Società | Gastbeitrag

Kein Grund zu feiern

Stellungnahme anlässlich der diözesanen Feier 10 Jahre Diözesansynode, die am 30. November in Brixen stattgefunden hat.
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Foto: Diözese Bozen-Brixen
  • Die Situation in den Pfarrgemeinden und in der Diözese allgemein hat sich seit und durch die Diözesansynode nicht verbessert. Sie hätte ein Aufbruch werden sollen. Es folgte schon während der Treffen die Enttäuschung. Die Krise der Kirche ist größer, der Niedergang nicht aufgehalten worden. Seit der Synode wurden nur wenige kurz- oder mittelfristige Lösungen umgesetzt. Eine umfassende Seelsorge ist derzeit nicht mehr möglich, obwohl es der Hauptauftrag der Kirche wäre. Statt einer Feier zu 10 Jahre Diözesansynode wäre ein schonungsloser Nachdenkprozess nötig sowie die Bereitschaft, konkrete Konsequenzen daraus zu ziehen und umzusetzen. Da die Diözesanleitung nicht dazu bereit zu sein scheint, werden wir als ehemalige Synodalen nicht an der Feier in Brixen teilnehmen.

    Der Priestermangel nimmt inzwischen immer größere Ausmaße an. Die wenigen meist älteren Priester (Durchschnittsalter um 75 Jahre) sind mit der großen Anzahl der zu betreuenden Pfarreien überfordert, können fast nur mehr Sakramente spenden, wie die Eucharistiefeier an Sonntagen. Laien müssen sehr viele Tätigkeiten ehrenamtlich übernehmen. Sie sind auch meist überfordert und müde, da es oft nur mehr darum geht, Traditionen aufrecht zu erhalten, die Krise zu verwalten und die priesterzentrierte Struktur ja nicht anzutasten. Das Ansehen und die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche haben allgemein sowie durch die mangelnde Aufarbeitung der Verbrechen des sexuellen Missbrauchs stark gelitten, in der Diözese wie weltweit. Priesteramtskandidaten aus anderen Ländern oder der Versuch, einen konservativen Orden auf Säben anzusiedeln stellen keine zukunftsweisende Perspektive dar.

  • „Die Krise der Kirche ist größer, der Niedergang nicht aufgehalten worden.“

  • Die Diözesansynode hat die absolutistische Struktur der Kirche deutlich gemacht. Zweimal legte Bischof Ivo Muser sein Veto gegen Mehrheitsentscheidungen der Versammlung ein. Themen wie die Freistellung des Zölibates für Priester, Laienpredigt, Priesterweihe für Frauen wurden unseres Wissens nicht in würdiger Form an die Kirchenleitung in Rom weitergeleitet, obwohl sie meist eine Zweidrittelmehrheit gefunden hatten. Der Beschluss zur verstärkten Anstellung von haupt- oder nebenamtlichen Pastoralassistentinnen und -assistenten durch die Diözese wurde mit der Ausrede von mangelnden Finanzen nicht umgesetzt. Er hätte eine Entlastung für Pfarrer wie auch für engagierte kompetente Gläubige (Laien) dargestellt. Umgesetzt wurde der Beschluss zur Firmung ab 18 Jahren, nunmehr herabgestuft auf 16 Jahre. Dabei wurde allerdings die Bereitschaft der Südtirols Katholische Jugend (SKJ), sich engagiert einzubringen, nicht als Chance genutzt.

     

    Die Kirchengemeinschaft hat viele positive Chancen die leicht genutzt werden können. Hier 6 Vorschläge von den vielen, die durch ein Umdenken genutzt werden könnten:

    1. Die Frohbotschaft Jesus soll im Mittelpunkt aller Entscheidungen stehen und nicht klerikale Machtinteressen des derzeitigen Systems Kirche.

    2. Die Gleichberechtigung der Frau soll konsequent in den Gremien und Ämtern der Diözese umgesetzt werden.

    3. Die Kirche soll wieder viel näher zu den suchenden Menschen und die Botschaft Jesu in neuer Sprache und neuen Formen so vermitteln, dass sie von den Menschen als Lebenshilfe auf dem Weg zu einem glücklichen Leben erfahrbar wird.

    4. Den engagierten kompetenten Gläubigen ist mehr Vertrauen zu schenken und klare Entscheidungsbefugnisse zu übertragen.

    5. In der Liturgie soll eine verständliche und lebensnahe Sprache benutzt werden.

    6. Wir empfehlen dem Bischof die Entscheidung zu treffen, dass 95 Prozent der von ihm bereits freigegebenen Synodenbeschlüsse in den kommenden vier Jahren umgesetzt werden müssen. Dazu wird für jeden Synodenbeschluss die Verantwortung entweder an einzelne Verbände oder an jeweils mindestens drei kompetente Personen übertragen. Für die Aufbringung der dazu nötigen finanziellen Mittel entschließt sich die Kirchenleitung einen Teil der großen Waldbesitztümer zu verkaufen.

    Wir bleiben überzeugt, dass das Evangelium gerade für die heutige Zeit wichtige und lebensfördernde Botschaften enthält, das Christentum einen spirituellen Schatz beherbergt und die Kirche als Institution sinnvoll ist, vorausgesetzt sie dient dem Menschen.