Politica | Freiheitliche

„Ich bin in der politischen Unruhezeit“

Pius Leitner über seinen Freispruch, sein mögliches Comeback und die Frage, ob seine Rückkehr das neue Gleichgewicht bei den Freiheitlichen nachhaltig stören könnte.
Pius Leitner und Hannes Zingerle
Foto: Salto.bz
Salto.bz: Herr Leitner, das Ende eines politischen Alptraums?
 
Pius Leitner: Alptraum ist vielleicht etwas zu viel gesagt. Ich würde sagen: Das Ende einer nachdenklichen Zeit für mich und auch eines Schocks. Denn ich habe mir in der ersten Instanz keinen Schuldspruch erwartet. Umso erleichterter bin ich deshalb über den Freispruch in der zweiten Instanz.
 
Die Staatsanwaltschaft hat Berufung angekündigt. Haben Sie keine Angst, dass die Kassation den Freispruch noch umwerfen könnte?
 
Nein, überhaupt nicht. Die Berufung steht natürlich jeder Prozesspartei zu. Aber ich bin hier sehr, sehr gelassen.
 

Das heißt jetzt: Es wird ein politisches Comeback von Pius Leitner geben?
 
Das muss es nicht unbedingt heißen. Ich habe jetzt eine Nachdenkpause gehabt und dabei festgestellt, dass es durchaus auch ein Leben außerhalb der Politik gibt. Aber ein Pius Leitner kann sein politisches Kleid nicht einfach ausziehen und sagen, jetzt interessiert mich das überhaupt nicht mehr. Ob ich aber aktiv nochmals einsteige, das wird sich zeigen. Für diese Entscheidung lassen ich mir Zeit.
Ein Pius Leitner kann sein politisches Kleid nicht einfach ausziehen und sagen, jetzt interessiert mich das überhaupt nicht mehr.
Wovon hängt Ihre Entscheidung ab?
 
Das hängt von mehreren Dingen ab. Ich meine, ich bin jetzt 63 Jahre alt, habe 25 Jahre im Landtag gesessen und war vorher schon 20 Jahre ehrenamtlich politisch tätig. Vor allem aber bin ich der Meinung, dass man auf keinen Fall jungen Menschen den Weg versperren sollte. Ich werde mir also genau anschauen wie die Partei aufgestellt ist. Natürlich hängt das Ganze aber auch davon ab, was die Partei entscheidet. Denn man muss erst sehen, ob ich in dieses neue Gefüge hineinpasse.
 
Manchem in Ihrer Partei dürfte eine mögliche Rückkehr von Pius Leitner aber mehr als ungelegen kommen?
 
Mir gegenüber hat das niemand so dargestellt. Mir sagt man, dass alle froh wären, wenn ich wieder kandidieren würde. Ob es Leute gibt, die diese Kritik nicht öffentlich äußern, das weiß ich nicht. Jedenfalls habe ich sehr viel Zustimmung von meiner Parteiführung, aber auch von von vielen politischen Mitbewerbern bekommen. Was mich aber am meisten freut: Hunderte einfach Menschen haben mir Mut zugesprochen. Natürlich wird es auch Einige geben, die den Pius Leitner lieber auf den Mond schießen würden. (lacht) Aber das besorgt mich nicht.
 

Die Frage ist, ob eine Rückkehr Pius Leitners, das neue Gefüge bei den Südtiroler Freiheitlichen nachhaltig durcheinander bringt?
 
Das möchte ich auf keinen Fall. Wenn es so wäre, dann bin ich sicher nicht dabei.
 
Was ärgert Sie rund um den Gerichtsfall Leitner am meisten?
 
Wir haben bei der Abrechnung der Fraktionsgelder genau das umgesetzt, was das Präsidium des Landtages beschlossen und vorgegeben hat. Deshalb war ich auch darüber verbittert, dass sich der Landtag - genauer gesagt das Präsidium - nicht von Anfang an hinter die Fraktionen und die Abgeordneten gestellt hat, gegen die ermittelt wurde. Es wurde ja gegen alle Fraktionen ermittelt...
 
Der Landtag hätte sich Ihrer Meinung nach in das Verfahren einlassen müssen?
 
Der Landtag hätte moralisch öffentlich Stellung beziehen müssen und erklären müssen: Die Fraktionen haben das gemacht, was wir von ihnen verlangt haben. Nicht mehr und nicht weniger. Denn so ist der Eindruck entstanden, die Fraktionen konnte sich einfach bedienen. Doch dem war nie so. Wir haben aufgrund eine Vorlage des Landtages abgerechnet.
In der Politpension sehe ich mich nicht.
Zurück zu einer möglichen Kandidatur: 2018 gibt es nicht nur Landtagswahlen, sondern auch Parlamentswahlen. Wird Pius Leitner den Sprung nach Rom versuchen?
 
Jedwelche Kandidatur, ganz gleich ob Parlament oder Landtag steht derzeit in den Sternen. Ich werde das mit dem Parteivorstand abklären und zum gegebenen Zeitpunkt bekannt geben.
 

Sie wollen nicht in Politpension gehen?
 
In der Politpension sehe ich mich nicht. Ich bin eher in der politischen Unruhezeit. Ich bekomme sehr viel Anfragen und werden immer wieder eingeladen. Mein Eindruck ist, dass viele Leute gar nicht wissen, dass ich gar nicht mehr Landtagsabgeordneter bin.