Società | Bozen
Zwischen Kunst und Schmiererei
Foto: Privat
„Mir gefällt es, wenn Menschen kreativ sind und graue Wände bunt werden“, erklärt ein Kunststudent, der sprayt und anonym bleiben möchte. Die Sprayer-Szene hat sich in Bozen in den letzten Jahrzehnten entwickelt und erhält seit rund zehn Jahren großen Zulauf. Ihre Ursprünge hat sie in den 1960ern in den USA, als Gangs und politische Aktivist:innen begannen, Graffiti als Ausdrucksmittel zu verwenden.
Ob vorher skizziert oder auf der Wand improvisiert – die Lust auf Sprayen ist groß und die Wände, die von der Gemeinde Bozen dafür bereitgestellt wurden, reichen augenscheinlich nicht aus. Die Graffiti werden dabei aus unterschiedlichen Motiven auf die Wand gebracht, während es manchen eher um die Kunst des Sprayens geht, geht es anderen eher um politische Botschaften. Nur eine Regel gilt in der Sprayer-Szene: Ein Graffito darf nicht übermalt werden.
Umgang der Gemeinde
Die Gemeinde Bozen stellt öffentliche Wände in verschiedenen Stadtvierteln zum Sprayen bereit, die vom Verein Volontarius mit dem Projekt „Murarte“ betreut werden. Zudem ist sie auch im Bereich Kunst und Wandmalerei tätig, etwa im Rahmen des Projekts „Die Welt ist weiblich“. Trotz der Bemühungen der Stadt gibt es allein in der Altstadt Hunderte Graffiti, die von der Bauaufsicht festgestellt wurden. „Bei einigen davon haben wir eingegriffen und die Privatperson aufgefordert, sie zu beseitigen, wie es die Bauvorschriften vorschreiben. Die privaten Parteien sind jedoch wegen der ständigen Wiederholungen nicht bereit, dies zu tun, und fordern mehr Überwachung“, erklärt die Stadträtin für Kultur und Umwelt, Chiara Rabini (Grüne).
Auch öffentliche Flächen sind betroffen, die zwei- bis dreimal pro Jahr gesäubert werden. Der Kostenaufwand beträgt hier bis zu 30.000 Euro. Werden auch Materialien wie Metalle, Holz oder Kunststoff besprayt, wird nicht eingegriffen, da der Gemeinde das Know-how zur Säuberung dieser Flächen fehlt. Sind die besprayten Flächen unter Denkmalschutz muss zudem auch das zuständige Amt in den Fall miteinbezogen werden.
Auf frischer Tat ertappt werden die Sprayer:innen nur selten. In jüngster Vergangenheit wurde nur einmal ein junger Mann beim Sprühen auf der Freiheitsstraße erwischt. Er erhielt eine Geldstrafe von 333 Euro und seine Eltern wiesen ihn an, das Gesprayte selbst zu entfernen.
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