Darauf zu hören: Musik, die ganz eindeutig von der traditionellen Volksmusik kommt, sich aber immer wieder darüber hinaus bewegt, manchmal Richtung Kammermusik („Seelentanz“), manchmal Richtung Wiener Chanson („Rosalinde Walzer“) und manchmal stilistisch offen („Sehnsuchtswalzer“) und fast schon progressiv („Do erschte Schnea“).
Die Musik von Di Vògaiga gibt es übrigens nicht auf Spotify, sondern nur live oder auf CD oder auf YouTube. (rhd)
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(c) Di Vògaiga
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Folk #3: Undreamed: „Of Dreams And Stars“
Klassischer, epischer Folk ist das wofür die Meraner Band Undreamed steht, Undreamed nennen es auch, durchaus nachvollziehbar, „Fantasy Folk“.
2023 haben Undreamed mit „Of Dreams And Stars“ zwar eine EP veröffentlicht, plus, zwei, drei Singles, aber sie seien nicht deshalb angeführt. Der Grund, warum das Projekt der Meraner Musikerin Erika Pfeifer in diese Liste gehört, ist die konstant hohe Qualität ihrer Musik, die ganz besondere Atmosphäre, die entsteht, wenn die Musik läuft. Durch den Einsatz von akustischer Gitarre, etwas Perkussion, etwas Electronic, nie überproduziert, nie poppig glattgebügelt, sondern stets direkt und irgendwo zwischen dem Folk des 16. oder 17. Jahrhunderts, Loreena McKennitt, Ambient und Soundtrack hin- und herpendelnd. Undreamed machen schöne, inspirierende Musik, und das wie gesagt seit Jahren. Und 2024 soll auch eine neue EP kommen. (rhd)
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(c) Undreamed
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Blues: Frederick Helmut Pinggera: „Fred22“
Wie perfekt Vinschgauer Dialekt (mit guten Texten) und gekonnt ausgeführter Blues-Rock funktionieren, das hat der in Bruneck lebende Vinschgauer Musiker und Schriftsteller Frederick Helmut Pinggera 2018 mit seinem ersten Album „Hantesiass No.1“ gezeigt.
Im Frühjahr 2023 ist mit „Fred22“ endlich sein zweites Album erschienen, das er wieder in Zusammenarbeit mit dem Brixner Gitarristen und Musiker Marc Giugni geschrieben, eingespielt und produziert hat. „Fred22“ liegt auf gleicher Ebene wie das Debüt und hat mit „Mira“ und „Judas brennt“ zwei für uns herausragende Stücke an Bord. (rhd)
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(c) Frederick Helmut Pinggera