Economy | AFI-Barometer

Inflation unter Kontrolle

Die Endbilanz für 2023 hat sich im Vergleich zu 2022 verbessert, wie das AFI mitteilt. Alle Indikatoren sind höher, aber nicht alles, was glänzt, ist Gold.
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Foto: Privat
  • Das AFI-IPL (Arbeitsförderungsinstitut) hat auf der heutigen Pressekonferenz zum Jahresauftakt 2024 das aktuellste AFI-Barometer (Umfragezeitraum Dezember 2023) vorgestellt. Dieses Barometer wird viermal im Jahr erhoben und will das Stimmungsbild der Südtiroler Arbeiterschaft widerspiegeln. Die Erhebung wird telefonisch bei 500 Arbeitenden durchgeführt und ist repräsentativ für Südtirol. Zentral sind dabei Fragen wie: „Wie wird sich die Südtiroler Wirtschaft in den nächsten 12 Monaten entwickeln?“ oder „Glauben Sie, in den nächsten 12 Monaten Geld ansparen zu können?“. Einleitend sprach AFI-Präsident Andreas Dorigoni, der bekräftigte, dass die „Inflation unter Kontrolle“ sei. Sie bilde sich schneller zurück als erwartet. Die Arbeitslosenraten sind in vielen EU-Ländern rückläufig, es gibt ein Nächtigungplus in Südtirol im Vorjahresvergleich. Aber damit sind nicht alle Probleme gelöst: „Es haben sich zwar alle sieben Indikatoren verbessert, aber manche nur marginal.“ Hinzuzufügen ist, dass sich einige der Indikatoren im Vorjahr auch auf einem Rekordtief befanden. Diese positiven Entwicklungen würde die Arbeiterschaft nämlich kaum zu spüren bekommen, trotz des realen Wachstums von 7,1 Prozent der Südtiroler Wirtschaft im Jahr 2022: „Es heißt, wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es allen gut, aber die Realität lässt zweifeln.“ so Dorigoni weiter. Der Kreditmarkt ziehe derzeit auch die Bremse an. Arbeitslandesrätin Magdalena Amhof betonte die positiven Aspekte der gegenwärtigen Lage, wie die hohe Erwerbsquote und die ausgesprochen niedrige Arbeitslosenquote, aber auch sie warnte vor voreiligem Optimismus. Den sogenannten „brain drain“, also dem Fachkräfteverlust, gelte es entgegenzutreten. Dies könne man etwa mit mehr Teilzeitstellen, besserer Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sowie mit vermehrten Weiterbildungsmöglichkeiten erreichen.

    AFI-Direktor Stefan Perini und AFI-Forscherin Maria Elena Iarossi stellen die erhobenen Daten im Detail vor.

  • Internationale Lage: Erkenntnisse und Erwartungen

    • Zinswende (Änderung des Leitzinses der Zentralnotenbanken) für Mitte des Jahres erwartet

    • Politische Meilensteine auf EU-Ebene (unter anderem Stabilitätspakt)

    • Verhaltene Wachstumsaussichten für den EU-Raum (nicht zuletzt wegen der geopolitschen Spannungen, die vermehrt im Nahen Osten auftreten)

    • Zunehmende Schärfe der Proteste, die europäische Agrarpolitik betreffend, wie zuletzt die Bauernproteste, als weiteres Abwärtsrisiko

  • Erwerbs- und Arbeitslosenquoten, national und international: Vor allem Spanien kann einen hohen Rückgang der Arbeitslosenquote verzeichnen.. Foto: Banca d'Italia, L'economia italiana in breve, N. 1/2024; AFI-IPL

    Beschäftigung und Erwerbsquoten sind sowohl auf nationaler Ebene als auch in vielen anderen EU-Ländern steigend, während sich Arbeitslosenquoten rückläufig zeigen. Für das Jahr 2024 wird Italien ein Wirtschaftswachstum von + 0,7 Prozent  und der Eurozone insgesamt ein Wachstum von + 0,9 Prozent prognostiziert, während die Infllation in Italien in diesem Jahr um fast 4 Prozent sinken soll, von 6 Prozent in 2023 auf 2,1 Prozent (im Euroraum von 5,5 auf 2,3 Prozent).

  • Zwischenbilanz Südtirol: positive und negative Aspekte des Jahres 2023

    • +Starke Rückbildung der Inflationsrate in Bozen

    • +Rekordbeschäftigungsquote und sehr niedrige Arbeitslosenquote

    • +Zuwachs an touristischen Nächtigungen (Daten bis inklusive November 2023)

    • -Außenhandelgeschäft erlebt schleppenden Verlauf

    • -Kreditgeschäft eingebremst

    • -Kaum Fortschritte bei Lohnverhandlungen in der Privatwirtschaft

  • Die kollektivvertraglichen Stundenlöhne der Sektoren: Der Mindestlohn von 9 Euro ist der in Italien immer wieder geforderte Mindestlohn Foto: AFI-IPL

    Auf die Zahlen der Erwerbstätigen und der Arbeitslosenquote kann „man stolz sein“, so Perini. Nichtsdestotrotz gebe es auch am Arbeitsmarkt durchaus Probleme, etwa den Anteil der „working poor“ oder die schleppenden Lohnverhandlungenin den 13 der 43 Sektoren, in denen in Südtirol ein Landeszusatzvertrag gilt. Auch der Kreditmarkt lasse zu wünschen übrig, das Kreditvolumen sei rückläufig.

  • Das Stimmungsbild Südtirols: die sieben Indikatoren

    Die Erwartungen hinsichtlich der wirtschaftlichen Situation Südtirols stagnieren eher, fast 60 Prozent der Befragten erwarten sich kaum/keine Veränderungen, während immerhin rund 25 Prozent Verbesserungen in der Zukunft sehen/erwarten. Bei der Entwicklung der Arbeitslosigkeit sehen die Befragten noch weniger Veränderung, man befinde sich dort aber derzeit auch auf einem Rekordtief. Fast 70 Prozent erwarten sich keine Veränderungen. 

    Die Sicherheit im eigenen Job erreicht hohe Werte: 94 Prozent sehen das Risiko, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren als nicht vorhanden beziehungsweise. ziemlich gering an, ebenso denkt ein Mehrheit von 61 Prozent, dass sie sich relativ leicht/sehr leicht tun würden einen gleichwertigen Job zu finden. Auch die restlichen drei Indikatoren (erwartete Entwicklung der finanziellen Situation der Familie; die Schwierigkeit/Leichtigkeit mit dem Lohn über die Runden zu kommen, das sieht rund die Hälfte der Befragten als weder schwierig noch leicht an, und die erwartete Entwicklung der Möglichkeiten Geld zu sparen) erreichen generell neutrale bis positive Werte. Daraus lässt sich schließen, dass die Südtiroler Arbeiterschaft derzeit dem Jahre 2024 mit einem verhaltenen Optimismus entgegenblickt. Alle Indikatoren konnten eine Verbesserung verzeichnen, einige dieser Indikatoren hatten zuletzt aber auch sehr tiefe Werte erreicht, wie etwa die Fähigkeit mit dem Lohn über die Runden zu kommen oder die Möglichkeiten Geld einzusparen.

  • Die BIP-Prognose Südtirols für das Jahr 2024

    Die BIP-Prognosen für dieses Jahr: Sie pendeln sich ca. bei einem Prozent Zuwachs ein Foto: AFI-IPL

    Trotz einiger Unsicherheitsfaktoren wird für das Bruttoinlandsprodukt Südtirols im Jahre 2024 ein Zuwachs von bis zu 1,1 Prozent erwartet. Zu den Herausforderungen zählen etwa der Fachkräftemangel, hohe Finanzierungskosten und ein erwarteter schwächerer Außenhandelsbeitrag.

     

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