Wirtschaft | Mindestlohn

9 Euro brutto

...wäre die Höhe des Mindestlohns, der in Italien zur Debatte steht. Eine ASTAT-Studie hat Mindestlohn und die "Working Poor" am Beispiel des Jahres 2021 untersucht.
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Foto: image4you, Pixabay
  • Das Landesinstitut für Statistik ASTAT hat erstmalig eine Untersuchung zum Mindestlohn und zur Armutsgefährdung bei Erwerbstätigen im Jahre 2021 durchgeführt. Die Publikation beschäftigt sich unter anderem mit den Medianen der Bruttolöhne und einer Simulation der möglichen Auswirkungen eines Mindestlohns. 

  • Die Zahlen

    Die Bruttojahresentlohnungen des Jahres 2021: Foto: ASTAT

    Der Median der Bruttojahresentlohnung lag 2021 bei 19.750 Euro. Wer weniger als 60 Prozent dieses Betrags bezieht (also 11.850 Euro oder weniger), gehört zu den sogenannten „Working Poor“, also diejenigen, die trotz einer Erwerbstätigkeit armutsgefährdet sind. In Südtirol liegen rund 32 Prozent bzw. 63.804 Beschäftigte unterhalb dieser Schwelle. Zu beachten ist dabei allerdings, dass diese Untersuchung relevante Rahmenbedingungen wie das familiäre Haushaltsvermögen nicht berücksichtigt. Die zugrundeliegende Fragestellung ist, ob die Beschäftigten armutsgefährdet wären, wenn sie nur von ihrem Gehalt leben müssten. Weiters gibt es eine große Diskrepanz, wenn der Median des Stundenlohns anstelle des Jahreslohns als Referenzpunkt hergenommen wird, dort liegt die Schwelle bei 7,6 Euro und der armutsgefährdete Anteil bei 4,9 Prozent. Das liegt an den Unterschieden bei der Berücksichtigung von Faktoren wie der geleisteten Arbeitsmenge innerhalb eines Jahres.

    Bei den Erwerbstätigen, die mindestens 180 Tage im Jahr arbeiten, stellt der Sektor „Gastgewerbe/Beherbergung und Gastronomie“ mit rund 15 Prozent den größten Anteil an armutsgefährdeten Beschäftigten. Die Kontraste zwischen den verschiedenen Wirtschaftsbereichen sind hierbei ziemlich ausgeprägt.

  • Die Armutsrisikoquote in verschiedenen Sektoren: Hier werden nur Beschäftigte umfasst, die mindestens 180 Tage pro Jahr arbeiten. Foto: NISF, ASTAT
  • Mindestlohn?

    Seit 2022 gibt es von Seiten des Europäischen Parlaments neue Bestimmungen bezüglich des Mindestlohns. Diese Bestimmungen verpflichten den italienischen Staat aber nicht dazu einen Mindestlohn einzuführen, denn Italien weist eine hohe kollektivvertragliche Abdeckung auf.

    Die mögliche Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns steht in Italien dennoch bereits seit längerem zur Debatte. Vorerst wird es aber nicht mehr dazu kommen: Bei den Verhandlungen am 5. und 6. Dezember lehnte die Regierungsmehrheit den Mindestlohn ab und verwies dabei auf die Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaften. Die Löhne der Tarifverträge liegen aber teilweise deutlich unter dem von der Opposition geforderten Brutto-Stundenlohn von 9 Euro. Italien ist neben Schweden, Finnland, Österreich und Dänemark eines von fünf EU-Ländern ohne gesetzlich festgelegten Mindestlohn.

  • Die Simulation

    Wie würde sich der vorgeschlagene Mindestlohn von 9 Euro auswirken? Auch das analysierte ASTAT im Rahmen der Untersuchung. Würde der Mindestlohn eingeführt werden, so stiege die durchschnittliche Jahresentlohnung der Beschäftigten mit einem Stundenlohn unter 9 Euro um 21,1 Prozent. Profitieren würden vor allem gewisse Sektoren wie beispielsweise Baugewerbe/Bau mit einer Zunahme von 31,6 Prozent bei der durchschnittlichen Jahresentlohnung.

    Die gesamte Publikation lässt sich hier nachlesen.

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Alberto Stenico Fr., 08.12.2023 - 11:00

A proposito di edilizia (Baugewerbe), il salario minimo lordo orario (il livello professionale più basso) è di 9,80 Euro all'ora che porta ad un costo complessivo per l'impresa di 25,51 Euro all'ora. I dati ufficiali sono pubblicati dalla Provincia Autonoma di Bolzano. Forse all'Astat non sono pervenuti.....

Fr., 08.12.2023 - 11:00 Permalink
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WerPram Fr., 08.12.2023 - 16:49

Lieber Alberto, manchmal lohnt ein Blick in die "nota metodologica". Seriöse Studien - es handelt sich bei dieser Studie des ASTAT erklärtermaßen um eine experimentelle Studie - gehen transparent mit den Grenzen ihrer Aussagekraft um. Insgesamt würde ich mir wünschen, dass alle Südtiroler Branchen über ein solch solides *regionales* kollektivvertragliches Verhandlungssystem verfügen würden wie die Bauwirtschaft. Das wäre ein guter Anfang, auf die Südtiroler Kaufkraft und Produktivitätsentwicklung abgestimmte Kollektivverträge abschließen zu können. Zum Nutzen aller Beteiligten.

Hier ein Auszug aus dem methodischen Hinweis der ASTAT-Studie: Nella base dati utilizzata non è disponibile l'informazione sulle ore lavorate. La retribuzione oraria in questo studio è stata stimata sulla base di un teorico equivalente a tempo pieno. Si è quindi ipotizzato un numero di ore giornaliero pari a 8. Tramite le giornate retribuite si sono pertanto calcolate le ore annue per i contratti full-time e adeguando proporzionalmente il monte ore (attraverso l’informazione INPS sulle settimane utili per il calcolo dei contributi pensionistici) per quelli con contratti part-time. La retribuzione oraria è stata pertanto calcolata mediante il rapporto tra la retribuzione annua lorda in senso previdenziale e le ore annue stimate.

Fr., 08.12.2023 - 16:49 Permalink
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Alberto Stenico So., 10.12.2023 - 08:03

Gentile WerPram (preferirei interloquire con una persona con nome e cognome), ho notato la contraddizione tra i dati sui salari contrattuali concordati tra tutte le parti sociali, tabellati e codificati dallo Stato e dalla Provincia e dall'altra parte i vostri dati che collocano parte del lavoro edile tra quello retribuito meno di 9 euro all'ora, "working poor". La paga oraria contrattuale minima obbligatoria in provincia di Bolzano è e rimane di 9.80 all'ora anche nel caso di orario ridotto.

So., 10.12.2023 - 08:03 Permalink
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WerPram Mi., 13.12.2023 - 17:07

Entschuldigung, lieber Alberto,

mein vollständiger Name lautet Werner Pramstrahler, wir kennen uns und duzen uns. Das ASTAT hat für die experimentelle Studie aus gutem Grund eine andere Datenquelle benutzt, wie aus dem methodischen Hinweis hervorgeht und auch beschrieben, wie die Ergebnisse zu Stande kommen. Ich kenne Dich als sehr analytischen und redlichen Gesprächspartner und habe mich deshalb über Deine Aussage "Forse all'ASTAT non sono pervenute..." gewundert.

Herzlichen Gruß Werner

Mi., 13.12.2023 - 17:07 Permalink