Zuwanderer: die Bedeutung der deutschen Sprache wird immer noch stark unterschätzt
Kein Wunder, ließe sich schließen, dass 35% wegen mangelnden Deutschkenntnissen auf Probleme bei der Arbeitssuche stoßen, wie in der Studie ermittelt, aber nur 22% wegen zu geringen Italienischkenntnissen. Anscheinend schätzen Zuwanderer, vor allem aus Nicht-EU-Ländern, Gewicht und Bedeutung der deutschen Sprache in Südtirol falsch ein. Obwohl die allermeisten längerfristig hier bleiben wollen, hat nur ein Viertel der Zuwanderer Sprachkurse besucht und davon wieder ein geringerer Teil Deutschkurse. Warum wagt man sich nicht ans Deutschlernen? Vielleicht aus der Annahme heraus, die Staatssprache würde ohnehin von allen verstanden. Südtiroler - mich eingeschlossen - verstärken diese unter Ausländern verbreitete Annahme, indem sie oft ganz automatisch mit Zuwanderern Italienisch reden. Dass in Südtirol aber die eigenen beruflichen Chancen mit ausreichend Deutschkenntnissen zusammenhängen können, muss vielfach erst durchsickern. Vor allem wenn man den im Heimatland erlernten Beruf hier anwenden, Weiterbildungsmöglichkeiten nutzen und einen besser qualifizierten Job finden will, geht das nicht ohne vertiefte Kenntnis der Landessprachen. Natürlich müssen auch Arbeitgeber und öffentliche Hand dafür bessere Rahmenbedingungen schaffen, aber ohne eigene Anstrengung geht es nicht.
Die Fehleinschätzung der Bedeutung der deutschen Sprache wirkt sich in den Familien der Zuwanderer auch auf die Folgegeneration aus, was sich in den Zahlen der Schuleinschreibungen widerspiegelt. 2011/12 hatte die deutsche Berufsbildung einen Migrantenanteil von 4,3%, die italienische Berufsausbildung von 37%. Der Anteil der ausländischen Schüler in der Mittelschule ist von 2002 bis 2011/12 in der deutschen Schule von 1,2 auf 4,9% gestiegen, in der italienischen Schule von 9,4 auf 22,1%. Deutsch kann man natürlich auch in der italienischen Schule und außerhalb der Schule erlernen. Dennoch ist eine gewisse Schieflage nicht zu übersehen, denn die Integration der Zuwanderer in die Südtiroler Gesellschaft und ihr sozialer Aufstieg kann - mal abgesehen von 2-3 Städten - nicht mehr nur übers Italienische gelingen.
Thomas Benedikter
Investire nel mercato delle lingue
L’apprendimento del tedesco da parte degli adulti stranieri in Alto Adige è un tema sensibile e ben conosciuto da chi lavora nell’educazione linguistica. Le lingue sono sistemi complessi che richiedono tempo, pratica costante, motivazione e risorse adeguate, per essere padroneggiati. Questo aspetto diventa ovvio quando si inizia a studiare un’altra lingua, ma spesso, al di fuori di questa esperienza, viene sottovalutato o “dimenticato”. In Alto Adige si trovano in contatto tedesco e italiano e attirare un pubblico eterogeneo come quello dei lavoratori stranieri verso entrambe le lingue del territorio (e in particolare verso il tedesco che come si vede è la lingua meno conosciuta, per i motivi riportati nell'articolo e anche per altri) presuppone un approccio didattico nuovo e comunque adeguato alla realtà locale.
Ci sono certamente strumenti e strategie che possono favorire il miglioramento delle competenze per gruppi specifici di persone, ma è necessario anche sviluppare e testare questi strumenti che hanno un costo sia in termini di realizzazione sia di formazione.
Lorenzo Zanasi
Istituto di Comunicazione Specialistica e Plurilinguismo (EURAC)