Noch eine geheime BBT-Studie
Gerade zwei Monate ist es her, da hat die Gesundheitsstudie der Universität Innsbruck, unter anderem von Professor Hans Peter Lercher, zu den gesundheitlichen Auswirkungen des Brennerbasistunnels für Furore gesorgt. Nicht die Ergebnisse, die an und für sich besagen, "dass die diversen Belastungen für jene, die entlang der Brennerstrecke leben, auch nach dem Bau des Tunnels nicht nennenswert verringert werden", sondern die Tatsache, dass die Auftraggeber, die BBT-SE-Gesellschaft die Studie 7 Jahre lang unter Verschluss hielten.
Nun ist eine zweite Studie aufgetaucht, ebenfalls in Auftrag gegeben von der Brennerbasistunnel-Gesellschaft und von der Eurac ausgearbeitet, die bereits 2010 abgeschlossen, bisher aber nie veröffentlicht wurde. Riccardo dello Sbarbo, Grüner Landtagsabgeordneter mit einem Faible für technische Detailarbeit, hat nun die Studie wiederentdeckt: "In älteren Tagungsunterlagen zum Brennerbasistunnel ist von dieser Studie die Rede und ich dachte mir noch, aber warum weiß ich nichts davon. So habe ich die Studie bei der BBT-Gesellschaft angefordert."
Unter folgendem Link ist die Eurac-Studie zum CO2-Ausstoß einzusehen, https:/www.dropbox.com/s/a93kg4cs7w9aydu/BilancioCO2_BBT.pdf
Die von der EURAC durchgeführte und von der EU mitfinanzierte Studie trägt den Titel: „Untersuchung der Nachhaltigkeit des Brennerbasistunnels im Hinblick auf seine CO2-Emissionen“. Sie ist 378 Seiten stark, enthält Hunderte Grafiken, Tabellen und Tausende von Daten, erklärt Dello Sbarba. Dass die Untersuchung niemals veröffentlicht wurde, liegt auf der Hand, meint der Landtagsabgeordnete. Denn sie zeige ganz deutlich, dass der BBT kein nachhaltiges Projekt ist: "Sein Energieaufwand, ausgedrückt in Tonnen von Treibhausgas (CO2) sind enorm; sodass zu seiner Kompensation zumindest 20 Betriebsjahre bei voller Auslastung und unter optimalen Bedingungen notwendig sind, Bedingungen, die bereits jetzt weitgehend unerfüllt bleiben."
Zunächst Jahrzehnte der Zerstörung, dann weitere Jahrzehnte zur Kompensation, zum Schluss ein Null-Ergebnis: der BBT ist als Bauwerk nicht nachhaltig!
In einer ersten Rechnung, angestellt von Riccardo dello Sbarba zeigen sich folgende deutlichen Ergebnisse:
- CO2-Emissionen in den verschiedenen BBT-Bauphasen:
- Aushub des Tunnels: 130.000 t CO2
- Bau (unter Einschluss von Beton und Stahl): 1.941.000 t CO2
- Transport: 20.000 t CO2
- Baustellen: 188.000 t CO2
- Südzulauf Baulos 1 (Franzensfeste-Waidbruck) und 2 (Umfahrung Bozen): 886.591 T CO2
Das ergibt einen Gesamtausstoß von erklecklichen 3.166.942 Tonnen CO2, zählt Dello Sbarba zusammen. Ausgeschlossen aus dieser Berechnung sind die weiteren Baulose, die den Südzulauf ergänzen: Die Umfahrung Trient, der Abschnitt Verona und die Zulaufstrecke im Unterland und im Trentino. Nimmt man auch diese Abschnitte hinzu, so vervielfachen sich die CO2-Emissionen. Eine Einsparung der Emmissionen würde es nur geben, wenn zweierlei Bedingungen in Erfüllung gehen: Der Warenverkehr entlang der Brennerachse müsste um 2% im Jahr zunehmen und es muss sich eine Verkehrspolitik durchsetzn, die die Eisenbahn der Straße vorzieht. Doch weder das eine, noch das andere sei bis jetzt eingetreteten, sagt Dello Sbarba. "Die erwartete Gütermenge ist ausgeblieben und was noch wichtiger ist, die Politik zugunsten der Schiene ist ausgeblieben." Die Untersuchung belege also wissenschaftlich, dass unter den aktuellen Bedingungen der BBT kein nachhaltiger, sondern ein "sinnloser Bau" ist. Denn der Kompensationsaufwand für den bei bei seinem Bau erforderlichen Energiekonsum würde Jahrzehnte erfordern.
Die Studie zur Energiebilanz
Die Studie zur Energiebilanz des Brenner Basistunnels wurde bereits mehrfach vorgestellt. Unter anderem im Rahmen der langen Nacht der Forschung an der EURAC, wo sogar Simulationen zur Energiebilanz aufgezeigt wurden. Ebenso wurde im Rahmen von verschiedensten wissenschaftlichen Tagungen die Informationen vorgestellt. Nicht zuletzt wird dies auch untermauert, wenn man sieht wie häufig die Daten in wissenschaftlichen Publikationen erwähnt werden. Ein großer Teil dieser Studien ist im Internet frei zugänglich. Beispielhaft für die Veröffentlichung ist die Publikation: Nachhaltigkeit im Tunnelbau von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Jürgen Schwarz, Univ.-Prof. Dr.-Ing. Manfred Keuser, Dipl.-Ing.(FH) M.Eng. Stephan Engelhardt veröffentlicht im Betonkalender 2014, Berlin, ca. 4.000 Fachleser.
Für den Herbst ist seitens der EURAC eine Monografie der Studie vorgesehen. Daran arbeitet derzeit die EURAC Forscherin Federica Maino. Berücksichtigt werden dabei noch weitere Vertiefungen.
BBT SE hat die Gesamtstudie auch Studenten, Forschern, Universitäten und auch den Grünen auf Anfrage zur Verfügung gestellt. Riccardo dello Sbarba hat die angeforderten Daten innerhalb eines Tages erhalten.
Zudem fliesen die Informationen der Studie auch in alle öffentlichen Vorstellungen des Projektes Brenner Basistunnels ein. Im Zuge der vielen hundert Informationsveranstaltungen werden immer auch die Ergebnisse der Studie mitgeteilt. Für die detaillierte Diskussion dienen die oben erwähnten Fachtagungen.
An dieser Stelle muss auch festgehalten werden, dass BBT SE ein Partnernetz mit acht Universitäten hat. Laufend werden Forschungsarbeiten und Studien erstellt. Diese Daten sind genauso wie jene zur Studie der Energiebilanz frei zugänglich. Im Zuge des Projektes Brenner Basistunnels entstehen nämlich sehr viele Energien, vor allem im Bereich Forschung.
Mei, isch des schian und
Mei, isch des schian und herzlichen Dank, Herr Ausserdorfer, dass diese Studie gar im "Betonkalender" 2014 veröffentlicht ist - da gehört sie auch sicher hin.
Im Interesse der Bevölkerung und Wirtschaft vom Brennerpass bis Salurn (heute bleibe ich einmal nur in Tirol) wäre es sehr angebracht - und Steuergeld habt ihr ja genug - eine kleine Studie zu machen, warum ausgerechnet die "Baupartner" Italien und EU schon vorsorglich am 21.12.2011 am EuGH das bis dahin seit Jahren bestens funktionierende Lkw-Fahrverbot für den Transport von Abfällen, Steinen, Erden und Aushub, Rundholz und Kork, Kraftfahrzeugen, Fliesen (keramisch), Stahl, Nichteisen- und Eisenerze sowie Marmor und Travertin "gekillt" haben. Damit alle diese wirklich termingebundenen und vielleicht sogar leicht verderblichen Güter nur ja wieder "von der Eisenbahn auf die Autobahn von Kufstein bis zum Brenner" zurück verlagert wurden. Das sind wahrlich unser "amici" - die vorsorglich das Verlagerungsziel außer Kraft gesetzt haben. Obwohl wir allein im Norden Tirols dafür 3 Milliarden EURO Steuergeld in die Eisenbahn investiert haben (Südumfahrung Innsbruck und Unterinntaltrasse, ohne einen Cent BBT - die Umfahrung ist um rund 70 % teurer geworden, die Unterinnaltrasse um mehr als 100 %). Wird das in eurer "Beobachtungsstelle" oder sollen wir einfach ehrlich bleiben - der hochsubventionierten "Beruhigungs- und Beschwichtigungsstelle" auch beobachtet oder nicht?
Ich laste Ihnen nichts an, da Sie ja dafür bezahlt werden, der Bevölkerung und Wirtschaft im Süden Tirols den "Tunnelsand" in die Augen und Ohren zu streuen, der ihnen von den Betreibern in ausreichendem Maß zur Verfügung gestellt wird, auf dass sie nichts mehr sehen und hören.
Ich finde es nur mehr peinlich und beschämend, dass die anrainende Bevölkerung und Wirtschaft in die Geiselhaft dieser Tunnelmärchen genommen wird, dass ihnen Tag für Tag und Stunde für Stunde Lebens-, Gesundheits- und Wirtschaftsqualität durch die Belastung der Autobahn gestohlen wird. Wünsche Ihnen viel Glück mit ihren weiteren Beobachtungen und den Südtiroler PolitikerInnen ebenso - sie sind es, die ihren Blick nicht auf die Autobahn richten, sondern sich mit dem Loch befassen, welches NICHT für die Verlagerung von Güterverkehr, sondern lediglich als Rennstrecke für Personenverkehr gebaut wird. Pfiat enk miteinand.
Fritz Gurgiser
www.transitforum.at
(Das sind die, die seit Jahrzehnten FÜR die Bevölkerung, FÜR die Wirtschaft und FÜR unsere einzigartige Tiroler Heimat kämpfen, die wir nur einmal haben)
In risposta a Mei, isch des schian und di Fritz Gurgiser
Und noch ein kleiner Nachtrag
Und noch ein kleiner Nachtrag: Hoffentlich hat sich die BBT SE auch ein wenig gönnerhaft gezeigt, damit all das im Betonkalender ordentlich erwähnt wird, da ja ein kleines Naheverhältnis nicht von der Hand zu weisen ist, wenn man die Liste der Herausgeber ansieht:
Bergmeister, Konrad / Fingerloos, Frank / Wörner, Johann-Dietrich (Hrsg.)
LG
Fritz Gurgiser