Politica | Rochade im Rathaus

Feine Freunde

Brixens Bürgermeister entmachtet die eigene Stadträtin und erntet Beifall aus allen politischen Richtungen. Von Krise will niemand sprechen.
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Foto: Taktfilm

Selten hat die Abberufung einer Stadträtin derart viel Begeisterung ausgelöst, als im Fall Magdalena Amhof. Von den Freiheitlichen, über den PD bis hin zur SVP reicht der Reigen derer, die den Entzug der Zuständigkeit für die Urbanistik entweder begrüßen oder vorab bereits gefordert haben. Auch die Betroffene selbst ist froh, die schwierige Materie los zu sein. Sie habe sich nie um die Urbanistik gedrängt, sagt Magdalena Amhof. Im Gegenteil, von Anfang an hätte sie sich lieber der Kultur oder dem Sport gewidmet. Schließlich ist sie auch Schulstadträtin und hatte den Sport bereits in ihrer ersten Amtsperiode unter. Aber sie bekam die Urbanistik und kniete sich rein. Sie habe sich sehr gewissenhaft mit der Materie beschäftigt und alle ihre Entscheidungen seien transparent und nachvollziehbar gewesen. Sie weint der Urbanistik dennoch keine Träne nach und ist froh, sich jetzt der Kultur widmen zu dürfen.

Die Angriffe, vor allem auch die aus den eigenen Reihen, seien einfach zu massiv und zu unfair gewesen. „Da gab es welche, die haben mich als Person und als Frau einfach nicht akzeptiert, die haben mir oft gar nicht erst zugehört“, sagt Amhof mit einer Mischung aus Resignation und Verbitterung. „Die“, die kein gutes Haar an der Arbeitnehmervertreterin lassen, sitzen auch auch in der eigenen Fraktion. Vor allem Josef Insam hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er Amhof für eine Fehlbesetzung hält und sie immer wieder massiv kritisiert. Nackenschläge auch von den Freiheitlichen, die obschon seit kurzem mit der SVP im Gemeinderat zumindest punktuell leiert, im Fall Amhof keine Gnade kennen. Walther Blaas erinnert an den Misstrauensantrag, den die gesamte Opposition bereits 2011 gegen Amhof eingebracht hat.

Zu guter Letzt steigt auch auch der Koalitionspartner PD in den Jubelchor der Abberufung mit ein. „Für das Wohl der Stadt Brixen“, sei es notwendig gewesen, dass der Bürgermeister die Urbanistik übernimmt, schreibt Gemeinderätin Renate Prader. Im Gespräch konkretisiert sie: „Wir waren die ersten, die Amhof Abberufung gefordert haben, weil sie einfach überfordert war.“ Es hätte Unmut in der Bevölkerung gegeben, weil im Urbanistikamt die Dinge entweder oberflächlich behandelt wurden oder nicht zeitgerecht oder weil Unterlagen fehlten bzw. falsch gewesen seien. Es gehe um Kompetenz und nicht, darum ob man eine Frau oder ein Mann ist, sagt Prader.

Doch auch Prader bzw. ihre Fraktion wurde in gewisser Weise entmachtet, dadurch, dass die SVP einen Pakt mit den Freiheitlichen geschlossen hat. Dieser habe sich bislang noch nicht negativ bemerkbar gemacht, sagt sie und was noch kommt, müsse man erst abwarten. Ähnlich äußert sich auch Elda Letrari von der Grünen Bürgerliste. Bislang passt alles, im Gegenteil, bei wichtigen Projekten sei eine breite Basis wichtig. Auch dass ihr als Integrationsstadträtin im Zuge des Pürgstallerschen Kompetenzkarussels mit Ingo Dejaco ein SVP-Vertreter an die Seite gestellt wurde, sieht sie nicht negativ. Sie freue sich auf die Zusammenarbeit sagt Letrari, werde sich aber gegen Einflussversuche aus dem Hintergrund der SVP zur Wehr setzen.

PD wie Grüne wurden außerdem mit zusätzlichen Kompetenzen beglückt: Erstere u.a. bezüglich BBT und Verlegung der Hochspannungsleitungen, letztere mit dem Hochwasserschutzprojekt „Stadt, Land, Fluss“. Von Krise will deshalb niemand sprechen. Der Bürgermeister schon gar nicht. Er bemüht sich auch zu betonen, dass Amhof vor allem deshalb abberufen wurde, um ihr mehr Zeit für den Landtagswahlkampf zu geben. „Mit der Urbanistik macht man sich nie nur Freunde“, sagt Pürgstaller. Und wartet schon selbst auf den ersten Gegenwind, aus welcher Richtung auch immer. Dass das Klima rauer geworden ist in der Bischofsstadt mag auch er nicht leugnen und er richtet einen Appell an seine Parteikollegen: „In der Demokratie braucht es Diskussion, aber auch Anstand und Respekt.“