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Die Geschäfte mit dem Gletscher

Greenpeace legt mit einer Umfrage zum Wintersport eine Punktlandung hin: Kurz vor Saisonstart des Ski-Weltcups in Sölden wird das Großevent in Frage gestellt.
Skigebiet in Sölden
Foto: Greenpeace
  • Kurz vor dem offiziellen Start des Ski-Weltcups im österreichischen Sölden an diesem Samstag, den 28. Oktober, veröffentlichte Greenpeace eine repräsentative Umfrage zum Thema Wintersport. Laut deren Ergebnis finden 80 Prozent der Österreicher*innen, dass der internationale Skiverband FIS bei alpinen Skirennen nicht auf Klimaschutz achtet. Die Bevölkerung wünsche sich hier mehr Ambitionen. Ursula Bittner, Wirtschaftsexpertin bei Greenpeace„Um den Ski-Weltcupstart in Sölden durchzuboxen, nimmt FIS-Präsident Eliasch braune Hänge und gesprengte Gletscher in Kauf. Das hat nichts mit umweltschonendem Wintersport zu tun.“ 

    Die österreichische Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) beurteilt das Sportevent ebenso mit kritischen Worten. „Wir haben im Oktober die heißesten Oktobertage gehabt, die bisher gemessen wurden. Da ist es für mich unverständlich, dass man auf Biegen und Brechen an einem Skistart im Oktober festhalten muss“, so Gewessler gegenüber dem Ö1 Morgenjournal. 

    Auch einige Skifahrer*innen selbst zeigen sich skeptisch darüber, neben brauner Erde über den Kunstschnee zu rasen: Beispielsweise kritisierten der US-amerikanische Ski-Superstar Mikaela Shiffrin und der erfolgreichste deutsche Weltcup-Fahrer Felix Neureuther den frühen Start. 

  • Kein Einzelfall

    Liliana Dagostin, Leiterin der Abteilung Raumplanung und Naturschutz im Österreichischen Alpenverein (ÖAV), unterstützt die Kritik am frühen Weltcupstart: „Durch das wirtschaftliche Interesse hinter diesen Skirennen spielen die Jahreszeiten keine Rolle mehr, es wirkt wie aus der Zeit gefallen. Heuer sieht man das mit den hohen Temperaturen im Oktober eklatant. Wir als ÖAV kritisieren seit Jahren die Auswirkungen auf Umwelt und Klima bei Ausbau und Instandhaltung von Gletscherskigebieten.“ 

  • Der Protest: Greenpeace fordert ein Umdenken in der Ski-Industrie. Foto: Suela Simoni/Greenpeace

    Greenpeace habe mit seiner Kritik an der Großveranstaltung den Nerv der Zeit getroffen. „Es wird nicht nur auf der Weltcup-Piste der Gletscher gefräst, es betrifft im Grunde viele Skigebiete im Alpenraum. Wer auf Gletschern ein Skigebiet anbieten möchte, muss massiv in das Gelände eingreifen, da sich ein Gletscher ständig verändert, das wird durch den Rückzug der Gletscher verschärft“, so Dagostin vom ÖAV. Während im Kaunertal und im Pitztal die Skigebiete am Gletscher ausgebaut werden sollen, wird jenes am Dachsteingletscher aufgrund des Klimawandels bereits zurückgebaut, das am Kitzsteinhorn geht später in den Saisonstart.

    Der Start des Ski-Weltcups in Sölden dürfte durch die Debatte allerdings nicht gefährdert sein: Die rund 45.000 Kubikmetern Schnee für die Piste wurden bereits im April in Depots eingelagert und Schneekanonen sind im Einsatz. Der Miteigentümer der Söldener Bergbahnen Jakob Falkner bewertet die Debatte gegenüber Ö1 als übertrieben. Dennoch will er nicht ausschließen, dass der Saisonstart in Zukunft nach hinten verschoben wird: „Wir werden uns immer mit der Zeit anpassen.“

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Josef Fulterer Sat, 10/28/2023 - 05:21

Das urspringliche + vergnügliche + Spass-reiche Herumtoben im Schnee, (mit dem Bau von Schneemännern + Schneehöhlen + riesigem Spass), wurde von der Wintersport-Industrie zu einem hektischen hinauf-gezogen-werden und herunter-R A S E N reduziert.

Sat, 10/28/2023 - 05:21 Permalink