Società | Von Gerhard Mumelter aus Rom

Geldwäsche mit Gottes Segen

Der Korruptionssumpf erreicht die Spitze der Vatikanbank IOR und könnte gleichzeitig auch ihr Ende einläuten.
In primo piano: sostenibilità economica, ecologica e sociale all’interno dell’azienda.
Foto: Intercable

Die Turbulenzen um die anrüchige Bank mit dem unverdächtigen Namen "Istituto per le opere religiose" haben zum Rücktritt des Generaldirektors Paolo Cipriani und seines Stellvertreters Massimo Tulli geführt. Beide mussten wenige Tage nach der Verhaftung eines hochrangigen Prälaten der vatikanischen Vermögensverwaltung ihren Hut nehmen. Beide pflegten enge Beziehungen zu dem verhafteten Nunzio Scarano, der wegen seines großzügigen Umgangs mit Bargeld unter dem Namen "Monsignor Cinquecento" bekannt war. Gegen Cipriani und Tulli laufen Ermittlungen der
römischen Staatsanwaltschaft wegen Geldwäsche. Damit hat der Sumpf um die Vatikanbank die Spitze des skandalbehafteten Geldinstituts erreicht, noch bevor Papst Franziskus seine beabsichtigte Reform durchsetzen konnte.

Der Papst hatte erst vor wenigen Tagen eine fünfköpfige Kommission eingesetzt, um die Tätigkeit der Bank zu durchleuchten und ihm einen Bericht vorzulegen. Unter dem Druck der Ereignisse zeigt der Vatikan nun Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den italienischen Justizbehörden, die das IOR seit Jahren wegen undurchsichtiger Finanzgeschäfte und  Transaktionen im Visier haben. Die lange Skandalgeschichte der Bank ist im Bestseller Vatikan AG von Gianluigi Nuzzi detailliert nachzulesen. Die Verhaftung von Monsignor Nunzio Scarano, der 20 Millionen Euro Schwarzgeld aus der Schweiz nach Rom bringen wollte, könnte den Papst in seiner Überzeugung bestärken, dass der Vatikan keine eigene Bank benötigt: "Auch der Heilige Petrus verfügte über kein Bankkonto", hatte Franziskus erst vor wenigen Tagen betont. Das IOR könnte in eine ethische Bank mit geänderten Besitzverhältnissen umgewandelt werden. In jedem Fall ist nach den jüngsten Affären mit einer radikalen Reform zu rechnen, die bedingungslos alle Transparenzforderungen des Europarats erfüllt. Die Bank mit 110 Bediensteten und rund 20.000 Kunden weist eine Bilanzsumme von fünf Milliarden Euro aus, ihr Nettogewinn liegt bei fast 90 Millionen Euro.