Society | Enterbung in Südtiro

Ausverkauf der Heimat -geschlossener Hof

Geschlossene Obstbauernhöfe werden an Provinzfremde verkauft. Als Schutz bäuerlicher Heimat präsentiert, wird der geschlossene Hof immer mehr zum Schaden für Südtirol.
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Auf „Rainews-Tagesschau“ ist vor kurzem ein interessanter Artikel erschienen: Immer mehr geschlossene Höfe werden an Provinzfremde verkauft. LR Schuler bestätigt dies, aber es gebe kaum eine Handhabe dagegen:

https://www.rainews.it/tgr/tagesschau/articoli/2023/07/immobilienmakler-fruher-oder-spater-sind-die-geschlossenen-hofe-so-alle-verkauft-260f7a26-8748-4c42-b0b0-9cab0437735f.html

Nun fällt unseren Politikern eine Regelung auf den Kopf, die angeblich dem Schutz der Heimat und der Identität dienen sollte, tatsächlich aber das Gegenteil gebracht hat und auch zur systematischen Enterbung der sog. „weichenden Erben“ geführt hat.

Wäre nun nicht endlich der Zeitpunkt gekommen, die Regelung zum „geschlossenen Hof“ grundlegend zu reformieren bzw. abzuschaffen, zumindest für Obstbauern?

Ist es besser, wenn diese Gehöfte an Provinzfremde gehen, als dass vielleicht mehreren Südtirolerinnen und Südtirolern eine Existenzgrundlage geboten würde?

Ganz abgesehen davon, dass diese Südtiroler Regelung gegen EU-Recht und gegen die Menschenrechte verstößt: Auch aus rein landwirtschaftlicher Sicht wäre eine faire Erbregelung von Vorteil. Kämen mehr Grundstücke auf den Markt, könnten sich auch junge Obstbäuerinnen und –bauern eine neue Existenz aufbauen. So hingegen werden Monokultur und Vermögenskonzentration und schließlich Ausverkauf der Heimat gefördert.

Die „weichenden Erben“ können sich mit dem Auszahlungsbetrag im Regelfall nicht einmal eine Kleinstwohnung kaufen. Was so beschönigend als „Ertragswert“ bezeichnet wird, auf den die Auszahlungen berechnet wird, macht rund 5% des Marktwertes aus! Über alle möglichen Schiebungen („gemischte Schenkungen“, exorbitante „Entlohnung“, heimliche Übertragung der steuerlich nicht erfassten Obstauszahlungen usw.) kann es dazu kommen, dass der Hofübernehmer gleich zwei geschlossene Höfe erhält, während die übrigen Kinder durch die Finger schauen. Und die Höfekommissionen schauen zu oder spielen sogar mit.

Von der jetzigen Südtiroler Politik ist wohl wenig zu erwarten. Die erwähnten Missstände sind allgemein bekannt und wer bis jetzt die Regierungssessel gewärmt und nichts dagegen unternommen hat, wird auch weiterhin untätig sein. Dasselbe gilt in Bezug auf unsere sog. „Frauenvertreterinnen“, die in dieser Sache noch nie aktiv geworden sind.

Vielleicht bringen uns die Wahlen im Herbst neue Köpfe, die sich tatsächlich für die Südtirolerinnen und Südtiroler einsetzen?