Auf der Homepage der Liste Taufers 2010 tummeln sich auffallend viele Stellungnahmen der Oppostion. Seit Bürgermeister Helmuth Innerbichler kurz vor der Eröffnung des Hauptverfahrens gegen seine Person, am 25. September 2013, mit einer Pressemitteilung in die scheinbare Offensive ging, hagelte es Beanstandungen. Andreas Pöder von der Union für Südtirol fordert den Bürgermeister auf „einen Schritt zurück machen.“ Unmöglich sei es für einen Gemeinderat „die Generalabsolution" zu erteilen. „Trotz Gerichtsverfahren wegen Amtsmissbrauchs weiter an der Spitze des Gemeinderates bleiben zu dürfen. Das ist nicht nur schlechter politischer Stil sondern auch absolut unzulässig“, so Pöder.

Kein Wunder
Haymo Laner ist einer der sechs Gemeinderäte, der für die Liste Taufers 2010 im Gemeinderat von Sand in Taufers vertreten ist. Dass es vom Bürgermeister bislang keine Reaktion auf die Aufforderungen zum Rücktritt gegeben hat, das wundert ihn nicht. Etwas anders schon, „was mich überrascht, ist, dass die Landes-SVP den Vorfall komplett tot schweigt. Da wird gegen einen SVP-Bürgermeister ein Hauptverfahren eröffnet, alle reden vom neuen politischen Stil. Aber wenn der so ausschaut, dann wissen wir bescheid.“

Befangene Bürger
Innerbichlers „Arroganz“ und „Machtgehabe“, so drücken es einige lieber ungenannt bleibende Mühlener aus, habe ein Maß erreicht, „da muss endlich ein Strich darunter gesetzt werden.“ Nicht nur BürgerInnen kritisieren Innerbichler, nehmen ihn als Leiter der Gemeinde schon gar nicht mehr ernst ("er hat keine Bodenhaftung", "keinen Sinn fürs Wirtschaften"), auch Leute aus den eigenen Reihen sind unzufrieden. „Niemand hat die Schneid ihm Paroli zu bieten. Er ist sehr redegewandt, kann die Leute überzeugen“, sagt Laner. Ein Politiker der alten Garde sei er eben, Mitbestimmung und Demokratie, nein, das sei nicht wirklich seins.

Bei den Carabinieri

Aus der Fraktion Mühlen kommt Laner, vom Bürgermeister weiß er Geschichten zu erzählen: „Letztes Jahr hat uns der Innerbichler gedroht. Es ging um einen Kommentar auf unserer Homepage. Natürlich sind wir für die Seite verantwortlich, aber wenn Bürger Stellung beziehen, auch zum Bürgermeister selbst, dann muss das erlaubt sein.“ Zu den Carabinieri wurde Laner zitiert, „die haben mich dann gefragt, was auf unserer Homepage los ist“, erzählt er, „danach hab ich aber nie wieder was von ihnen gehört.“

Medieninformationen für die Geschworenen

Innerbichler will, dass vor Gericht endlich Klarheit geschaffen wird, Amtsmissbrauch in den Fällen Cascade und Blockheizkraftwerk – so lautet der Verdacht. Laner unterstreicht: „Niemand im Gemeinderat weiß, warum der Innerbichler genau angeklagt ist. Wir erfahren das alles nur aus den Medien. Wie also sollen wir wissen, ob wir ihm vertrauen können.“ 13 SVPler  und sechs Bürgerlistler stimmen am 23. Oktober über das Vertrauen in ihren ersten Bürger ab. Gemunkelt wird darüber, dass einige svp-kritische Stimmen der Abstimmung fern bleiben werden. Um nicht Position beziehen zu müssen, um trotz allem ein System aufrecht zu erhalten, an das niemand mehr glaubt.

Rücktritt um Anstand zu bewahren? Um einen Lauf der Gemeinderäte ins offene Messer zu vermeiden. "Ich kenne niemanden", sagt Laner "der seinen Rücktritt nicht anbietet, wenn gegen ihn ein Hauptverfahren eröffnet wurde. Das wäre das Mindeste, was der Bürgermeister jetzt tun sollte." Am 4. Oktober kommt Arno Kompatscher nach Luttach. Das Thema "Erneuerung" kann Laner dann auf den Tisch bringen und die "Landes-SVP" fragen: Wie schaut Eure Erneuerung aus?