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Pavillon, by Leonhard Angerer

Pavillons der Kunst, eine Fotoserie aus den Giardini der Biennale von Venedig.
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.
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Foto: Leonard Angerer

Es gibt wohl wenig Kunstausstellungen in Europa, auf denen soviel fotografiert wird, wie in den „Giardini“ der Biennale von Venedig. Mit digitaler Reflex, Kompaktkamera oder Smartphone ausgerüstet, streifen Kunstbegeisterte aus der ganzen Welt durch die Pavillons der Gärten und nehmen so ein Stück Kunst mit nach Hause. Verständlich bei einem Katalogpreis von 92 € und verständlich, bei diesem Überangebot an Kunst.

Die hochtechnischen Apparate scheinen zu einem Ersatz geworden zu sein, für die Augen, für die Wahrnehmung. Alles verwandelt sich in Bilder. Nicht nur. Susan Sontag schreibt in ihrem Buch über Fotografie: “Unser unleugbares Gefühl, dass der Prozess des Fotografierens etwas Magisches hat, kommt nicht von ungefähr. Eine Fotografie ist nicht nur ‘wie’ ihr Gegenstand. Sie ist Teil, ist Erweiterung dieses Gegenstandes; und sie ist ein wirksames Mittel, ihn in Besitz zu nehmen, ihn unter Kontrolle zu bringen.”

In unserem Falle wohl die Kunst. Fotografieverbote gibt es in der Biennale mit Ausnahme von Charles Rays überlebensgroßer Skulptur Fall '91' keine. Alles ist erlaubt. Weniger fotografische Aufmerksamkeit finden die 29 Pavillons selber, mehrheitlich aus den Anfängen des 20. Jahrhundert. Die stehen schon lange da. Eine Anthologie der Architektur des 20. Jahrhunderts. Der zentrale Pavillon stammt aus dem Jahre 1894 und wurde 1895 eröffnet. Der bekannte Psychoanalytiker Carl Gustav Jung dessen „Rotes Buch“ heuer zentrales Werk gerade in diesem Pavillon ist, war damals 20 Jahre alt. C.G.Jung hat sich selber nie als Künstler bezeichnet. Wörtlich schreibt er: Die Phantasien, die mir damals kamen, schrieb ich zuerst ins «Schwarze Buch», später übertrug ich sie in das «Rote Buch», das ich auch mit Bildern ausschmückte. Während ich an den Phantasien schrieb, fragte ich mich einmal:«Was tue ich eigentlich? Bestimmt hat es mit Wissenschaft nichts zu tun. Also was ist es dann?» Da sagte eine Stimme in mir: «Es ist Kunst.» Ich war höchst erstaunt, denn es wäre mir nicht in den Sinn gekommen, dass meine Phantasien etwas mit Kunst zu tun hätten. Nachzulesen in „Erinnerungen, Träume , Gedanken von C.G. Jung, Walterverlag.

Leonhard Angerer ist Mitglied des Südtiroler Künstlerbundes, beschäftigt sich mit Fototheorie und hat seine Fotografien in internationalen Wochenzeitschriften veröffentlicht unter anderem in der DIE ZEIT und in der FAZ.