Economia | Immobilienfonds

Im freien Fall

Der Immobilienfonds „Uno Energia“ der Pensplan Invest SRG hat allein im ersten Halbjahr über 40 Prozent seines Wertes verloren. Der Absturz trifft die Anleger hart.

Es ist ein Taktik, die oft aufgeht: Ablenkung.
Am Dienstag war im Tagblatt der Südtiroler unter dem Titel „Pensplan Invest vor Erneuerung“ zu lesen, dass man derzeit über eine Neupositionierung der Fondsverwaltungsgesellschaft nachdenkt. Das Tochterunternehmen der „Pensplan AG“, das mehrere Fonds verwaltet, soll demnächst veräußert werden. Pensplan-Vizepräsident Rainer Steger bestätigt den Dolomiten gegenüber diese Überlegungen.
Warum sich die öffentliche Pensplan AG so plötzlich von ihrer Fondsverwaltungsgesellschaft trennen will, an der sie 64,44 Prozent hält, (13,33 Prozent hält die Raiffeisen Landesbank und je 4,44 Prozent BTB, Banca Sella, Hypo Tirol, ITAS und die Cassa Centrale) erschließt sich aus dem Artikel aber nicht. Deshalb darf man mutmaßen, dass der große Zeitungsartikel ein Versuch der Pensplan-Führung ist, eine Hiobsbotschaft abzufedern.
Der eigentliche Grund für den möglichen Verkauf steht in einem Bericht, der vor vier Tagen veröffentlicht wurde.

Katastrophale Halbjahresbilanz

Am vergangenen Freitag veröffentlichte der Pensplan-Invest Immobilienfonds „Uno Energia“ seine Halbjahresbilanz. Eigentlich hätte der Bericht schon vor einem Monat vorliegen müssen. Doch man verlängerte per Beschluss die Fristen. Bereits das war kein gutes Vorzeichen. Jetzt kommt es aber noch dicker, als befürchtet.
Aus dem Bilanzbericht geht hervor, dass der Immobilienfonds Uno Energia allein im ersten Halbjahr 2015 über 21 Millionen Euro Verlust gemacht hat. Hauptgrund für die Talfahrt ist die Abwertung der zehn Immobilien des Fonds um insgesamt 21,7 Millionen Euro. Hatte der Immobilienfonds Ende 2014 noch einen Gesamtwert von 49,865 Millionen Euro, so ist der Wert ein halbes Jahr später auf 29,476 Millionen Euro gesunken. Die an der italienischen Börse notierten Quoten des Fonds rutschen damit von 6.233,163 Euro auf 3.684,502 Euro ab. Das ist ein Wertverlust in sechs Monaten von 40,89 Prozent. Die 4.800 Anleger des Uno Energia – fast alle aus der Region Trentino-Südtirol - haben damit sehr viel Geld verloren. Sie haben die Quoten vor achteinhalb Jahren um 10.000 Euro erworben.

„Der Uno Energia hat allein im ersten Halbjahr 2015 über 21 Millionen Euro Verlust gemacht hat.“

Ein ominöser Deal

Bereits bei der Gründung des Immobilienfonds Uno Energia stand ein ominöser Immobiliendeal im Mittelpunkt, der von der Banca d´Italia in mehreren Inspektionsberichten und Eingaben an die Staatsanwaltschaft als „anormal“ eingestuft wurde.
Der Immobilienfonds wurde im Sommer 2006 auf Anraten der Immobilienunternehmer Peter Paul Pohl und Marco Cozzio aufgelegt. Beide saßen danach lange im technischen Beratungskomitee des Fonds. Mit in das Projekt eingebunden waren von Anfang an auch die Bozner „Laurin Capital Management“ (heute in die Südtirol Bank aufgegangen), die den Verkauf der Quoten übernahm. Pohl und Cozzio besorgten und verkauften dem Fonds schließlich ein Immobilienpaket aus ehemaligen Enel-Immobilien, das – wie man heute weiß – ihnen direkt oder über Scheinfirmen gehörte. Auch drei Immobilien, die das Duo Pohl/Cozzio der Sparkassentochter Sparim verkauft hatte, wurden zurückgekauft und an den Immobilienfonds weitergegeben. Am Ende machen die Unternehmer einen zweistelligen Millionengewinn aus dem Immobiliendeal.
Zwei Staatsanwaltschaften und die Finanzwache ermittelten Jahre später. Weil es offiziell aber keine geschädigte Partei gibt, kommen die Hauptpersonen am Ende mit Steuerstrafen in Millionenhöhe davon.

Die Quoten

Der Fonds Uno Energia sammelt beim Start 80 Millionen Euro. Es gibt zwei Investitionsklassen. 4.800 Quoten der Klasse A, die 10.000 Euro kosten und privaten Anlegern vorbehalten sind. Und 320 Quoten der Klasse B, die 100.000 Euro kosten und institutionellen Anlegern vorbehalten sind. Diese 320 Quoten werden allesamt von jenen Unternehmern erworben, die die Immobilien an den Fonds verkauft haben.
In den ersten vier Jahren seines Bestehens machte der Fonds durchaus Gewinne. Und man schüttet auch Dividenden aus. Doch ab 2011 geht es konstant bergab.

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Heute sind die A-Quoten nur mehr 3.684,502 Euro wert. Die B-Quoten 36.854,023 Euro. Weil im Reglement des Fonds eine Bestimmung eingebaut ist, dass im Falle von Verlusten die Eigner der B-Quoten einen Teil der Verluste der A-Quoten-Besitzer übernehmen müssen, wird der Absturz etwas abgefedert. Demnach notieren die Anteile der privaten Anleger derzeit bei 6.140,84 Euro. Das wäre aber immer noch ein Verlust von knapp 39 Prozent.

Die Überschuldung

Dazu hat der Immobilienfonds Uno Energia noch ein anderes akutes Problem. Der Fonds hat Hypotheken und Darlehen für einen Betrag von 101.040.000 Euro aufgenommen. Durch die Abwertung des Immobilienvermögens ist der Verschuldungsgrad damit auf 73,81 Prozent gestiegen. Nach dem Gesetz und laut Bestimmungen der Börsenaufsicht Consob darf ein Fonds aber nur einen Verschuldungsgrad von 60 Prozent seines Vermögens erreichen. Ansonsten muss Geld zugeschossen oder der Fonds aufgelöst werden.
Der Fonds Uno Energia ist zwar nur einer von sechs Fonds, den die Pensplan Invest SRG aufgelegt hat und verwaltet. Weil es aber auch um den Family-Fonds, in dem die Abschlagzahlungen für die Politikerrenten geparkt wurden, bereits Ermittlungen gibt, scheint das Eisen jetzt ein bisschen zu heiß zu werden.
Das dürfte der Hauptgrund sein, dass man bei Pensplan jetzt so laut über einen Verkauf nachdenkt.