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Vom Moarhäusl nach Afing
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Länge: 5 km
Gehzeit: 2h 10 min
Höhenmeter: 405 (Aufstieg), 185 (Abstieg)
Anfahrt: Der Bus ist ideal, er verkehrt im Halbstundentakt, beim Start am Moarhäusl und am Ende der Tour bei Halbweg finden wir jeweils eine Haltestelle.
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Ich lasse mich vom trüben Wetter nicht abhalten. Die Winter sind nicht mehr so streng, das wird schon der Klimawandel sein. Anfang Februar, und der Schnee ist nur in Höhen über 1000 m zu finden, die Wege sind nicht vereist, und so unternehme ich eine etwas abenteuerliche Wanderung vom Moarhäusl im Talgrund an der Sarner Straße nach Afing, einem Dörfchen, das zwar verwaltungsmäßig zu Jenesien gehört aber ganz eindeutig ins Sarntal schaut. Dort plane ich die Mittagspause im Dorfgasthaus Moar ein, anschließend führt der Rückweg über einen hangquerenden Waldsteig nach Halbweg im Sarntal zurück. Etwas nördlicher stoße ich bei den wenigen Häusern von Halbweg wieder auf die Sarner Talstraße. Der Weg ist ungemein abwechslungsreich, mit einem sehr holprigen und steilen Aufstieg, einem kurzen, ebenen Asphaltstück in der Mitte nach Afing und dann wieder einem schönen Wald- und Wiesenweg bis nach Halbweg. Es braucht gutes Schuhwerk und Puste, da kommt keine Langweile auf. Ich war an einem Wochentag unterwegs, nur im Dorfgasthaus traf ich auf Handwerker, die dort ihren Mittagstisch einnahmen, sonst bin ich auf der ganzen Strecke außer zwei Gämsen, die schnell Reißaus nahmen, Niemanden begegnet.
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Zum Wegverlauf
Der Bus hält beim Moarhäusl. Einst war hier ein vielbesuchtes Fuhrmannswirtshaus an der Sarner Straße und die Talstation einer Materialseilbahn, jetzt scheint hier ein Depot für Baumaterial zu sein. Der Weg ist gut markiert, (Nr. 3, die Gehzeit nach Afing ist mit 1 h 10’ angegeben) es geht zwischen Haus und einem Nebengebäude zum Bach, jetzt heißt es gleich die Krallen zeigen, der Steig geht gnadenlos steil durch buschdurchsetzte Felswände bergauf. Nach 20 Minuten Gehzeit steht ein gemauerter Bildstock am Weg, das Tarneller Stöckl. Es erinnert an den Priester Tarneller, der hier verstarb.
Seit dem Bau der Straße über Vorderafing nach Jenesien wird der Steig nur mehr von Wanderern benutzt. Bei einem neu angelegten Weinberg wurde der jahrhundertealte Steig einfach umgeleitet, leider. Erst am oberen Rand des Weinberges, nach der großen Steigung, stoßen wir auf einen Feldweg, es eröffnet sich eine weite Sicht nach Süden über die Sarner Schlucht, zu den Sarner Bergen im Hintergrund, zu den auf steilen Rodungsinseln gelegenen Streuhöfen auf der Ritter Talseite. Nach dem Stadel und der Hausruine vom „Weinberger“gabelt sich der Weg. In der Ruine ist ein gotischer Türbogen aus schön behauenem Sandstein verbaut. Bis hierher 50 Minuten, 300 Hm) Wir bleiben am etwas überwucherten Steig und geraten zuerst zum Kindergarten und der Kirche von Afing, die etwas abseits des Dörfchens auf einem Hügel thronen. Es eröffnen sich schöne Ausblicke zu den Wiesen und Häusern von Afing. Nach der Einkehr beim Moar folgen wir dem Verlauf der Asphaltstraße nordwärts (Markierung 1, Wegweiser "Halbweg") bleiben bei einer Wegteilung rechts (1A). Oberhalb eines Gehöftes taucht der breite gute Steig in den Laubwald ein und senkt sich allmählich bergab. Nach etwa einer knappen Stunde ab Afing treffen wir bei den Häusern von Halbweg auf die Sarner Straße und die Bushaltestelle.
Das Tarneller Stöckl
Es erinnert an den Priester Josef Tarneller (4. 8. 1844 in Tschars, Vinschgau), der hier am Afinger Weg am 2. 7. 1924 einen Schlaganfall erlitt und verstarb. Tarneller war Wissenschaftler und Heimatkundler, er dokumentierte die Geschichte der Höfe im Burggrafenamt und im Eisacktal und machte sich um die Hof-, Flur-, Orts- und Familien-Namenforschung im heutigen Südtirol verdient. Eine Erinnerungstafel befindet sich auf dem Friedhof bei der alten Grieser Pfarrkirche in Gries.
Der Zugang nach Afing
Unvorstellbar, dass dieser Felsensteig vom Moarhäusl, fast schon eine Himmelsleiter, für über hundert Jahre die schnellste und meistbegangene Verbindung der Afinger mit Bozen war. Erst 1852 wurde die erste breite und für Karren befahrbare Straße der Talfer entlang durch das Sarntal bis Bozen eröffnet. Bis zu jener Zeit verband nur ein schlechter Karren- und Saumweg das Sarntal mit Bozen. Am Nordrand von Bozen ging es sehr steil bergauf bis Rafenstein, dann hangquerend nach Afing. Über die tiefe Schlucht beim „Marterloch“ führte nur ein gefährlicher Saumsteig, die Pferde trugen die ganzen Waren auf Sattelgestellen und Saumkörben, den Wein in eigenen schmalen Fässern, den Lageln. Bei Bundschen vor Sarnthein erreichte der Saumpfad die Talstraße.
Erst ab dem Jahr 1960 gab es eine Verbindungsstraße von Afing über Rafenstein nach Bozen, die halsbrecherisch steile Betonstrecke wies 30% Steigung auf, nichts für Angsthasen! Diese Steilstraße verlor mit dem Anschluss der Afinger an die Jenesier Straße ihre Bedeutung. Noch etwas zur Verkehrsanbindung von Afing: Neben dem Moarhäusl bröckelt die Talstation einer Seilbahn vor sich hin, die 1949 in Betrieb genommen wurde. Vom Dorfzentrum aus wurden in den offenen Kisten mit der „Brems“, wie sie genannt wurde, bis Mitte der 60er Jahre Waren und auch Personen vom Dorf zur Sarner Straße und umgekehrt befördert.
Einkehrmöglichkeit
Gasthof Moar
Das einzige Gasthaus in Afing, in der Ortsmitte, schön, dass es das noch gibt! Hausmannskost, vieles kommt vom eigenen Bauernhof. Familie Furggler, Afing Dorf 38, 39050 Jenesien, Tel. 0471 350055. Dienstag Ruhetag.