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Foto: (c) Oswald Stimpfl
Gita | Ausflug der Woche

Zur Marienkirche in Riffian

Diese Wanderempfehlung stammt aus meinem Archiv. Es ist eine leichte Wanderung bei Meran, am Beginn des Passeiertales, zu einem bekannten Marienwallfahrtort.

Länge: 6,3 km

Gehzeit: 2 h 10 min

Höhenmeter: 200

Anfahrt: 5,3 km von Meran Richtung Jaufenpass, gebührenfreier öffentlicher Parkplatz in Riffian, vor dem Hotel Kreuz an der Jaufenstraße. Öffis: Bus bis Riffian, Haltestelle Gemeinde


Wo sich der Meraner Talkessel gegen Norden langsam verengt und sich die letzten Rebzeilen an den sonnigen Hängen entlangziehen, liegt am Eingang zum Passeiertal das Dörfchen Riffian. Überragt von den schützenden Hausbergen Hahnenkamm (2.100 m) und Hochwart (2.525 m), erfreut es sich eines milden Klimas. Riffian ist einer der ältesten und beliebtesten Wallfahrtsorte Südtirols, die Marienverehrung kann bis ins 14. Jh. zurückverfolgt werden. Der Ort ist auch für eine einfache und lohnende Wanderung bekannt: Oberhalb des Dorfes zieht sich der Riffianer Waalweg den Talhang entlang bis zum Nachbardorf Kuens hin, auf Teilen davon wurde ein Besinnungsweg eingerichtet. Die Verbindung mit einem etwas tiefer gelegenen Feldweg ergibt eine abwechslungsreiche Rundtour. 

 

Der Riffianer Waalweg wird seinem Namen nur teilweise gerecht, der einst wasserführende Kanal wurde durch eine unterirdische Rohrleitung ersetzt. Bis Riffian verläuft er in rund 600 m Höhe und quert dabei schönen Mischwald, steile Hänge, führt an felsigen Stellen vorbei, flankiert Apfelanlagen und gewährt dabei immer wieder herrliche Ausblicke auf das Passeiertal und Riffian, das gegenüberliegende sonnenverwöhnte Schenna und die Gipfel von Ifinger und Hirzer. Vom Parkplatz in Riffian folgen wir beim Hotel Kreuz dem Schild „Besinnungsweg“, biegen nach wenigen Schritten links in den Valtmaunweg ab und wandern nun zwischen den Häusern und Apfelanlagen teils auf Feldwegen und kaum befahrenen Zufahrtsstraßen talauswärts in Richtung Kuens bis zum Restaurant Hilberkeller. Hier gehen wir kurz bergauf, an der Kuenser Kirche vorbei und nehmen dann die Abzweigung des Hochbühlweges, biegen rechts in den ausgeschilderten Waalweg ein („Wallfahrtskirche“, „Waalweg“). Der Weg taucht in Mischwald ein und verläuft angenehm eben taleinwärts. In Sichtweite der Wallfahrtskirche zweigen wir rechts ab („Wallfahrtskirche Riffian“). Die Kirchenbesichtigung ist für jeden Kunstinteressierten ein Muss! Anschließend steigen wir zur Hauptstraße ab, in wenigen Minuten sind wir dann wieder am Ausgangspunkt angelangt.  

 

Die Wallfahrtskirche zu den Sieben Schmerzen Mariens

 

Wie bei vielen anderen Wallfahrtsorten gibt es auch in Riffian eine Auffindungslegende: Die Kapelle für das von einem Bauern im Flussbett der Passer gefundene Bild sollte nicht an dem von den Bauleuten bestimmten Standort errichtet werden, sondern an einem von Vögeln angezeigten Hügel. Die romanische Kirche aus dem 12. Jh. wurde im 14. Jh. umgebaut und im 15. Jh. erweitert. Der Pilgerandrang machte einen grundlegenden Umbau im 17. Jh. erforderlich, kein Geringerer als Franz Delai aus der berühmten Baumeisterfamilie zeichnete dafür verantwortlich. Er schuf ein Meisterwerk unter den Barockkirchen Tirols. Der prunkvolle Hochaltar mit dem Gnadenbild, eine Ton-Mörtel- Arbeit aus der Zeit um 1415 mit der Darstellung der Gottesmutter, die ihren blutüberströmten Sohn im Schoß hält und beweint, zieht sofort die Blicke an. Einst stand es in der Kapelle am Friedhof, an einem 16. November wurde es in die erweiterte Kirche übertragen, seit jener Zeit wird dieser Tag (bzw. der erste Sonntag nach Martini) als Patroziniumsfest gefeiert.

Weitere Kunstschätze der Kirche: eine Kreuzesdarstellung, ein alter, romanischer Taufstein aus Marmor, Deckenfresken, bunte Glasfenster des Riffianer Künstlers Hans Prünster und die prachtvolle Kanzel mit dem Wappen der Stachelburger. Interessant der Grabstein mit lateinischer Aufschrift eines Churer Bischofs, der hier beigesetzt ist. Die nahe Friedhofskapelle birgt bedeutende gotische Fresken von Meister Wenzeslaus aus dem frühen 15. Jh. Sie zeigen u. a. den Mannaregen, musizierende Engel, das Goldene Kalb, die Kreuzauffindung mit dem Kreuzwunder, die Kreuztragung Jesu, die Anbetung der Könige und die Flucht nach Ägypten. Beim Herausbrechen der barocken Fenster wurden leider Teile der Fresken, die zu den besten religiösen Wandmalereien Tirols zählen, zerstört. Seit über 700 Jahren pilgern Menschen vertrauensvoll zur „Schmerzhaften Muttergottes“, um Hilfe in ihren Nöten zu erbitten. Besonders bei seelischen Leiden wie Schwermut – oder wie man einst sagte, „bei der Loade“ – fanden die Menschen in Riffian Trost und Linderung. Viele alte Votivbilder zeugen von den erhörten Bitten.

 

Interessantes am Weg

 

Was hat der hl. Korbinian und sein Bär mit Kuens gemeinsam?

Korbinian stammte aus dem Frankenreich. Die Überlieferung will, dass er im 8. Jh. er eine Pilgerreise nach Rom unternahm, er kam dabei ins Passeiertal und gründete in Kuens ein Kloster und eine Kirche. Korbinian wird mit einem Bären, der ein Lastenbündel trägt, dargestellt. Der Legende nach soll auf der Pilgerfahrt ein Bär das Lasttier des Korbinian gerissen haben, worauf dieser ihm zur Strafe sein Gepäck aufbürdete und mit ihm nach Rom wanderte. Korbinian wirkte später auch als Bischof von Freising. Korbinian ist Ortspatron und Mitpatron der Kirche, im Dorfwappen von Kuens und auf dem Altar der Kuenser Kirche ist Korbinian mit dem Bären dargestellt. Auch Papst Benedikt XVI, der Erzbischof von München und Freising war, trägt in seinem Papstwappen den Korbinian-Bären. Die Verbindung zu Freising ist auch durch den Hilberhof (mit dem Hilberkeller) dokumentiert, er war der Sitz der klösterlichen Güter- und Kellerverwalter in Kuens.

 

Einkehrtipps

 

Restaurant Hilberkeller

Großes Ausflugsgasthaus mit Terrasse, Gastgarten, rustikalem Kellerlokal, Kinderspielplatz. Salate, Nudel- und Grillgerichte. Bei schönem Wetter wird im Freien gegrillt. Kuenser Str. 23, Kuens, Tel. 0473 240051, www.hilberkeller.eu, Di. Ruhetag

 

Café Restaurant Weinberg

Nahe der Kirche, mitten in den Weinbergen und Obstanlagen, herrliche Aussicht übers Tal, Terrasse. Kirchweg 20, Riffian, Tel. 0473 241133, www.pension-weinberg.it, Di. Ruhetag