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Ein Lehrstück

RAP-Video mit Happy End. Die beiden Sänger von „Kravatte und Kravalle“ haben sich in einem Fernseh-Interview zu ihrem Song "Sel wars" erklärt – und der Landeshauptmann hat im selben TV-Beitrag versichert, dass sie auch keine Klage zu befürchten hätten. Die Ahndung von Luis Durnwalder nach den Veröffentlichern dieses Songs ist ein wichtiges Kapitel in Sachen Neuen Medien – über Recht und Pflicht ebenso wie über Freiheit und Verantwortung.

Die KollegInnen vom TV-Sender SDF zeigten in dieser Sache journalistisches Gespür und holten noch am Karfreitag das Hip-Hop-Duo aus Prad und den Landeshauptmann vor die Kamera.
Der Fernsehbeitrag mutet nach einer persönlichen Aussprache an: Beide Parteien zeigen sich versöhnlich und gesprächsbereit. Dem Wunsch, der beiden Sänger, sich "ohne Kamera" mit dem LH dazu unterhalten zu wollen, entgegnet Durnwalder einladend mit "sie sollen ohne weiteres kommen, wir werden darüber reden" – und das alles ohne rechtliche Folgen.

Ein Happy End für die Rapper, die von Hans Heiss poetische Unterstützung erhielten, indem der Grüne Landtagsabgeordnete dem Song „Sel wars“ eine Strophe hinzugefügt hat.

Vorausgegangen war in der Karwoche um diesen Song ein Kravall im Netz: Der Landshauptmann hat verschiedenen online-Portalen die Aufforderung geschickt, das Video des Rapper-Songs zu entfernen. Er sähe sich beleidigt und möchte die Würde des Amtes verteidigen. Das Video verschwand aus den Portalen.
Auch salto.bz erhielt dieses Schreiben. Es ging in Folge zu überprüfen: Enthält das Video ehrenrührige Textstellen? Enthält der Song Verleumderisches?
Wäre die Frage nach der Verletzung der – auch dem Landeshauptmann als Politiker – zustehenden persönlichen Rechte positiv zu beantworten gewesen, hätte salto.bz den Blog-Beitrag sofort gelöscht. Das, obwohl das Video nicht von der salto-Redaktion gepostet wurde, sondern von einem Blogger.
Da jedoch der Liedtext von „Sel wars“ von triefender Satire gezeichnet ist und höchstens aus stilistischen Gründen diskutierbar, sollte der Autor des postings selbst entscheiden.

Dieselben Überprüfungen nach Recht und Pflicht hat man vermutlich auch im Büro des LH vorgenommen: Wer ist verantwortlich, wenn ein Blogger – und nicht ein Redakteur – auf einem Portal postet? Und was, wenn auch der Blogger nicht der Autor eines medialen Werkes ist?

Die Verbreitung der digitalen Medien funktioniert im Internet so schnell, wie ein aufgeschreckter Haufen Ameisen, insbesondere wenn sie über einschlägige Verteiler oder Kanäle wie youtube erfolgt. Je unterhaltsamer, umso schneller – unabhängig davon, ob namhafte Autoren sich die Freiheit nehmen oder einfache Bürger. Nachdem Satire in der künstlerischen Auseinandersetzung mit Politik aktuell eine Sternstunde erlebt, haben sich nun auch Politiker in Südtirol wärmer anzuziehen, wenn sie Scheu davor haben, dass über sie geschmunzelt, gegrinst oder gelacht wird. Denn die Ahndung nach der Satire im Netz hinkt ihrer Verbreitung hinterher.
Lediglich dort, wo tatsächlich rechtliche Grenzen überschritten werden, ist Verantwortung zu übernehmen – und die übernimmt auch in der Netzgemeinde der Autor.

Der salto-Blogger „Der Peter“ hinterließ an der Stelle des Videos eine Botschaft.

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Martin Geier Lun, 04/01/2013 - 21:43

Es ist mA eine Gratwanderung; so wie ich das sehe haben die Redaktion und der Blogger klug regiert. Generell ist zu sagen daß Satire und in der Sprache auch Karikaturen als Musikstücke großen Aufwind haben. Politiker machen mA in der Öffentlichkeit(sei sie nun digital oder auch nicht) keine gute Figur wenn sie auf jede Karikatur und jegliche musikalische Satire mimosenhaft reagieren; das macht sich dann in der politischen Öffentlichkeit nicht gut. Andererseits muß den Satirikern und Karikaturisten sehr wohl auch bewußt sein daß das Netz kein rechtsfreier Raum ist und die Paragraphen des Gesetzes auch digital gelten; Urteile bzgl. dieser Materie gibt es meines Wissens in Italien ja genug.
Bestimmte Debatten im Netz werden eben auch als Satire ausgefochten; bsw. auch die Debatte ob die Band Frei.Wild rechts ist oder nicht; hier ein Beispiel:
Egotronic - Die Band der Vollidioten
http://www.youtube.com/watch?v=A6FeDgwwCGU

Wer wird nun verklagt?
Die Electro-Punkband Egotronic? Youtube? Salto.bz? Oder der Blogger/Kommentator?
In diesem Fall der Grat überschritten oder nicht?
Falls ja kann die Redaktion von salto.bz den Kommentar entfernen.

Lun, 04/01/2013 - 21:43 Collegamento permanente