Politica | 5 stelle

"Sono un po' stanchino"

Beppe Grillo hat erneut zwei Parlamentarier ausgeschlossen. 16 weitere stehen auf der Abschussliste. Vor der Entscheidung am Mittwoch gärt es in der Bewegung.

Die Fünfsterne-Bewegung blickt einer trüben Zukunft entgegen. Nach dem Ausschluss bzw. freiwilligen Abgang von 22 Parlamentariern hat Beppe Grillo zwei weitere Abgeordnete gefeuert. Massimo Artini und Paola Pinna wurden per sms ausgeschlossen, weil sie angeblich nicht den vereinbarten Teil ihres Gehaltes für gemeinnützige Zwecke gespendet haben sollen. Ein purer Vorwand, wie die Abrechnungen auf den facebook-Seiten der beiden beweisen. Der Ausschluss durch Grillo ist statutenwidrig, da er nur von der Vollversammlung der Parlamentarier beantragt werden kann.

Doch für noch größere Aufregung sorgt die Entscheidung des M5S-Gründers, ein fünfköpfiges Leitungsgremium zu berufen, das in Zukunft den Kurs der Bewegung bestimmen soll. Grillo selbst will sich allmählich zurückziehen: "Sono un po' stanchino." Der Führungsriege gehört nur eine Frau an, alle sind enge Vertraute des Ex-Komikers  wie Alessandro Di Battista und Luigi Di Maio. Vier stammen aus Kampanien, einer aus Rom. Einzige Überraschung ist die Ernennung von Carlo Sibilia, der bisher nur dadurch aufgefallen ist, dass er die Mondlandung für einen "großen Bluff" hält. Die überraschende Ernennung des Gremiums hat heftige Polemiken ausgelöst, weil sie Grillos Grundprinzip Uno vale Uno de facto außer Kraft setzt. Dadurch, so die Kritiker, werde die Bewegung zu einer Partei. "Quello che era un bellissimo movimento di cittadini rischia di trasformarsi in un partito con una struttura dirigenziale calata dall'alto," erregt sich die Abgeordnete Tiziana Caprini. "Non siamo piú quelli che eravamo", klagt Senator Francesco Molinari.

 "Quello che era un bellissimo movimento di cittadini rischia di trasformarsi in un partito con una struttura dirigenziale calata dall'alto."

37.000 Mitglieder segneten in einem online-Votum die Einsetzung mit einer Mehrheit ab, wie sie Grillo behagt: 92 Prozent. Transparenz fordert Grillo nur von den anderen, in der eigenen Bewegung ist sie nicht gefragt. Die Zahl der Mitglieder beziffert er auf 500.000, wieviele davon wahlberechtigt sind, ist unbekannt. Zertifizierte und nachprüfbare Zahlen gibt es auf der Webseite nicht, die sich lieber der Selbstverherrlichung, Propaganda und Verleumdung der politischen Gegner widmet. Nach den jüngsten Regionalwahlen brachte sie das Kunststück fertig, die Niederlage des M5S als Sieg darzustellen. Hatte sie vor sechs  Monaten bei den Europawahlen in Kalabrien noch 21,5 Prozent erhalten, so brachte sie jetzt nicht einen einzigen Abgeordneten in den Regionalrat. Wenn am Mittwochabend die Parlamentarier zusammentreten, um über 16 weitere Ausschlußanträge  zu diskutieren, wird angesichts des Zündstoffs eine Generalabrechnung erwartet. Fraktionschef Andrea Cecconi  will "alle offenen Probleme gründlich ausdiskutieren". Dafür könnte es nach Grillos jüngsten Alleingängen freilich zu spät sein.

 

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Martin B. Lun, 12/01/2014 - 23:55

Beppe Grillo verrät sich selbst und seine guten Ideen und Ansätze. Ich dachte die Talentiertesten aus der "Bewegung" könnten sich von ihm zumindest nach 6-12 Monaten emanzipieren. Dem scheint nicht so. Schade, der M5S scheint nicht fähig zu sein Italien positive Impulse zu geben, ist mehr mit sich selbst beschäftigt. Was nicht heissen soll, dass ich dem PD bzw. anderen Parteien mehr zutraue. Also "Buona Notte".

Lun, 12/01/2014 - 23:55 Collegamento permanente