salto.music | Reggae/Dub-Festival

„Unser ‚eigenes Baby‘ aufziehen“

Heute ist der Festplatz in Unterinn wieder Festivalgelände. Ein neuer Verein hat sein erstes Festival organisiert. Interview mit „Zeitgeist“-Präsident Daniel Hofer.
„Bei der Organisation haben wir uns stark an das gehalten, was wir beim ‚Miracle Hill‘ gelernt haben“: Daniel Hofer, Präsident der Vereins, der das „Zeitgeist Festival“ aus der Taufe gehoben hat.
Foto: Zeitgeist Festival
„Bei der Organisation haben wir uns stark an das gehalten, was wir beim ‚Miracle Hill‘ gelernt haben“: Daniel Hofer, Präsident der Vereins, der das „Zeitgeist Festival“ aus der Taufe gehoben hat.
„Bei der Organisation haben wir uns stark an das gehalten, was wir beim ‚Miracle Hill‘ gelernt haben“: Daniel Hofer, Präsident der Vereins, der das „Zeitgeist Festival“ aus der Taufe gehoben hat. Foto: Zeitgeist Festival
 
Dem Südtiroler Festivalpublikum könnte der Ort bereits vertraut sein: Bis zur Corona-Pandemie war der Festplatz im Grünen, neben der Straße auf den Ritten der Stammplatz für das „Miracle Hill“-Festival. Über Gemeinsamkeiten und Unterschiede des ersten „Zeitgeist“ Festival klärt uns der Präsident des Trägervereins auf.
 
Salto.bz: Herr Hofer, im Team finden sich auch Personen, die am „Miracle Hill”-Festival mitgearbeitet haben. In welcher Weise wird dieses Festival anders, und was möchte man vielleicht wiederbeleben?
 
Daniel Hofer: Als eine Rückkehr würde ich das „Zeitgeist Festival“ vielleicht nicht sehen. Es hat sich so entwickelt, dass wir uns nach Corona gesagt haben, wir würden vielleicht schon noch mal gerne etwas machen. „Miracle Hill” war cool und ist immer noch cool, ist aber das, was wir übergeben bekommen haben. Wir würden gern unser „eigenes Baby“ aufziehen, wobei wir uns bei der Organisation schon stark an das gehalten haben, was wir beim „Miracle Hill” gelernt habe. Bei diesem war ich ab 2017, und Felix, der damals auch dabei war, war nur 2019 dabei. Wir haben einen neuen Namen, würden uns aber gern einiges vom Miracle Hill abschauen: Die gemütliche Atmosphäre, die Offenheit, den freien Eintritt und so weiter.
Viele wird das sicher ein wenig an „Miracle Hill” erinnern, es ist ja auch derselbe Festplatz. Wir versuchen aber schon unser Kind mit eigenen Werten und so aufzuziehen, wie wir es gerne hätten.
 
Festplatz Unterinn von oben
Der Festplatz Unterinn von oben: Am neuen-alten Festplatz ist Raum für zwei Bühnen. Mit Leben füllt er sich ab 14 Uhr. Foto: Zeitgeist Festival
 
Wo liegen bei diesen Werten die Unterschiede zu „Miracle Hill”?
 
Was die Werte anbelangt, überschneidet sich Vieles, ich würde sagen die größten Unterschiede gibt es bei der Organisation. Die Werte sind Solidarität, Nachhaltigkeit und das Fördern von Kultur, Jugend und lokalen Künstlern. Wie wir das angehen ist aber anders aufgebaut. Das ist aber mehr eine interne Vereinsangelegenheit.
Die Werte sind Solidarität, Nachhaltigkeit und das Fördern von Kultur, Jugend und lokalen Künstlern.
Es haben immer wieder auch größere und kleinere Kunstprojekte im angrenzenden Wald Platz gefunden. Ist das auch wieder etwas, das man machen will oder will man im ersten Jahr mehr Musikfestival sein?
 
Heuer sind wir in erster Linie ein Musikfestival, versuchen aber schon mit verschiedenen kreativen Köpfen am Ritten zusammen zu arbeiten. Man kann es vielleicht noch nicht als Kunstinstallationen bezeichnen, aber das ganze Festivalgelände wird von verschiedenen Rittner Künstlern kunstvoll dekoriert werden. Das Ziel ginge schon dahin, dass bei einer zweiten oder dritten Edition, viele verschiedene Nischen entstehen, mit vielen verschiedenen Kunstinstallationen. Dazu kommt dann auch noch ein Rahmenprogramm mit verschiedenen Workshops, zum Beispiel. Heuer wird wahrscheinlich die Musik im Vordergrund stehen. Es ist die erste Ausgabe mit einem neuen Team, da kommt viel zusammen…
 
War es einfacher das Festival unter einem neuen Namen aufzubauen als zu sagen, man macht nochmal ein „Miracle Hill“, bei dem schon gewisse Vorurteile da waren?
 
Ja, sicherlich ist „Miracle Hill“ mit Vorurteilen verbunden, dies würde ich aber nicht als Grund für die Entscheidung verwenden unter einem neuen Namen aufzutreten. Mehr geht es uns darum, einen neuen Verein zu starten und unseren Auftritt und unsere Zusammenarbeit mit der Gemeinde selbst zu gestalten.
Die Vorurteile welche gegenüber „Miracle Hill“ aufgetreten sind, entstanden hauptsächlich aus einer Ausgabe, bei welcher nicht alles reibungslos geklappt hat. Dazu muss man jedoch auch sagen, dass diese Probleme durch mangelnde Kommunikation unsere Seite, sowie der Gemeinde entstanden sind.
Das ist nicht der Grund aus dem wir ein neues Festival gegründet haben, aber es ist in jedem Fall ein Punkt, der auch mit bedacht wurde.
 
Zeitgeist Festival Vorstand
„Zeitgeist Festival“-Vorstand: Der Vorstand ist jung, voller Tatendrang und gespannt auf Ausgabe Eins. Foto: Zeitgeist Festival
 
Was macht man zur Prävention, um nicht zur „Drogenfete“ zu werden oder als solche zu gelten? Schafft man „Safe Spaces“ zur Ausnüchterung, in denen gegebenenfalls auch Beratung angeboten wird?
 
Dahingehend haben wir als Veranstalter schon geplant. Als Veranstalter kann man meiner Meinung nach nie bestimmen, wer was auf deine Veranstaltung mitbringt. Man kann nicht alle am Eingang kontrollieren, und wenn man die Carabinieri bitten würde fix mit einem Hund anzurücken, dann würde das die ganze Stimmung vermiesen.
Als Veranstalter hat man darüber letztendlich keine Kontrolle, denn wenn jemand konsumieren möchte, dann macht er das irgendwo versteckt. Was man aber tun kann ist Prävention betreiben. Wir haben da eine Kollaboration mit dem Forum Prävention und ihrem Projekt „Streetlife“. Wir stellen ihnen einen Platz zur Verfügung. an dem es kostenlos Wasser, Früchte, Magnesium, Kondome und Informationen gibt. So, wie man eben „Streetlife“ kennt. Wir haben schon mehrmals gut mit ihnen zusammengearbeitet und sie sind da sehr präsent und wissen, was sie tun. Das kann man in Bezug auf Drogen machen, wobei ich den übermäßigen Konsum von Alkohol da nicht ausschließen würde. Den will man auch nicht auf seiner Veranstaltung haben, auch wenn er weniger schiefe Blicke erhält als wenn jemand Cannabis konsumiert.
In Bezug auf Alkohol achten wir darauf, dass möglichst niemand betrunken nach Hause fährt. Wir stellen einen Alkomat zur Verfügung, haben gratis Wasser und bieten die nicht-alkoholischen Getränke ein gutes Stück günstiger als Bier und Wein an.
Wenn man eine große Klammer darum machen möchte, dann geht es heuer etwas in die Richtung Reggae und Dub, mit einigen Ausreißern ins Experimentelle.
Gibt es – bis auf den Zusatz auf „lokale“ Bands zu setzen – eine spezielle Stimmung oder eine andere Klammer, welche die Gruppen untereinander verbindet?
 
Neben lokalen Bands ging es auch darum, Rittner zu fördern, Kollegen und Freunde mit spannenden Projekten oder Bands. Wenn man genretechnisch eine große Klammer darum machen möchte, dann geht es heuer etwas in die Richtung Reggae und Dub, mit einigen Ausreißern ins Experimentelle, zum Techno, zu Drum'n'Bass und zum Hiphop. Das lässt sich nicht ganz beschränken.
 
Was ist für Sie als Vereinspräsident der größte Punkt der Unsicherheit, wenn man vom Wetter absieht?
 
Wenn wir das Wetter ausklammern, dann bin ich heuer noch sehr, sehr ruhig in Sachen Unsicherheit. Hier auf dem Festplatz ist die größte Unsicherheit sicher, ob alle danach gut nach Hause kommen und ob alles mit Security und Feuerwehr klappt. Mittlerweile verfügt die Hauptstraße über einen Gehsteig und nahe gelegene Bushaltestellen… aber als Veranstalter wünscht man sich nicht nur, dass die Menschen einen gut erreichen, sondern auch, dass sie gut wieder abreisen. Es sollte nicht heißen, dass im Nightliner kein Platz mehr war oder kein Shuttle gekommen ist. Wenn man am Festplatz festhängt ist das schlecht, es ist hier nicht gerade angenehm warm bei Nacht.
 
Info:
„Zeitgeist Festival“ Facebook: https://www.facebook.com/zeitgeist.bz
„Zeitgeist Festival“ Homepage: https://zeitgeist.bz/
„Zeitgeist Festival“ instagram: https://www.instagram.com/zeitgeist.bz
 
Zeitgeist Festival Line-Up
„Zeitgeist Festival“-Line-Up: Mit dabei sind lokale Größen die bereits bekannt sind, aber auch der eine oder andere Name der neu sein dürfte. Grafik: Zeitgeist Festival