Politica | Interview

„Ein Intrigantenstadl“

Cornelia Brugger hat bei den Landtagswahlen auf der PD-Liste den Einzug in den Landtag knapp verpasst. Jetzt redet die Gewerkschafterin erstmals über ihren Kreuzweg danach.

Salto.bz: Frau Brugger, Sie verpassten bei den Landtagswahlen im Oktober auf der PD-Liste nur knapp den Einzug in den Landtag. Danach aber kam ein Kreuzweg auf Sie zu, den Sie wohl kaum erwartet haben?

Cornelia Brugger: Wenn man sich exponiert und kandidiert, dann muss man natürlich auch damit rechnen, dass man nicht gewählt wird. Ich war auf ein Scheitern vorbereitet und habe auch an einen Plan B gedacht.

Der wäre gewesen?

Ich bin ausgebildete Kindergärtnerin, habe den Beruf viele Jahre ausgeübt und bin dann 13 Jahre für den Bereich Öffentliche Bedienstete im AGB/CGIL tätig gewesen. Am Ende als Generalsekretärin. Aus diesem Amt ging ich dann im September 2011 wegen meiner Kandidatur in den unbezahlten Wartestand. Nach drei Monaten ohne Gehalt musste ich nach den Wahlen einfach wieder arbeiten gehen.

Sie wollten zurück in den Kindergarten?

Ja. Wobei mir von vornherein klar war, dass das zu Problemen führt. Man kann einfach nicht mitten im Schuljahr wieder einsteigen. Die Stelle ist besetzt und es tut auch den Kindern nicht gut. Deshalb haben wir anfänglich auch darüber geredet, dass ich in der PD-Fraktion im Landtag arbeite. Weil Roberto Bizzo damit aber nicht einverstanden war, wurde daraus nichts. So wurde ich wenige Tage nach den Landtagswahlen bei meinem Amt vorstellig. Die waren aus den bereits angeführten Gründen überhaupt nicht begeistert, dass ich zurückkomme. Man ließ mich auch spüren, dass man keine große Freude mit mir hat.

Dann tat sich plötzlich eine andere Möglichkeit auf?

Ich habe mich umgeschaut und habe auch mit dem Personalchef des Landes Engelbert Schaller gesprochen. Nach einer Weile wurde ich dann vom Ressortdirektor für die italienische Schule kontaktiert, der mir ein konkretes Angebot machte. Wir haben hier eine Stelle frei und bauen gerade mit dem deutschen und ladinischen Schulamt ein Projekt auf. Das Projekt heißt „Camp for Company“, wird gemeinsam mit dem TIS durchgeführt und richtet sich an die beiden letzten Klassen der Oberschulen. Man hat mir gesagt, wir brauchen hier jemand, der eine Art Vermittlerrolle zum deutschen Bereich übernehmen kann. Und ich habe mit Freuden zugesagt.

Sofort brach ein politischer Sturm los. Die italienischen Rechtsparteien sprachen von Mauschelei und Beförderung einer durchgefallenen PD-Kandidatin.

Zuerst machte Alessandro Urzi eine Landtagsanfrage, dann folgte der Freiheitliche Walter Blaas und am Ende legte Urzi nochmals nach. Plötzlich stand ich im Fadenkreuz. Auf alle diese Anfragen ist immer sofort und ausführlich geantwortet worden. Denn es gibt nichts zu verstecken. Für mich wurde weder eine Stelle geschaffen, noch hat man mich befördert. Ich habe keinen Cent mehr verdient, als mir als Kindergärtnerin zusteht. Es war alles absolut transparent. Trotzdem ging das ganze immer weiter.

Ihr Fall war sogar beim Gemeinderatswahlkampf in Bruneck zum Thema?

Leider. Der Polo für Brunico hat das ganze aufgegriffen und in Dutzenden Artikeln immer wieder gespielt. Das liegt auch daran, dass ich dort für den PD im Gemeinderat sitze. Für mich persönlich wurde das ganze aber immer mehr zur ernsthaften Belastung. Vor allem die Tatsache, dass diese Vorwürfe und Unterstellungen im italienischen Schulamt geboren und lanciert wurden.

Ein Intrigantenstadl?

Ja, ein Intrigantenstadl, das kann man sagen. Das Projekt lief ausgezeichnet und meine Arbeit hat auch Früchte getragen. Trotzdem war das einigen Einflussreichen nicht recht und man hat begonnen diese Unterstellungen hinter meinem Rücken zu lancieren. Es ging nur mehr um angebliche Freunderlwirtschaft. Irgendwann habe ich gemerkt, ich schaffe das nicht mehr. Die Nerven liegen blank, die Ressourcen gehen aus und ich war dann eineinhalb Monate im Krankenstand. Danach habe ich für meine psychische Gesundheit gesagt: Ok, ich lasse das und ziehe mich zurück. Aber nicht, weil ich ein schlechtes Gewissen habe, sondern weil ich mich seit Monaten nur mehr rechtfertigen musste. Das habe ich einfach nicht mehr ausgehalten.

Ich habe in den letzten Monaten sehr viel gelernt und dabei auch die schlechten Seiten der Politik am eigenen Leib kennengelernt.

Sie gehen jetzt zurück in den Kindergarten?

Ja. Ich habe am 2. Juli bereits meinen ersten Tag im Sommerkindergarten gemacht. Nach 13 Jahren Abwesenheit war das wirklich aufregend für mich. Es ist eine neue Herausforderung. Ich werde diese Aufgabe aber mit viel Leidenschaft und Energie angehen.

Ihr Resümee aus der Geschichte: Lieber die Finger von der Politik lassen?

Nein, das ist nicht mein Resümee. Ich bin ein Stehauffrauchen und glaube immer noch an das Gute im Menschen. Politik gehört zu mir. Ich sitze im Brunecker Gemeinderat und möchte meine Wähler nicht enttäuschen und diese Aufgabe gut machen. Aber ich habe in den letzten Monaten sehr viel gelernt und dabei auch die schlechten Seiten der Politik am eigenen Leib kennengelernt.