Culture | Kunst

Stingel Bells

Unter dem Titel „Lux magica“ werden künstlerische Arbeiten in Gold und Silber zelebriert. Das blendet sogar die vorweihnachtliche Verblendung. Eröffnet wird heute.
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Foto: SALTO
  • Wenn Bankinstitute zur güldenen Kunstausstellung vor dem Weihnachtsfest laden, dann ist das für die Kunst und Kultur so erfreulich wie die bissfeste Medaille zu einem ersten oder zweiten Platz auf einem begehrten Siegertreppchen im Spitzensport. Wer die Treppe der Sparkassen-Filiale am Bozen Waltherplatz entlang einem vorgefertigten Goldstreifen nach oben erklimmt, findet unmittelbar nach dem Erreichen der letzten Stufe kleinere Arbeiten des großen Gustav Klimt in einer der ersten Vitrinen. Wunderbar die von ihm gestaltete Einladungskarte oder der goldene Buchschmuck daneben. 

  • Vorbei an STITCH: Peter Sononers Arbeit wacht am Treppenaufgang Foto: SALTO

    Kuratorin Eva Gratl und Kurator Carl Kraus hatten der Bank für die alljährliche Weihnachtsschau (nach dem Schwerpunkt Farben 2023) für das Jahr 2024 zu Gold und Silber geraten, stießen auf offene Ohren und durchsuchten daraufhin die Kunstgeschichte nach Werken die schimmern. Auch wenn in einem Bankgebäude ausgestellt, geht es bei Lux magica nur hintergründig um Reichtum, Ruhm oder Luxus, sondern eher um Wärme, Sonne und dem was die Menschen mit Gold und Silber allerhand assoziieren - vom mittelalterlichen Tafelbilder bis zur glanzvollen Arbeit von Rudolf Stingel. Der hochdotierte Künstler bedient sich einer glänzenden Zeichensprache, benutzt Graffitis, die x-beliebige Menschen im vorgefertigtem Styropor hinterlassen haben, gießt alles in Kupfer und vergoldet es. Fertig ist der Stingel. Der in 1956 in Meran geborene Künstler macht sich seit gut zwei Jahrzehnten äußert gut in internationalen Sammlungen und ist seltener aber gern gesehener Gast in zeitgenössischen Museen. Seine schmückende Kunst könnte als dekoratives Bildwerk durchaus auch in einen anspruchsvollen Barbershop oder eine schnittige Hotellobby passen. Oder eben auch in eine Bank. Gold gefällt. Und der Name Stingel glänzt am Kunstmarkt wie ein überheller Weihnachtstern.

  • Handlauf trifft Handlauf: Manfred Alois Mayrs Handlauf im Rahmen der Ausstellung "Lux magica" Foto: SALTO
  • Zu Beginn stürzt sich die mit rund 40 Arbeiten bestückte Ausstellung ins Mittelalter. Eine Vitrine mit Silbermünzen (Münzschatz von Padova) erinnert an das Innerste eines Geldautomaten, als es noch kein Papiergeld gab und die Verbindung zum Himmel noch wichtiger war, als die Abhängigkeit von kapitalistischer Manipulation. 
    Nach Silberschätzen, Kirchenvätern, Reliquienkunst, einem Christkind aus der Sammlung Johanna von Call und einem Relief mit Blattvergoldung von Salvador Dalí (!) zieht der "goldene Faden" durch die Ausstellung (nach einem zeitnahen Zwischenstopp bei Gabi Veits silbernen Löffeln) ins 19. und 20. Jahrhundert weiter. 
    Entlang der Balustrade wird viel geboten und dick aufgetragen: Anton Hofers Engel in Sichtweite Willy Valiers Engel, May Hofer mit funkelnden Monden und Sternen in der Arbeit Das All, die mitunter an die bekannte Himmelsscheibe von Nebra erinnert. Die Künstlerin hat ihre Arbeit allerdings zwei Jahrzehnte vor dem archäologischen Sensationsfund geschaffen. 

  • Kuppel trifft Lichtdach: Die silbernen Kuppel aus der Arbeit von Friedsensreich Hundertwasser. In der Spiegelung der künstlichen "Lichtkuppel" Foto: SALTO

    Daneben Friedensreich Hundertwasser mit einer silbernen Kuppel aus der Arbeit 10002 Nights. Gegenüber lauern Giorgio de Chirico und Bruno Gironcoli, sowie die zart-fragile und (gleichge-)wichtige Arbeit (Die Flüchtige) von Fausto Melotti
    Der Handlauf des Farbmagiers Manfred Alois Mayr steht als Ausschnitt im Raum, daneben ein Torso von Elmgreen & Dragset. Natürlich ist auch Anton Frühauf dabei. Außerdem auch Margareth Dorigatti, Oswald Oberhuber, Arnold Mario Dall'O, Sissa Micheli, Peter Kogler, Josef Pillhofer, Theodor Prachenski, Eugen Pflaumer, Alois Delug oder Luigi Ratini
    Über den Schalterraum hängt wuchtig die als Tüllluster daherkommende Arbeit mit dem Titel Volage von Julia Bornefeld. Sie ist allerdings ein Netz aus Alu. Im hinteren Eck steht eine hochformatige Arbeit (Ich denke an dich) von Marcello Jori, auf die Treppe schauend Peter Senoners Skulptur.
    Es ist nicht alles Gold was glänzt, heißt es. So ist es auch in dieser Ausstellung. Passend neben der prominent platzierten Arbeit von Rudolf Stingel, kann man sich auf dem freien Platz die Banane mit silbernem Klebestreifen von Maurizio Cattelan hindenken. Dazu benötigt es weder Gold, Geld noch Silber. Lediglich etwas Fantasie.

  • Lux magica (Gold und Silber in der Kunst)

    Die Ausstellung eröffnet heute um 18 Uhr. Sie bleibt bis 4. 1. zugänglich. Es ist auch ein handlicher Katalog erschienen.