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Diesel ade?

In deutschen Städten wie Hamburg wird es für sie schon bald teilweise Fahrverbote gehen. In Südtirol können Dieselfahrzeug-Besitzer wohl noch auf eine Galgenfrist zählen.
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Foto: upi

Einst galt er als große Zukunftshoffnung, nun wird er definitiv als Auflaufmodell gehandelt. Schlimmer kann es nicht mehr werden, mag man sich auf der Höhe des Dieselskandals gedacht haben. Doch mittlerweile muss Deutschland nicht nur damit leben, dass seine hochgelobte Autoindustrie bei den Abgaswerten ihrer Dieselfahrzeuge trickste. Seit dem Grundsatzurteil des Bundesverwaltungsgerichts in dieser Woche ist auch klar, dass deutsche Städte ihre BürgerInnen vor den Folgen dieser Trickerseien schützen dürfen – und zumindest für ältere Modelle Fahrverbote verhängen dürfen. Die Folge? Ein massiver Nachfrageeinbruch für Dieselfahrzeuge samt damit verbundenem Werteverfall. „Die Werte dieser Fahrzeuge schmelzen wie der Schnee in der Sonne“, beschreibt ihn der Uni-Professor und Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer.

So bitter dies für einzelne Autobesitzer und Händler sein mag: Die andere Seite der Medaille sind die gesundheitlichen Auswirkungen, die die Emissionen dieser Fahrzeuge haben. Allem voran bei Stickstoffdioxid (NO2), bei dem Dieselfahrzeuge wahrlich Dreckschleudern sind. Gut 90 Prozent der NO2-Belastungen durch den Verkehr kommt von den Dieselfahrzeugen, sagt der Direktor des Landesamtes für Luft und Lärm Georg Pichler. Sprich: Ihr Einfluss auf die anhaltenden Grenzwert-Überschreitungen bei Stickstoffdioxid ist nicht wegzuleugnen. Wie dramatisch diese laut zusätzlichen aktuellen Messungen in Südtiroler Städten tatsächlich sind, wird im Moment noch unter Verschluss gehalten. „Wir sind dabei, letzte Auswertung zu machen“, sagt Pichler. Ende März sollen die Daten dann aber offiziell bekannt gegeben werden. Der Direktor des Amtes für Luft und Lärm macht auch vorab kein Geheimnis daraus, dass es vor allem in den größeren Städten zu Überschreitungen des NO2-Grenzwertes von 40 Mikrogramm kommt. In Meran, Brixen und Leifers komme man dabei meist knapp über 40, maximal auf 45 Mikrogramm. Schlimmer sei die Situation in Bozen, wo nicht nur neben der Autobahn, sondern auch an einigen anderen stark befahrenen Straßen wie der Romstraße oder der Vittorio-Veneto-Straße teils deutlich höhere Werte gemessen worden seien.

"Erst einmal mit anderen Maßnahmen starten"

Droht also auch hier in Kürze ein Dieselverbot? Mittel-  und langfristig ist es auch in Südtirol nicht auszuschließen, meint Georg Pichler. Kurzfristig werde man aber nun mit anderen Maßnahmen starten. Diese werden derzeit im Rahmen der gemeinsamen Überarbeitung des Luftreinhalteplans durch das Land, die betroffenen Gemeinden und die Wirtschaftsverbände definiert. Am 9. März soll das Paket bei einem neuerlichen Treffen konkret gemacht werden. Tatsache ist, dass sowohl das Land, also auch die einzelnen Gemeinden Maßnahmen vorlegen müssen, mit denen sie der gesundheitsgefährdenden Überschreitungen Herr werden wollen. Im Gegensatz zu Deutschland war  in Italien laut Georg Pichler auch ohne Gerichtsurteil seit langem klar, dass Gemeinden Dieselfahrverbote erlassen dürfen. Es reiche, wenn ein Luftreinhalteplan vorliegt, der die entsprechenden  Maßnahmen vorsieht. Der letzte, 2010 verabschiedete, Luftreinhalteplan hatte bereits Fahrverbote für Euro 0 bis Euro 2 Fahrzeuge enthalten, die teils auch umgesetzt worden, erklärt der Amtsdirektor.  Doch abgesehen davon, dass es von diesen Klassen mittlerweile nur mehr wenige Fahrzeuge gibt, reichen die bisher ergriffenen Maßnahmen ganz offensichtlich nicht, um die Grenzwert-Überschreitungen in den Griff zu bekommen.

Dass dies nicht nur auf dem Papier das Ziel sein muss, macht auch Brüssel klar. Dort wird den Mitgliedsländern in der Sache schon recht konkret mit einem Vertragsverletzungsverletzungsverfahren gedroht, erinnert Georg Pichler. „Natürlich hilft es, wenn man in der Situation einen Luftreinhalteplan vorweisen kann – doch der  muss dann auch umgesetzt werden und am Ende zu einem Ergebnis kommen.“

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Salto User
Sepp.Bacher Ven, 03/02/2018 - 17:08

Vorweg: Ich kann mich immer noch nicht damit abfinden, dass man überhaupt und speziell in diesem Portal ständig missverständliche und übermäßig mit Fehlern behaftete Formulierungen lesen muss! Das fängt in diesem Beitrag schon beim ersten Satz an: „….wird es für sie schon bald teilweise Fahrverbote gehen.“ Bald danach ist von einem „Auflaufmodell„ die Rede. Und weiter unter kann man den Nebensatz lesen: „..die teils auch umgesetzt worden,..“ Müsste wohl heißen „worden sind“ oder wurden“!
Zur Thematik: Ich lese:“.. zumindest für ältere Modelle Fahrverbote verhängen dürfen“. Es wird anscheinend so – im Sinne der Auto-Industrie und des –Handels – interpretiert und unkritisch wiedergegeben. In einer Fernsehdiskussion gestern Abend war davon die Rede, dass die Euro-5-Diesel eigentlich die schmutzigsten sind; schmutziger als die älteren Modelle – und das blieb von der Autolobby unwidersprochen. Der Vertreter der Autoindustrie äußerte sich diesbezüglich zynisch. Die deutschen Diesel-Autobauer wollen nicht alte Modelle nachrüsten (Software ja, Hardware nein), denn sie will in die Zukunft investieren und neue, sauberere Modelle verkaufen. Er erhielt dabei Unterstützung vom CDU-Vertreter und ernteten Protest von den Umwelt- und Verbraucherschützern, sowie von der Umweltmisterin. Ich bin gespannt, ob die neue Bundesregierung die Autoindustrie in die Schranken weisen und sie auch zu Wiedergutmachungen verpflichten wird! Merkel wohl eher nicht!

Ven, 03/02/2018 - 17:08 Collegamento permanente