Politica | Kultur am Rande

Kein Landesrat für alle(s)

Kann Philipp Achammer das Krisenmanagement für sein Superressort meistern? Nein, meint Felix Von Wohlgemuth (Grüne). Er legt dem Landesrat nahe, Kompetenzen abzugeben.
Philipp Achammer
Foto: USP

Als Aufforderung zum Rücktritt will Felix von Wohlgemuth seinen Vorschlag nicht verstanden wissen. Vielmehr sei es “ein Schritt zurück”, den Philipp Achammer in diesen Tagen machen müsste, sagt der Grüne Co-Sprecher.
Der Landesrat mit dem Superressort Wirtschaft, Arbeit, deutsche Bildung, Integration und Kultur hat in der Corona-Krise alle Hände voll zu tun. “Das Krisenmanagement für alle Bereiche gleichzeitig zu bewältigen, kann niemand schaffen”, ist von Wohlgemuth überzeugt. Er legt Achammer daher nahe, vorübergehend Kompetenzen abzugeben. Denn während für Wirtschaft, Familien und Soziales ein umfangreiches Maßnahmenpaket angekündigt wurde, mit der die Landesregierung die wirtschaftlichen Folgen der aktuellen Krise abfedern will, schaut derzeit vor allem die Kultur durch die Finger.

“Der Kunst- und Kulturbereich steht derzeit nicht im medialen Fokus, ist für das gesellschaftliche Leben ebenso wichtig wie volle Auftragsbücher für Unternehmen. Er wurde als einer der ersten Wirtschaftszweige von der Corona-Krise getroffen und wird auch am längsten darunter leiden”, befürchtet von Wohlgemuth. “Die mehrwöchige Zwangspause hat in der lokalen Szene bereits große, teils irreparable Schaden verursacht und was jetzt zerstört wird, wird sich möglicherweise nur schwer oder gar nicht mehr wieder aufbauen lassen”, warnt der Grüne Co-Sprecher.

 

Kunst- und Kulturschaffende stehen, anders als etwas Wirtschaftstreibende, ohne starke Lobby da. Und die bisher für diesen Bereich getroffenen Maßnahmen seien “eher ein Zeichen der Planlosigkeit als ein ambitioniertes Hilfspaket”, meint von Wohlgemuth. “Anders kann die 600-Euro-‘Förderung’ für Online-Kunstprojekte nicht bezeichnet werden. Sollen etwa RegisseurInnen, MusiklehrerInnen, BildhauerInnen, oder AutorInnen ein Drei-Minuten-Facebookvideo hochladen, um Hilfe zu erhalten?”
Wer solche Vorschläge mache, “hat von Kunst entweder nicht viel verstanden, oder hat, was ich eher glaube, aktuell schlicht nicht die Zeit, sich intensiv mit diesem Bereich zu beschäftigen”, stellt von Wohlgemuth fest. Er fordert “klare finanzielle Zusagen für Solo-Selbständige und Kleinstunternehmen, Liquiditätshilfen und Garantieleistungen, um unseren KünstlerInnen in den nächsten Monaten das Überleben zu sichern und eine deutlichn Erhöhung des Kulturbudgets, um einen Flächenbrand im Kulturbereich zu verhindern”. Außerdem sollten Weiterbildungseinrichtungen, Jugendzentren und den Bibliotheken in dieses Rettungsproramm eingebunden werden, “um Kunst und Kultur, Künstlerinnen und Künstler auch in dieser Zeit erfahrbar und lebendig zu halten”.

“Kunst und Kultur benötigt heute in dieser Krise mehr denn je eine selbstbewusste Vertretung, die die Probleme unserer gemeinsamen Kulturlandschaft – der deutschen, der ladinischen und  der italienischen – anspricht und sich mit ihrer ganzen Kraft für Lösungen einsetzt. Es ist daher zielführend, wenn sich Landesrat Philipp Achammer in den nächsten Monaten einzig seinen Aufgaben als Wirtschafts- und Bildungslandesrat widmet und die Kultur eine eigene, starke Stimme erhält. Alle drei Ressorts mit bestmöglicher Leistung zu führen, ist für eine Person in dieser Phase schlicht nicht möglich”, schreibt von Wohlgemuth in einer Aussendung.

In wessen Hände konkret das von Achammer betreute Kulturressort gehen sollte, da legt er sich nicht fest: “Es könnte eine parteiunabhängige Person sein, oder ein Gremium bzw. ein Team, in das auch die Opposition eingebunden wird.” Dass sich die Beamten des Amtes für Kultur in dieser Krisenzeit ausreichend für deren Belange einsetzen könnten, glaubt von Wohlgemuth nicht: “Es braucht jemanden, der in der Öffentlichkeit für die Kultur einsteht und einfordert.”

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Sebastian Felderer Ven, 04/03/2020 - 13:41

Bravo Felix, richtig erkannt, richtig argumentiert. Wenigstens einer !!!! Die Lage der Künstler ist sehr kritisch. Kultur und Wirtschaft jetzt in einem Ressort bedeutet, dass sämtliche Mittel in eine Richtung fließen, ins Tal der Tränen. Künstler heulen nicht, sie sind Künstler, auch Lebenskünstler.

Ven, 04/03/2020 - 13:41 Collegamento permanente